Credit Agricole : EU-Gericht kassiert Millionenstrafe der EZB für Credit Agricole
Am 08. Juli 2020 um 13:25 Uhr
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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Rechtstreit mit der französischen Großbank Credit Agricole eine Schlappe erlitten.
Bankenkontrolleure der EZB hatten dem Geldhaus und Konzerntöchtern 2018 wegen Verletzung von Kapitalvorschriften Strafen in Höhe von insgesamt 4,8 Millionen Euro aufgebrummt. Das Gericht der Europäischen Union (EuG) kassierte diese Entscheidung nun am Mittwoch. Zur Begründung hieß es, die EZB habe die Details zur Berechnung der Strafen nicht offengelegt und die Entscheidung somit unzureichend begründet. Die Bank habe allerdings ein Anrecht auf eine ausreichende Darlegung gehabt, rügte das Gericht. Die EZB erklärte, die Notenbank nehme die Entscheidung zur Kenntnis.
Credit Agricole hatte bestimmte Kapitalinstrumente als Kernkapital-Instrumente eingestuft, ohne zuvor die erforderliche Genehmigung der Aufsicht einzuholen. Aus ähnlichen Gründen wurden auch gegen zwei Konzerntöchter Strafen verhängt. Niederlagen der EZB vor Gericht gelten als eher selten. So hatte sie 2018 vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) praktisch einen Freifahrtschein für ihre umstrittenen Anleihenkäufe bekommen.
Crédit Agricole S.A. ist eine der führenden europäischen Bankengruppen und der wichtigste Geldgeber der französischen Wirtschaft. Das Nettobankprodukt teilt sich wie folgt auf die einzelnen Aktivitäten auf: - Privatkundengeschäft (30,1%): Aktivitäten in Frankreich (Crédit Lyonnais) und im Ausland. Darüber hinaus ist die Gruppe in Frankreich über ihre 39 regionalen Filialnetze präsent (damit ist sie das größte französische Bankennetz); - Finanz-, Investment- und Market-Banking (30,1%): Standard- und Spezialfinanzierungen (Finanzierung von Akquisitionen, Projekten, Luft- und Seefahrt usw.), Aktiengeschäfte, Beratung bei Fusionen und Übernahmen, Investitionskapital usw; - Vermögensverwaltung, Versicherungen und Private Banking (25,9%); - spezialisierte Finanzdienstleistungen (13,9%): Verbraucherkredite, Leasing und Factoring (Nr. 1 in Frankreich). Ende 2023 verwaltet die Crédit Agricole S.A. 835 Milliarden Euro an Giroeinlagen und 516,3 Milliarden Euro an laufenden Krediten. Die NBP ist geografisch wie folgt verteilt: Frankreich (46%), Italien (20%), Europäische Union (14,3%), Europa (7,2%), Nordamerika (6%), Japan (1,3%), Asien und Ozeanien (3,5%), Afrika und Naher Osten (1,3%), Mittel- und Südamerika (0,4%).