Zürich (awp) - Die Genussscheine von Roche halten sich am Dienstag nach der angekündigten Komplettübernahme von Foundation Medicine als einziger Blue Chip im Plus. Am Morgen hatte der Pharmakonzern mitgeteilt, sich mit dem langjährigen Partner geeinigt zu haben, auch noch die verbleibenden 43 Prozent für insgesamt 2,4 Milliarden US-Dollar zu übernehmen. Mit diesem Schritt will Roche seinen Fokus auf personalisierte Medizin noch stärker vorantreiben.

Gegen 9.35 Uhr gewinnen die Roche-Titel 0,4 Prozent auf 210,80 Franken hinzu. Der Leitindex SMI steht derweil ganz im Zeichen des sich zuspitzenden Handelskonflikt zwischen den USA und China um 0,75 Prozent tiefer.

Nicht nur bei Investoren stösst Roche mit diesem Schritt auf ein augenscheinlich positives Echo, auch Analysten äussern sich wohlwollend. Die Einigung mit dem Spezialisten für digitale Genomanalyse in der Onkologie passe sehr gut zur Strategie von Roche, schreibt Analyst Stefan Schneider von Vontobel. Immerhin habe sich Roche personalisierte Medizin gross auf die Fahnen geschrieben und gelte hier auch durchaus als ein Vorreiter.

"Wie die jüngsten Entwicklungen in der Krebsbehandlung gezeigt haben, erleichtert die molekulare und genomische Profilerstellung die Charakterisierung der Erkrankung des Patienten und die Auswahl der optimalen Therapie", so Schneider weiter. Dies sei nicht nur für die Patienten von Vorteil, sondern sollte Roche zudem erlauben, wirksamere, zielgerichtete Medikamente zu entwickeln und letztlich die Preissetzungsmacht zu steigern.

Analyst Michael Nawrath von der ZKB hebt dagegen hervor, dass Foundation Medicine auch nach der Übernahme seine Dienste weiterhin anderen Unternehmen anbiete, da Roche keine Exklusivität besitze. Andererseits werde durch die komplette Übernahme die Entwicklung weiterer sogenannter Comprehensive Genetic Profiling-Tests für die molekulare Identifikation von Krebszellen aller Art beschleunigt. Mehr noch: solche Tests werden durch Roches weltweite Präsenz allen Patienten zugänglich gemacht.

"Die Technologie von FMI ist neben derjenigen von Illumina führend in der Identifikation des bei jedem Krebspatienten einzigartigen Gen-Sets", schreibt der Experte in seinem Kommentar. Dadurch können neue Zielmoleküle für die Targeted Therapy wie auch für die Immunonkologie bestimmt und klinische Studien danach genauer ausgerichtet werden.

hr/kw