Dort solle das Angebot an Nachahmermedikamenten weiterhin gezielt ausgebaut werden, erklärte Sturm am Donnerstag bei Vorlage der Quartalszahlen. "Denn dieses Ziel war richtig und bleibt richtig." Der Gesundheitskonzern aus Bad Homburg hatte die 4,4 Milliarden Euro schwere Übernahme von Akorn im April abgeblasen. Fresenius wirft der obersten Akorn-Führung eklatanten Betrug im Zusammenhang mit Testergebnissen in den USA vor. Für den Ausbau des Nordamerika-Geschäfts sieht Sturm eine gute Basis in einer starken Entwicklung der eigenen auf Nachahmermedikamente spezialisierten Sparte Fresenius Kabi.

Fresenius beschuldigt das Akorn-Management, es habe der US-Arzneimittelbehörde FDA wissentlich gefälschte Daten schicken lassen. Dies hätten selbst eingeleitete, unabhängige Untersuchungen ergeben. Eine Stellungnahme von Akorn zu den am Mittwoch in Gerichtsunterlagen bekanntgewordenen konkreten Vorwürfen lag zunächst nicht vor. Das Unternehmen aus einem Vorort von Chicago will die Übernahme vor Gericht durchsetzen. In seiner Klage erklärte Akorn, Fresenius habe Probleme mit Datenintegrität angeführt, die in der Generika-Branche nicht ungewöhnlich seien. Fresenius wolle diese nun nutzen, um sich aus dem Geschäft aus finanziellen Gründen zurückzuziehen. Fresenius reagierte Ende April mit einer Gegenklage.

Die Übernahme wäre die zweitgrößte des hessischen Unternehmens gewesen. Doch von den juristischen Streitigkeiten um die Absage will sich der Konzernchef nicht aufhalten lassen. "Wir verfolgen weiter das strategische Ziel, unser Angebot an flüssigen Generika in Nordamerika gezielt zu verbreitern", sagte Sturm. "Die weiterhin starke Entwicklung von Fresenius Kabi bietet dafür eine hervorragende Ausgangsposition."

Fresenius Kabi ist auf Nachahmermedikamente spezialisiert, die intravenös verabreicht werden. Die Sparte stach in den ersten drei Monaten mit einem organischen Wachstum von neun Prozent hervor, während sich das Wachstum aus eigener Kraft im Konzern auf vier Prozent belief. Fresenius Kabi habe sich in allen Regionen und Produktbereichen "prächtig entwickelt", sagte Sturm. "Das sind beste Voraussetzungen, unsere ambitionierten Wachstumsziele und damit ein weiteres Rekordjahr zu erreichen."

Fresenius bestätigte, währungsbereinigt den Konzernumsatz 2018 um fünf bis acht und den Nettogewinn um sechs bis neun Prozent steigern zu wollen. Die entsprechenden Zuwächse im ersten Quartal lagen mit je sieben Prozent in diesem Rahmen.

Die gegenüber dem Euro schwächeren Währungen der USA und Chinas hatten aber einen negativen Einfluss, so dass der Umsatz unter Berücksichtigung dieser Faktoren um ein Prozent auf 8,1 Milliarden Euro und das um Sondereinflüsse bereinigte Konzerergebnis um zwei Prozent auf 450 Millionen Euro sank.

Auch ein erwarteter Rückgang im Apothekengeschäft der Tochter Fresenius Medical Care (FMC) lastete auf den Erlösen. FMC selbst hatte unlängst die eigene Umsatzprognose auf fünf bis sieben Prozent gesenkt, verglichen mit einem bisherigen Ziel von rund acht Prozent.