"Es gibt Licht und es gibt Schatten" sagte Stahlbetriebsratschef Tekin Nasikkol am Donnerstag vor Journalisten in Duisburg. Zwar solle es nach den Plänen des Stahlvorstands massive Investitionen in das Stahlgeschäft geben. Diese seien aber nicht sicher. "Der Vorstand der Thyssenkrupp AG muss das Geld erst freigeben." Es gebe dort Stimmen, die sagten, der Stahl brauche zuviel Geld, warnte Nasikkol.

"Die Manager haben den Laden, Thysenkrupp, zu Grunde gerichtet", kritisierte Nasikkol. Es sei zu wenig Geld in die Sparte geflossen, wodurch diese im Wettbewerb zurückgefallen sei. "Der Stahl braucht massive Investitionen." Das Geschäft müsse breit aufgestellt werden. "Eine reine Konzentration nur auf den Automobilsektor halten wir für einen Fehler."

KLARHEIT ÜBER INVESTITIONEN ERST NACH ELEVATOR-VERKAUF

Die "Strategie 20-30" sieht nach Reuters-Informationen unter anderem jährliche Investitionen von rund 570 Millionen Euro vor, was in etwa dem bisherigen Budget entspricht. Die Investitionen sollen in neue Anlagen und die Modernisierung der Produktion gesteckt werden. Es würden aber wohl auch Aggregate geschlossen. "Der Konzern will knallhart restrukturieren", erklärte Nasikkol. Die Details dazu seien weiter nicht völlig klar. Thyssenkrupp hat angekündigt, weltweit 6000 der rund 160.000 Stellen zu streichen, darunter 2000 im Stahl.

Klarheit über die Vergabe der Mittel werde es wohl erst im März geben, wenn der Verkauf der lukrativen Aufzugssparte über die Bühne gegangen sei, sagte der Betriebsratschef. "Erst dann weiß man, wie die Transaktion Elevator laufen wird. Und dann wird die Entscheidung fallen, wieviel Geld zurückfließt in den Stahlbereich. Thyssenkrupp steckt angesichts hoher Verluste und Schulden in einer der größten Krisen der Unternehmensgeschichte. Die neue Vorstandsvorsitzende Martina Merz will die Aufzugssparte versilbern, um dem Konzern wieder Luft zu verschaffen. Experten beziffern den Wert von Thyssenkrupp Elevator auf über 15 Milliarden Euro.

Personal-Vorstand Oliver Burkhard hatte in einem Interview mit der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" auf die Verantwortung für den gesamten Konzern verwiesen. Für den Stahl gelte wie für alle anderen Geschäfte: "Mittel für Investitionen bekommt nicht der, der am lautesten ist, sondern wer am besten belegen kann, dass das Geld sinnvoll angelegt ist. Wir haben den Anspruch, dass alle Geschäfte ihre Investitionen absehbar selbst erwirtschaften können."