FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte haben einen guten Start ins Jahr erwischt, es geht nun den zweiten Tag in Folge nach oben. Zum einen dürfte es daran liegen, dass frisches Geld zu Jahresbeginn angelegt wird. Zum anderen werden die Inflationsdaten aus Deutschland als positiver Impuls gewertet. Auch wenn die Verbraucherpreise im Januar wieder steigen dürften, wird der aktuelle Rückgang der Inflation begrüßt, der zum großen Teil auf den staatlichen Energie-Rabatt zurückzuführen ist. In Folge geht es für die Anleihen nach oben und die Zinsen kommen leicht zurück, die Rendite der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren fällt um 9 Basispunkte auf nun 2,36 Prozent. Der Euro fällt gegenüber dem Dollar auf 1,0575 deutlicher zurück, auch wenn er sich von dem Tief leicht erholen kann.

Der DAX gewinnt 1,3 Prozent auf 14.250 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,3 Prozent auf 3.907 nach oben. Die europäischen Sub-Indizes liegen alle im Plus. Zu den Gewinnern gehören die Technologiewerte, deren Bewertungen auch über die Entwicklung bei den Zinsen profitieren.

Das Volumen hat angezogen, nachdem die Marktteilnehmer aus Zürich und London nach dem Feiertag am Montag nun auch wieder dabei sind. Die freundliche Eröffnung an der Wall Street liefert derweil keinen Impuls.


   Inflation kommt stärker als erwartet zurück 

Nachdem die Inflation aus den Bundesländern bereits die Richtung seit dem frühen Morgen vorgegeben hat, fällt sie im Dezember auch deutschlandweit. "Die Richtung stimmt", heißt es in einer ersten Reaktion von Thomas Altmann, Portfoliomanager bei QC Partners. Die Jahresrate ist im Dezember den zweiten Monat in Serie gefallen und damit wieder einstellig. "Das Risiko, dass die EZB stärker erhöht als bisher im Markt eingepreist, hat heute abgenommen", so Altmann. Und das ist in diesen Zeiten schon eine gute Nachricht. Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust stellt heraus, dass der Rückgang gegenüber November 2022 zu einem erheblichen Teil darauf zurückgehe, dass der Staat die Dezember-Abschläge für Direktbezieher von Gas und Fernwärme übernommen hat. Das bedeute zwar strenggenommen keine Preissenkung, reduziere aber den Aufwand für die Verbraucher. Allerdings wäre die Inflation auch ohne diese Einmalzahlung in den einstelligen Bereich gefallen. Der Rückgang der Ölpreise und der im Vergleich zu den vergangenen Monaten etwas verminderte Anstieg der Lebensmittelpreise haben die Inflation deutlich gedämpft.


   Brenntag sagt Übernahme ab - Aktie profitiert 

Die Entscheidung von Brenntag, die Gespräche über eine Übernahme des US-Konkurrenten Univar im Frühstadium zu beenden, wird die Anleger beruhigen, merkt die UBS an. Die Reaktion auf die potenzielle Übernahme sei negativ gewesen, die Aktie sei am Tag der ersten Gespräche im November um 10 Prozent gefallen. Selbst als UBS die Aktie des Chemiedistributeurs im Dezember nach dem Kursrückgang auf "Kaufen" hochstufte, war die bevorstehende Übernahme ein Hauptanliegen, da sie eine Verwässerung, einen höheren Verschuldungsgrad und eine Abkehr von Synergien implizierte. Für Brenntag geht es um 6 Prozent nach oben.


   Vorjahresverlierer gesucht - Boden bei Aktienbewertung 

Die Kauflaune setzt sich weiter fort, gesucht sind besonders die Vorjahresverlierer, wie die Wachstumswerte und Unternehmen mit weit in der Zukunft liegenden Gewinnhoffnungen. So legen Delivery Hero, Just Eat Takeaway und Hellofresh bis zu 9 Prozent zu, Zur Rose um 13 Prozent und Shop Apotheke um 7 Prozent. "Der Markt setzt darauf, dass die Multiples nicht mehr weiter fallen", so ein Händler. Das Zusammenbrechen der Aktienbewertungen wegen steigender Zinsen war im Vorjahr der Hauptgrund für die hohen Kursverluste dieser Titel. Hoffnungen auf die Belebung der Reisebranche treiben derweil Tui und Ryanair um die 6 Prozent nach oben.

Daneben machen Analysten die Kurse. Fresenius gewinnen 2,3 Prozent, nachdem Jefferies die Aktie auf "Buy" von "Hold" angehoben hat. FMC geben dagegen um 1,1 Prozent nach - hier haben die Analysten ihr Votum für die Aktie auf "Underperform" gesenkt. Nach einer Szenarioanalyse des Portfolios von Fresenius sieht Jefferies viele Optionen zur Wertsteigerung, trotz der gleichzeitigen Abstufung von FMC. Bei nicht zum Kernbereich zählenden Aktiva könne das Unternehmen Werte freisetzen, heißt es.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/raz

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January 03, 2023 09:56 ET (14:56 GMT)