FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Kurs des Euro hat am Dienstag gegenüber dem US-Dollar weiter zugelegt. Die Gemeinschaftswährung erreichte im Handelsverlauf bei 1,1276 Dollar den höchsten Stand seit Februar 2022, bevor der Schwung etwas nachließ. Am Mittag kostete der Euro 1,1256 Dollar und damit immer noch etwas mehr als am Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montagnachmittag auf 1,1230 Dollar festgesetzt.

Grundsätzlich stützt den Euro die Aussicht auf ein Ende der Zinsanhebungen durch die US-Zentralbank Fed. Verantwortlich dafür sind fallende Inflationsraten, die den Kampf der Fed gegen die hohe Teuerung weniger dringlich erscheinen lassen. Nach kräftigen Zinsanhebungen seit März 2022 wird an den Märkten für dieses Jahr aktuell mit nur noch einer weiteren Zinsanhebung in den USA gerechnet.

Diesseits des Atlantiks stellen sich Fachleute und Marktteilnehmer die Frage, wie deutlich die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen noch anheben wird. Aktuell werden an den Märkten zwei weitere Anhebungen, vermutlich auf den nächsten beiden Zinssitzungen im Juli und September, erwartet. Aktuelle Äußerungen wie des niederländischen Notenbankchefs und EZB-Ratsmitglieds Klaas Knot aber lassen es fragwürdig erscheinen, ob die Europäische Zentralbank ihre Zinsen nach dem Sommer weiter anheben wird. Mit Blick auf künftige Zinsanhebungen sagte Knot dem Sender Bloomberg TV: "Für Juli halte ich es für eine Notwendigkeit - für alles darüber hinaus wäre es höchstens eine Möglichkeit, aber keineswegs eine Gewissheit."

Die türkische Lira beschleunigte derweil ihre Talfahrt und erreichte abermals Rekordtiefs zum Dollar und zum Euro. Vor der am Donnerstag anstehenden Zinssitzung der türkischen Notenbank steigt offenbar die Nervosität am Devisenmarkt. Am Markt wird aktuell wohl spekuliert, dass die Zentralbank den Leitzins von 15 Prozent auf lediglich 16,5 oder 17 Prozent erhöhen könnte. Analysten erwarten im Schnitt eine Anhebung auf 18,5 Prozent.

Im vergangenen Jahr hatte die türkische Notenbank den Leitzins trotz einer hohen Inflation mehrfach gesenkt. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte sich immer wieder für Zinssenkungen ausgesprochen und starken Druck auf die Notenbank ausgeübt. Nach seiner Wiederwahl signalisierte Erdogan jedoch einen Wandel in seiner Wirtschafts- und Geldpolitik. Im Juni leitete die türkische Notenbank dann tatsächlich eine Wende ihrer bisherigen Geldpolitik ein und erhöhte den Leitzins auf 15 Prozent. Noch ist aber nicht sicher, ob Erdogan der Notenbank tatsächlich den nötigen Spielraum einräumt, um die Inflation mit deutlichen Zinsanhebungen zu bekämpfen./la/bgf/jha/