Frankfurt (Reuters) - Bis mit einem digitalen Euro bezahlt werden kann, wird es aus Sicht von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel noch mehrere Jahre dauern.

"Das ist ein großes IT-Projekt. Ich rechne damit, dass wir in zirka fünf Jahren mit dem digitalen Euro bezahlen werden", sagte Nagel am Donnerstagmorgen im "Deutschlandfunk". Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Mittwoch grünes Licht für die nächsten Schritte hin zu einer digitalen Version der Gemeinschaftswährung gegeben. Dabei sollen das Regelwerk fertiggestellt und Anbieter für die Entwicklung einer Plattform und Infrastruktur ausgewählt werden. Diese Vorbereitungsphase wird am 1. November beginnen und ist zunächst auf zwei Jahre angelegt.

Der digitale Euro werde den Standard setzen für sicheres bezahlen - auch für die Geschwindigkeit beim Bezahlen und für Verlässlichkeit, sagte Nagel. "Das wird auch die kostengünstigste Variante werden." Deshalb sei er sicher, dass der digitale Euro eine große Akzeptanz finden werde. Auf dem Handy werde es dann eine App geben, eine digitale Geldbörse. "Und über die werden Sie dann kostengünstig und zuverlässig bezahlen können."

Mit einer digitalen Version der Gemeinschaftswährung will die EZB der zunehmenden Konkurrenz im digitalen Zahlungsverkehr durch US-Unternehmen wie Paypal oder Apple Pay und dem Vormarsch von Kryptodevisen wie Bitcoin und Ethereum etwas entgegensetzen. Auch der Aspekt der Souveränität Europas im Zahlungsverkehr spielt hier eine wichtige Rolle. Zudem soll verhindert werden, dass angesichts des zunehmenden Rückgangs des Bargelds der digitale Zahlungsverkehr ganz dem privaten Sektor überlassen wird.

Die Banken, die gespannt hinschauten, was die EZB da unternehme, würden in die Entscheidungsprozesse mit eingebunden, sagte Nagel. "Und im übrigen bin ich auch davon überzeugt, dass der digitale Euro, auf die Art und Weise wie er gemacht sein wird, auch neue Geschäftsmodelle für die Banken bringen wird." Das werde die Finanzinstitute letztendlich vom digitalen Euro überzeugen. Bei den Geldhäusern grassiert unter anderem die Sorge, dass Kunden größere Summen von ihren Konten abziehen und in den digitalen Euro umschichten könnten. Der Finanzbranche würden somit Einlagen entzogen werden.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)