FRANKFURT (Dow Jones)--Schwach haben die europäischen Aktienmärkte am Freitag geschlossen, nachdem sie über lange Zeit kaum verändert handelten. Druck kam nach dem US-Arbeitsmarktbericht auf. Trotz der kräftigen Zinsanhebungen der US-Notenbank der vergangenen Monate präsentierte sich der US-Arbeitsmarkt robust. Damit dürfte die Fed die Leitzinsen wie geplant weiter nach oben nehmen, was den Dollar stärkt und die Zinsen an den Anleihemärkten steigen lässt. Steigende Zinsen wiederum belasten die Aktien, die denn auch unter Druck gerieten.

Der DAX gab 1,6 Prozent ab auf 12.273 Punkte nach, der Euro-Stoxx-50 verlor 1,7 Prozent auf 3.375 Punkte. Ein Blick auf die Branchen zeigt, dass Öl- und Gaswerte weiter gefragt waren, während Technologietitel den größten Verlierer stellten. Für die Anleihen ging es nach unten, die Rendite der zehnjährigen Bunds stieg auf 2,20 Prozent. Der Euro fällt dagegen auf 0,9770 Dollar leicht zurück.

Am auffälligsten an den Daten des US-Jobberichts war, dass die Arbeitslosenquote bei 3,5 Prozent lag, während 3,7 Prozent erwartet worden waren. Die Dynamik bei den neu geschaffenen Stellen ließ derweil leicht nach: mit 263.000 ist es die niedrigste Zahl in einem Monat dieses Jahres. Von einer Delle oder gar einer Krise kann für Thomas Altmann, Portfoliomanager bei QC Partners, indes keine Rede sein. Und bei den Marktstrategen der Helaba hieß es: "Mithin besteht nach den Zahlen kein Grund daran zu zweifeln, dass die Fed demnächst nochmals kräftig an der Zinsschraube drehen wird und dieses auch im weiteren Verlauf 2022 und zu Beginn des Jahres 2023 tun wird".


   Einzelhandel in Deutschland bricht weiter ein 

Am Morgen zeichneten die Konjunkturdaten aus Deutschland ein düsteres Bild: Die Produktion im produzierenden Gewerbe fiel im August um 0,8 Prozent zum Vormonat. Vor allem in energieintensiven Bereichen wird die Produktion zurückgefahren oder sogar teilweise eingestellt.

Noch schlechter sieht es aber im Einzelhandel aus: Hier fiel vor allem der Umsatz im Lebensmittelbereich im August um 3,1 Prozent zum Vorjahr. Damit lag der Einzelhandel mit Lebensmitteln auf dem niedrigsten Umsatzniveau seit Januar 2017. "Der Lebensmitteleinzelhandel bekommt derzeit die volle Breitseite der Teuerung ab", so Thomas Gitzel von der VP Bank: "Die Bürger sparen an der täglichen Nahrung".

Aber auch im Internethandel läuft es unrund: Die Umsätze fielen im August gegenüber dem Vorjahr um 7,1 Prozent. "Auf das schnell bestellte vermeintliche Schnäppchen im Internet wird verzichtet", so Gitzel. Unter anderem fielen Zalando um 4,5 Prozent.


   Adidas wegen Werbevertrag Kanye West mit unter Druck 

Adidas stellten den größten DAX-Verlierer, der Kurs fiel um 5,2 Prozent. Der Sportartikelhersteller stellt seine Werbepartnerschaft mit dem Musiker und Designer Kanye West auf den Prüfstand. "Eine Trennung könnte für Adidas sehr teuer werden", so ein Händler. West bekomme über die Kooperation mehrere hundert Millionen Dollar im Jahr, der Vertrag laufe noch bis 2026. Puma gaben um 5,1 Prozent nach.

Bei RWE (+0,1%) bekräftigte die Rating-Agentur Moody's die Einstufung. Die Kreditwürdigkeit wird bei Baa2 belassen, bei einem stabilen Ausblick.

Fielmann brachen nach einer Abstufung durch Hauck Aufhäuser auf "Sell" um 6,2 Prozent ein. Für die Analysten stellen sich zwei Herausforderungen: Die schlechte Stimmung der Verbraucher dürfte sich negativ auf den Umsatz auswirken, und der Druck auf die Margen dürfte durch die hohe Inflation zunehmen.


