PARIS/LONDON (awp international) - Die europäischen Börsen haben nach der leichten Erholung zu Wochenbeginn wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Angesichts der anhaltenden Sorgen wegen der Folgen der Ausbreitung des Coronavirus notierten die wichtigsten Indizes am Dienstag im Minus. Als Belastung kam die damit verbundene Umsatzwarnung des Computerkonzerns Apple hinzu. Bei iPhones gibt es Lieferengpässe, weil die Produktion in China langsamer hochgefahren wird als geplant.

Es sei ein Weckruf von Apple für scheinbar unbekümmerte Anleger und eine Mahnung, die Konsequenzen der Epidemie für die Wirtschaft nicht zu unterschätzen, kommentierte dies Analyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader.

Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 gab um 0,36 Prozent auf 3839,58 Punkte nach. Für den französischen Leitindex Cac 40 ging es um 0,34 Prozent auf 6065,07 Punkte nach unten. Der Londoner FTSE 100 ("Footsie") lag mit 0,74 Prozent bei 7378,21 Punkten im Minus.

Die Epidemie mit der neuen Lungenkrankheit in China wird sich nach Einschätzung eines führenden chinesischen Experten möglicherweise erst Ende April stabilisieren. "Das ist eine sehr grobe Schätzung", sagte Professor Zhong Nanshan, der Chef der Expertengruppe der chinesischen Regierung, in einem Video, über das die Zeitung "Nanfang Dushibao" (Southern Metropolis Daily) berichtete.

Aus Branchensicht litten europaweit die konjunktursensiblen Technologiewerte mit einem Minus von 0,90 Prozent besonders unter den schlechten Nachrichten von Apple , die im vorbörslichen US-Handel mehr als 3 Prozent verloren. "Apple ist eine der ganz grossen Wachstumsaktien, die die Märkte in der Vergangenheit nach oben getrieben hat", schrieb Analyst Stephen Innes vom Broker Axicorp. Die Frage sei, ob eine Hiobsbotschaft von Apple "diese Party nun beendet". Ein Händler nannte die Umsatzwarnung "keine komplette Überraschung", die Nachricht könne allerdings "Schockwellen durch die Technologiewelt senden".

Auch Automobilaktien wurden gemieden: Der entsprechende Branchenindex fiel um 1,10 Prozent. Die Pkw-Neuzulassungen in der Europäischen Union waren im Januar zurückgegangen, wobei der französische Markt den grössten Dämpfer erhielt. Dementsprechend sackten die Anteilsscheine von Renault am Cac-40-Ende um mehr als 4 Prozent ab.

Unter Druck standen auch die Papiere von HSBC , die als Schlusslicht im "Footsie" um rund 6 Prozent einknickten. Das neue Spar- und Strategieprogramm der britischen Grossbank verärgerte die Aktionäre der Grossbank. HSBC prüft innerhalb eines milliardenschweren Sparprogramms den Abbau von bis zu 35 000 Stellen. Wegen des anstehenden Umbaus setzt die Bank im laufenden und kommenden Jahr den Rückkauf eigener Aktien aus. Insbesondere dieser Schritt wurde Börsianern zufolge am Markt negativ aufgenommen.

In Italien kommt die lange erwartete Konsolidierung im dortigen Bankensektor in Gang. Die Grossbank Intesa Sanpaolo will ihre kleinere Rivalin Unione di Banche Italiane (UBI) übernehmen. Damit schnellten die UBI-Papiere als einsamer Spitzenreiter im Leitindex FTSE MIB um zuletzt knapp 22 Prozent in die Höhe und die Anteilsscheine von Intesa legten um fast 2 Prozent zu./la/fba