Das kündigte Konzernchef Elon Musk am Dienstagabend bei der Verleihung des "Goldenen Lenkrad" vor den Chefs der deutschen Autokonzerne Volkswagen, Audi und BMW in Berlin an. Die "Gigafactory 4" soll auf einem Gelände in der Nähe des neuen Flughafens BER entstehen, für das schon einmal ein BMW-Werk im Gespräch gewesen war. In der Hauptstadt soll zudem ein Ingenieurs- und Designzentrum angesiedelt werden. Die Höhe der Investitionen nannte der ehrgeizige Tesla-Chef, der mit dem massentauglichen Elektro-Auto Model 3 die Konkurrenz in Zugzwang gebracht hat, nicht.

Über den Kurznachrichtendienst Twitter kündigte Musk lediglich an, in Berlin sollten Autos, Batterien und Antriebsstränge gebaut werden. Beginnen solle die Fabrik mit der Produktion des kompakten Elektro-SUV Model Y.

Von der Politik wurde die Ankündigung mit Genugtuung aufgenommen: "Die Entscheidung von Tesla, eine hochmoderne Fabrik für Elektroautos in Deutschland zu errichten, ist ein weiterer Beweis für die Attraktivität des Automobilstandortes Deutschland", erklärte Bundeswirtschaftminister Peter Altmaier. "Es ist zugleich auch ein Meilenstein beim Ausbau von Elektromobilität und Batteriekompetenz." Über Subventionen sei mit Tesla noch nicht gesprochen worden. Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums ergänzte, es gebe aktuell keine Subventionszusagen für Tesla.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke begrüßte die Entscheiden als "hervorragende Nachricht für unser Land". "Wir haben uns dafür seit längerem in intensiven Gesprächen und mit guten Argumenten eingesetzt", erklärte der SPD-Politiker. Im Interview mit dem Sender RBB räumte Woidke Hilfen für Tesla ein, ließ die Höhe aber offen. "Wir bewegen uns im beihilferechtlichen Rahmen der Europäischen Union. Das gilt für alle Länder in Europa, das ist der Rahmen, den wir haben. Wir werden natürlich das Unsere tun, um da entsprechend dieser Möglichkeiten gute Bedingungen für Tesla zu schaffen."

"MEHR FAHRT ALS 100 KANZLERGIPFEL IN BERLIN"

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sagte, Teslas Ankündigung sei eine gute Nachricht für den Autostandort Deutschland. Wettbewerb habe schon immer dafür gesorgt, besser und schneller zu werden. "Mit der Entscheidung von Elon Musk für Deutschland werden wir gestärkt und die Elektromobilität nimmt mehr Fahrt auf als bei 100 Kanzlergipfeln in Berlin."

Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop sagte im RBB Inforadio, an dem Standort in Brandenburg seien bis zu 7000 Arbeitsplätze im Gespräch. Weitere Stellen sollten in dem geplanten Ingenieurs- und Designzentrum in Berlin entstehen. Die "Bild"-Zeitung berichtete von bis zu 10.000 Stellen. Laut dem "Tagesspiegel" handelt es sich bei dem Standort im brandenburgischen Grünheide im Landkreis Oder-Spree südlich von Berlin um eine Industriefläche, die bereits einmal im Rennen für eine Ansiedlung eines BMW-Werkes war. Dudenhöffer indes warnte vor allzu hohen Erwartungen an Beschäftigungseffekte. Die Fertigung von Batteriezellen sei hochautomatisiert, sagte der Leiter des AR-Center an der Uni Duisburg-Essen. Beim Bau von E-Autos werden zudem ohnehin deutlich weniger Arbeitskräfte benötigt als bei herkömmlichen Verbrennern.

WERBEWIRKSAMER AUFTRITT

Der für werbewirksame öffentliche Auftritte bekannte US-Milliardär nutzte die Veranstaltung von "Auto Bild" und "Bild am Sonntag" zur Verleihung des "Goldenen Lenkrad" auch, um den dort versammelten Automanagern zu zeigen, dass er ihnen das Feld nicht überlassen will. In einem auf Youtube gezeigten Videomitschnitt eines Gesprächs mit Musk während der Veranstaltung zum "Goldenen Lenkrad" sagte Volkswagenchef Herbert Diess, Tesla sei wichtig, um der E-Mobilität zum Durchbruch zu verhelfen: "Ich bin froh, dass Elon uns antreibt." Der Tesla-Chef lobte im Gegenzug die deutsche Ingenieurskunst. Das sei auch ein Grund, warum Tesla eine Giga-Fabrik in Deutschland ansiedeln wolle. Dem britischen Magazin "Auto Express" sagte Musk, Großbritannien sei wegen der Brexit-Unsicherheiten nicht infrage gekommen.

Nach Ansicht von Arndt Ellinghorst vom britischen Investmentberater Evercore ISI ist die Wahl des Standorts nahe Berlin ein strategischer Schachzug von Musk. "Das ist ein Stich ins Herz der deutschen Autoindustrie." In einer Phase, in der die deutsche Industrie mitten im Umbruch stecke, in Deutschland ein Werk zu bauen, spreche für Teslas Ambitionen.

KEINE ANGST VOR TESLA

Die deutschen Konzerne, allen voran Volkswagen, fahren derzeit die Produktion von Elektroautos hoch. Die Wolfsburger haben erst vergangene Woche in Zwickau die Produktion des neuen ID.3 gestartet, in Braunschweig begann VW die Produktion von Batterien. Zusammen mit dem schwedischen Start-up Northvolt will Volkswagen zudem in großem Stil in die Fertigung von Batteriezellen einsteigen, um unabhängiger von Lieferanten aus Asien zu werden. Die Niedersachsen wollen in wenigen Jahren zum führenden Anbieter klimaschonender Mobilität aufsteigen und Tesla hinter sich lassen. Tesla weitet sein Produktionsnetzwerk ebenfalls weltweit aus. In China zieht der Autobauer derzeit seine erste Fabrik außerhalb der USA hoch.