So lag die Marktkapitalisierung von BMW - immer noch fest in der Hand der Familie Quandt - unter der Summe aus Nettobarmitteln und dem Buchwert des Bankgeschäfts. Dies deutet darauf hin, dass das Automobilgeschäft - in diesem Fall das am besten kapitalisierte und profitabelste des Sektors, mit Margen wie bei Porsche und einem jährlichen Betriebsgewinn von regelmäßig zwischen 4 und 5 Milliarden Euro - weniger als Null wert war.
Eine andere Möglichkeit bestand darin, das Bankgeschäft - dessen Rentabilität jedes europäische Finanzinstitut vor Neid erblassen lassen würde - mit dem doppelten Wert des Eigenkapitals zu bewerten, was etwa 40 Euro pro Aktie ergab. Sobald die 40 bis 50 Euro aus dem chinesischen Joint Venture hinzukamen, war der Rest von BMW gratis. Dem Vorschlag mangelte es also nicht an Attraktivität.
Wir geben zu, dass dies etwas spezielle Berechnungen sind...
Ein weiterer Aspekt, auf den wir in der Vergangenheit hingewiesen haben, ist der, dass BMW vor allem nach seiner Fähigkeit zur Ausschüttung von Dividenden bewertet wird. Und siehe da: Die Dividendenausschüttung ist gestiegen - und mit ihr der Aktienkurs, der aktuell eine Dividendenrendite von über 6 % aufweist.
Kommen wir nun zur Veröffentlichung der Jahresergebnisse von BMW: Der konsolidierte Umsatz erreichte einen historischen Rekord von 142 Mrd. Euro, gegenüber 111 Mrd. Euro im letzten Jahr und 77 Mrd. Euro vor zehn Jahren.
Der Betriebsgewinn entspricht dem des Vorjahres und liegt bei 14 Mrd. Euro im Jahr 2022 gegenüber 13,5 Mrd. Euro im Jahr 2021. Der Margenrückgang ist das Ergebnis allgemein gestiegener Herstellungskosten, die wiederum eine direkte Folge des inflationären Klimas sind, das sich noch nicht vollständig in den Preisen niederschlägt.
Elektrofahrzeuge machten fast ein Viertel des Absatzes aus, während es vor fünf Jahren noch ein Zwanzigstel war. So hat BMW 215.000 Elektrofahrzeuge in 2022 ausgeliefert. Zwar ist BMW hier führend unter den europäischen Herstellern, doch ist dies immer noch sechsmal weniger als die Zahl der von Tesla ausgelieferten Fahrzeuge.
Vorsicht ist beim spektakulären Nettoergebnis von 23,5 Mrd. Euro geboten, gegenüber 15,5 Mrd. Euro im Vorjahr: Die Differenz ist ausschließlich auf eine buchhalterische Anpassung infolge der Konsolidierung von BMW Brilliance, dem früheren chinesischen Joint Venture, zurückzuführen.
Aus strategischer Sicht und nach dem Vorbild anderer Schwergewichte der deutschen Industrie, wie z.B. der BASF, legt BMW einen Schwerpunkt auf China. Dort verkauft der Automobilhersteller bereits ein Drittel seiner Fahrzeuge. Ob dies ein Risiko oder eine Chance ist, gilt es wohl selbst abzuwägen.