Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Für die Bezieher von Lohneinkommen ist das Mieten einer Wohnung laut dem Eigentümerverband Haus und Grund Deutschland in fast jeder Region Deutschlands seit 2015 bezahlbarer geworden. Laut einer Studie des Verbandes seien die Löhne im Betrachtungszeitraum durchschnittlich um 14,2 Prozent gestiegen, die Bestandsmieten jedoch nur um 7,3 und die Neuvertragsmieten um 7,7 Prozent, so Haus und Grund. "Das gleiche Bild zeigt sich auch auf Kreisebene: Nur in sechs von 400 Kreisen sind die Bestandsmieten stärker gestiegen als die Löhne, bei den Neuvertragsmieten gilt dies in 49 Kreisen", sagte Verbandspräsident Kai Warnecke.

Durchweg bezahlbarer seien die Mieten in allen sieben deutschen Großstädten geworden. Warnecke sprach bei einer Pressekonferenz in Berlin von einem "Sichtbarkeitsproblem von bezahlbarem Wohnraum auf dem Wohnungsmarkt". So kämen Nachmieter ausziehender Mieter oft ohne öffentliche Annonce aus deren Freundeskreis. Auch gebe es definitiv ein Mengenproblem. "Aber die Bezahlbarkeit als solche ist für die Mieterinnen und Mieter kein Problem." Aus Sicht des Verbandes sei für einen Großteil der privaten Haushalte die Bezahlbarkeit des Mietens gesichert. Schließlich seien die Löhne erneut stärker gestiegen als die Bestandsmieten und auch die Neuvertragsmieten.

"Damit sind die Probleme auf dem Wohnungsmarkt jedoch nicht gelöst", betonte Warnecke. Die hohe Wohnkostenbelastung von Haushalten mit niedrigem Einkommen sei seit jeher ein soziales Problem, das jedoch nicht erst mit den hohen Mietsteigerungen der vergangenen Jahre entstanden sei. "Die steigenden Mieten resultieren allein aus einem Mangel an Wohnungen und den hohen Kosten energetischer Sanierungen. Die Ampel-Koalition muss jetzt alles tun, damit schnell ausreichend neue Wohnungen gebaut und bestehende günstiger saniert werden können", forderte er. "Zudem muss sie dafür sorgen, dass in Zukunft kein Bezahlbarkeitsproblem entsteht.

Der Verband schlage vor, zu fördern, was gesetzlich bei Neubau und Sanierung gefordert sei, die Sanierungsförderung auf 25 Milliarden Euro pro Jahr aufzustocken und zu verstetigen, eigene Förderbereiche für private Eigentümer und eine Baulandplanungspflicht für Kommunen einzuführen sowie die Vorgabe von 65 Prozent erneuerbarer Energie beim Einbau neuer Heizungen zu verschieben. Warnecke verlangte zudem, die Mietpreisbremse nicht zu verlängern, die CO2-Bepreisung beim Heizen auszusetzen und das Grundsteueraufkommen beim Wert von 2015 vorübergehend zu deckeln.

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January 12, 2023 05:15 ET (10:15 GMT)