Frankfurt (Reuters) - Die Nervosität der Anleger angesichts der Lage in Nahost hat anscheinend nachgelassen.

Der deutsche Leitindex Dax, der seit Monatsbeginn um 4,5 Prozent eingebrochen ist, rückte am Montag um 0,3 Prozent auf 14.725 Punkte vor. Der EuroStoxx50 stieg um 0,6 Prozent auf 4037 Zähler. Auch die wichtigsten US-Indizes eröffneten fester.

Die Anleger zeigten sich erleichtert, dass der Konflikt im Nahen Osten weniger heftig verlaufe als befürchtet, sagte Anthi Tsouvali, Strategin beim Finanzdienstleister State Street. "Am Freitag, als die Bodenoffensive Israels im Gazastreifen begann, waren die Anleger sehr risikoscheu. Da die Auswirkungen nun nicht so groß sind, wie alle erwartet hatten, ist das unterm Strich eine gute Nachricht für die Märkte", sagte die Expertin.

Andere Analysten mahnten allerdings zur Vorsicht. "Es ist zu einfach, die Kursverluste der vergangenen Woche ausschließlich auf die Ereignisse im Nahen Osten zurückzuführen", sagte etwa Michael Hewson, Chefanalyst beim Broker CMC Markets. Dies sei zwar zum Teil richtig. Andererseits hat es zugleich auch Enttäuschungen an anderen Fronten gegeben.

So dürfte neben den Sorgen um eine Eskalation des Kriegs in Nahost auch die konjunkturelle Entwicklung viele Investoren vorsichtig stimmen. Die Schnellschätzung des Statistischen Bundesamtes zeigte am Montag, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal um 0,1 Prozent geschrumpft ist. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten sogar ein Minus von 0,3 Prozent auf dem Zettel. "Das war etwas besser als von uns befürchtet", konstatierte Jens-Oliver Niklasch von der LBBW. "Dennoch ändert sich das Gesamtbild dadurch nicht. Deutschlands Wirtschaft tritt mehr oder weniger auf der Stelle."

In den Fokus rückte in der neuen Woche auch die US-Notenbank Federal Reserve, die auf eine erneute Zinspause zusteuert. Fed-Chef Jerome Powell signalisierte für den am Mittwoch anstehenden Zinsentscheid, dass der Schlüsselsatz in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent bleiben dürfte. Erstmals seit Beginn der geldpolitischen Straffungsserie im März 2022 könnte die Fed somit auf zwei aufeinander folgenden Sitzungen die Füße still halten. Der Dollar-Index notierte im Vorfeld der Fed-Sitzung 0,4 Prozent schwächer bei 106,108 Punkten. Der Euro lag mit 1,062 Dollar ein halbes Prozent fester. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte vergangene Woche entschieden, ihre Serie von Zinserhöhungen angesichts einer schwächelnden Konjunktur und rückläufigen Inflationszahlen zu stoppen. Börsenspekulationen auf schnelle Senkungen erteilte sie aber eine klare Absage.

SIEMENS ENERGY MIT RÜCKENWIND

Bei den Einzelwerten stand wieder Siemens Energy im Blickpunkt. Die Aktien setzten nach dem Kursrutsch in der vergangenen Woche ihre Erholung fort. Die Papiere legten im Dax zeitweise um fast 17 Prozent zu. Am Donnerstag waren sie um knapp 40 Prozent eingebrochen, nachdem der Konzern von Gesprächen mit dem Bund über Garantien für Großaufträge berichtet hatte. Siemens-Energy-Aufsichtsratschef Joe Kaeser hatte in der "Welt am Sonntag" versucht, die Sorgen zu zerstreuen. Es gehe bei den Gesprächen mit dem Bund nicht um Staatshilfe. Es gehe lediglich um Garantien, die Siemens Energy beim Wachstum unterstützten. Auf der Verliererseite fanden sich die Merck-Aktien wieder, die aufgrund einer Reihe von Kurszielsenkungen vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen 4,7 Prozent verloren.

Am Ölmarkt ging es für die Preise nach der jüngsten Rally zu Wochenbeginn bergab. Die Notierungen für das Nordseeöl Brent und das US-ÖL WTI verloren jeweils mehr als drei Prozent auf 87,55 beziehungsweise 82,39 Dollar je Fass. Die Furcht vor einer Eskalation des Konfliktes zwischen Israel und der Hamas hatte die Preise am Freitag gut drei Prozent in die Höhe getrieben.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Daniela Pegna, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)