HANNOVER (dpa-AFX) - Beim Ausbau der Windkraft auf Nord- und Ostsee drohen die Risiken für die Umwelt nach Ansicht des Naturschutzbunds (Nabu) in den Hintergrund zu geraten. "Ich habe das Gefühl, die Windindustrie und Teile der Politik möchten einen Freifahrtschein haben", sagte der Nabu-Meeresschutzexperte Kim Detloff der Deutschen Presse-Agentur. Angesichts neuer Ausbauziele sei die Gefahr groß, dass jetzt Schnelligkeit vor Qualität gehe und Windparks an der falschen Stelle gebaut werden. "Die Energiewende ist kein Konjunkturprogramm für klamme Werften und Küstenländer."

Nord- und Ostsee gehe es schon heute schlecht, daher müsse man hinterfragen, wie viel Belastung die See insgesamt vertrage. "Wenn die Energiewende uns am wichtigsten ist, dann müssen bitte im Gegenzug andere Nutzungen, die Fischerei, die Schifffahrt und der Rohstoffabbau zurückstehen und stärker reguliert werden, um die Natur nicht zu überlasten", forderte Detloff.

Die norddeutschen Bundesländer und der Bund hatten angekündigt, dass die installierte Leistung der Offshore-Windenergie von derzeit rund 7 Gigawatt bis 2030 auf bis zu 20 Gigawatt steigen soll. Der Nabu hat sich zusammen mit anderen Umweltverbänden hinter dieses Ziel gestellt, allerdings nur im Rahmen der ökologischen Tragfähigkeit./cwe/DP/zb