   Superdry liefert für 2022 - Wolken am Horizont 

Die Aktie von Superdry schoss um knapp 11 Prozent nach oben, seit Jahresbeginn hat sie mehr als die Hälfte an Wert verloren. Der eingeleitete Turnaround beginne zu greifen, heißt es von Analysten. Die neuen Produkte der Marke kämen bei den Kunden gut an, auch das Online-Geschäft werde zusehends besser angenommen. Allerdings gebe es auch zwei Wermutstropfen. Hier nennen die Jefferies-Analysten zum einen den Ausblick auf das kommende Jahr, der beim Gewinn vor Steuern den Konsens verfehle. Zum anderen liefen zum Jahreswechsel Kreditlinien aus, die noch nicht prolongiert seien.

Um 5,4 Prozent nach oben ging es mit den Aktien der Credit Suisse. Die Bank will nun Anleihen für umgerechnet knapp 3 Milliarden Franken zurückkaufen. Nach dem Kursverfall der Anleihen wegen der globalen Zinserhöhungen könnten damit hohe Buchgewinne eingefahren werden. Dazu demonstriere die angeschlagene Bank dem Markt damit eine starke Liquidität, hieß es.

STMicro fielen um 5,3 Prozent, auch andere Titel der Halbleiterbranche standen nach enttäuschenden Zahlen von Samsung und AMD unter Druck. Im DAX gaben Infineon um 3,7 Prozent nach.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %           seit 
.                                                          Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50          3.375,46       -57,99        -1,7%         -21,5% 
Stoxx-50               3.378,48       -22,83        -0,7%         -11,5% 
Stoxx-600                391,67        -4,68        -1,2%         -19,7% 
XETRA-DAX             12.273,00      -197,78        -1,6%         -22,7% 
FTSE-100 London        6.993,64        -3,63        -0,1%          -5,2% 
CAC-40 Paris           5.866,94       -69,48        -1,2%         -18,0% 
AEX Amsterdam            647,11       -14,27        -2,2%         -18,9% 
ATHEX-20 Athen         1.960,37        -5,16        -0,3%          -8,5% 
BEL-20 Bruessel        3.366,12       -68,69        -2,0%         -21,9% 
BUX Budapest          39.537,63      +281,34        +0,7%         -22,1% 
OMXH-25 Helsinki       4.405,11       -91,08        -2,0%         -18,8% 
ISE NAT. 30 Istanbul   3.915,29        +8,98        +0,2%         +93,3% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.563,67       -24,76        -1,6%         -16,1% 
PSI 20 Lissabon        5.407,18       -52,48        -1,0%          -3,9% 
IBEX-35 Madrid         7.436,90       -74,20        -1,0%         -14,7% 
FTSE-MIB Mailand      20.901,56      -238,99        -1,1%         -21,9% 
RTS Moskau             1.005,04       -39,78        -3,8%         -37,0% 
OBX Oslo               1.054,15        +4,06        +0,4%          -1,4% 
PX  Prag               1.168,74        -8,98        -0,8%         -18,0% 
OMXS-30 Stockholm      1.841,77       -41,27        -2,2%         -23,9% 
WIG-20 Warschau        1.405,21       -12,61        -0,9%         -38,0% 
ATX Wien               2.755,78       -30,38        -1,1%         -27,4% 
SMI Zuerich           10.308,57       -82,56        -0,8%         -19,9% 
* zu Vortagsschluss 
 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %   Fr, 8:33  Do, 18:47    % YTD 
EUR/USD                0,9782        -0,1%     0,9801     0,0551   -14,0% 
EUR/JPY                141,98        -0,1%     141,74      -0,26    +8,5% 
EUR/CHF                0,9695        +0,1%     0,9689     0,0230    -6,6% 
EUR/GBP                0,8797        +0,3%     0,8782     0,1451    +4,7% 
USD/JPY                145,16        +0,0%     144,99      -0,07   +26,1% 
GBP/USD                1,1119        -0,4%     1,1130    -0,0148   -17,8% 
USD/CNH (Offshore)     7,1185        +0,6%     7,1231     0,2828   +12,0% 
Bitcoin 
BTC/USD             19.593,35        -1,7%  19.982,29       0,30   -57,6% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               92,37        88,45      +4,4%      +3,92   +31,2% 
Brent/ICE               98,15        94,42      +4,0%      +3,73   +33,4% 
GAS                            VT-Settlem.               +/- EUR 
Dutch TTF              156,50       175,71     -10,9%     -19,21  +157,0% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.706,13     1.711,20      -0,3%      -5,07    -6,7% 
Silber (Spot)           20,33        20,68      -1,7%      -0,35   -12,8% 
Platin (Spot)          922,78       925,65      -0,3%      -2,88    -4,9% 
Kupfer-Future            3,40         3,46      -1,7%      -0,06   -23,0% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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October 07, 2022 12:12 ET (16:12 GMT)