LONDON (Dow Jones)--Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Sonntag ein Dekret unterzeichnet, um die Kontrolle über die Vermögenswerte von Danone und Carlsberg in dem Land zu übernehmen. Der Schritt ist eine der drastischsten Antworten auf die Flucht westlicher Unternehmen aus Russland seit dem Beginn des Angriffs auf die Ukraine.

Hier ist eine Übersicht über westliche Unternehmen, deren Vermögenswerte vom russischen Staat beschlagnahmt wurden.


DANONE: Der französische Nahrungsmittelkonzern Danone kündigte an, die Situation zu prüfen und alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um die Rechte der Anteilseigner von Danone Russia zu schützen. Im vergangenen Oktober hatte Danone einen Prozess gestartet, um die Kontrolle des wichtigen Milchproduktegeschäfts und des Geschäfts mit pflanzlichen Lebensmitteln zu übertragen. Die Maßnahme des Kremls werde den Ausblick 2023 nicht beeinflussen, so der Konzern.


CARLSBERG: Der dänische Brauereikonzern Carlsberg bezeichnete die Entscheidung vom Sonntag, die Baltika Breweries temporär den Behörden zu unterstellen, als unerwartet. Man werde nun die rechtlichen und operativen Konsequenzen prüfen und alle notwendigen Maßnahmen ergreifen. Vergangenen Monat hatte Carlsberg einen Verkauf seines russischen Geschäfts vereinbart. Doch die Aussichten für den Verkaufsprozess sind nach Unternehmensangaben nun sehr unsicher.


UNIPER: Die russischen Behörden haben im April Unipers Anteil von 83,73 Prozent an dessen Geschäft in Russland übernommen. Der deutsche Energieversorger teilte seinerzeit mit, dass die rechtliche Situation rund um Unipro geprüft werde. Aus der Bilanz wurde das Geschäft bereits dekonsolidiert. Der Verkauf des Anteils wurde von den russischen Behörden nicht genehmigt, obwohl der Vertrag mit dem Käufer schon im September unterzeichnet worden war.


FORTUM: Im April hat der russische Staat den Anteil der einstigen Uniper-Mutter Fortum in Höhe von 90,23 Prozent an dem Russland-Geschäft übernommen. Der finnische Energiekonzern kündigte an, die Situation zu prüfen. Fortum hatte bereits im Mai vergangenen Jahres angekündigt, Russland zu verlassen. Ende 2022 hatten die Vermögenswerte in Russland einen Buchwert von 1,7 Milliarden Euro


SHELL/MITSUBISHI: Russland hat vergangenen Sommer die Kontrolle über das internationale Konsortium hinter dem riesigen Öl- und Gasprojekt Sakhalin-2 übernommen. Unter den Anteilseignern waren Shell und Mitsubishi.


Der Kreml droht schon lange damit, die Assets von Unternehmen, die Russland verlassen, zu verstaatlichen. Einige Unternehmen haben ihr Geschäft bislang jedoch behalten.


BARRY CALLEBAUT: Der Schweizer Schokoladenhersteller Barry Callebaut verfügt nach wie vor über ein bedeutendes Russland-Geschäft und hat keine Bereitschaft signalisiert, dies aufzugeben, wie Analyst Pascal Boll von Stifel schrieb. "Wir sind der Ansicht, dass die neuesten Nachrichten sicherlich nicht gut sind für Danone und noch schlechter für Barry Callebaut." Die Anleger schienen das Engagement von Barry Callebaut vergessen zu haben, so der Analyst. Der Konzern betreibt drei Fabriken in dem Land, im schlimmsten Fall könnte laut Boll eine Abschreibung von 150 bis 200 Millionen Franken fällig werden.


RAIFFEISEN BANK INTERNATIONAL: Die österreichische Raiffeisen Bank International hat dieses Jahr angekündigt, die Geschäftsaktivitäten in Russland zu reduzieren, während der Komplettausstieg geprüft werde. Die Bank reduzierte die ausgereichten Kredite und trennte das Kapital von Raiffeisenbank Russia regulatorisch ab, verließ das Land aber nie. Raiffeisen ist eine der europäischen Banken mit dem größten Exposure in Russland. Sie beschäftigte dort Stand Ende 2022 laut Geschäftsbericht über 9.500 Mitarbeiter.


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July 17, 2023 07:26 ET (11:26 GMT)