Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einem überraschend schwungvollen Start in den Mai mit einem neuen Jahreshoch im DAX knapp über der 16.000er Marke tendieren die europäischen Aktienmärkte am Dienstagmittag nur noch knapp behauptet. Der DAX verliert 0,2 Prozent auf 15.886 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,3 Prozent auf 4.346 Punkte nach. "Der Anstieg über 16.000 Punkte ist zum Ausstieg genutzt worden,", so ein Marktteilnehmer mit Blick auf den Dreh nach dem frühen Hoch von 16.011 Punkten. Nun wartet der Markt auf die Sitzungen der Notenbanken.

Der Markt erwartet, dass die US-Notenbank den Leitzins am Mittwoch um 25 Basispunkte in den Bereich von 5,00 bis 5,25 Prozent anheben wird. Die EZB dürfte der Fed am Donnerstag mit einem Zinsschritt um ebenfalls 25 Basispunkte auf dann 3,25 Prozent Einlagensatz folgen. Während der Markt damit allerdings ein Ende der US-Leitzinserhöhungen einpreist, werden von der EZB ein bis zwei weitere Schritte erwartet.

Die Inflation bleibt unterdessen nahezu unverändert hoch. Während sich der Anstieg der Verbraucherpreise in der Eurozone im April sogar schon wieder beschleunigt hat auf nun 7,0 Prozent, ging die so genannte Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel immerhin das erste Mal seit 10 Monaten zurück, wenn auch nur leicht auf 5,6 von 5,7 Prozent.

Der Euro gibt in der Folge leicht nach auf 1,0950 Dollar. Die Renditen kommen von den Tageshochs zurück und liegen nur noch geringfügig über dem Niveau vom späten Freitag.


   HSBC sehr fest - BP sehr schwach 

Auf der Branchenseite steht der Stoxx-Subindex der Öl- und Gaswerte (-1,4%) mit kräftigen Kursverlusten von BP unter Druck, aber auch Medienaktien stehen mit Abschlägen von 1,3 Prozent in ihrem Stoxx-Branchenindex auf der Verliererseite. Die Gewinnerliste wird dagegen von den Banken angeführt. Der Stoxx-Bankenindex gewinnt 1 Prozent und rangiert vor dem Techniksektor (+0,7%) an der Spitze unter den Sektoren.

Große Stütze bei den Banken ist HSBC (+5,1%). Die britische Bank hat dank steigender Zinsen ihren Gewinn im ersten Quartal vervielfacht und will den Aktionären die erste Quartalsdividende seit dem Jahr 2019 zahlen. Zudem kündigte das Geldhaus einen Aktienrückkauf im Volumen von mehr als 2 Milliarden US-Dollar an. Daneben steigen aber auch die Kurse der italienischen Banken: Hier ziehen Unicredit um 2 Prozent an und Monte dei Paschi di Siena um 1,6 Prozent.

Für BP geht es in London nach den Quartalszahlen um 5 Prozent südwärts. Die angekündigten Aktienrückkäufe von 1,75 Milliarden Dollar hätten die Erwartung von 2,5 Milliarden verfehlt, heißt es am Markt.

DSM verlieren in Amsterdam 2,8 Prozent. Der niederländische Chemiekonzern hat sowohl beim Umsatz wie auch beim bereinigten EBITDA die Markterwartung knapp verfehlt.


   Infineon an der DAX-Spitze - Hohe Chipnachfrage der Autokonzerne 

Im DAX steigen Infineon um 3 Prozent. Die Analysten von Equita verweisen auf guten Zahlen der Wettbewerber OnSemi sowie NXP Semiconductors. OnSemi, das eine führende Positionen bei Automobilsensoren und Leistungshalbleitern einnehme, habe einen Ausblick für das zweite Quartal abgegeben, der 5 Prozent über den Erwartungen für den Umsatz und 11 Prozent für den Gewinn liege. Auch NXP Semiconductors habe mit dem Ausblick auf das laufende Quartal positiv überrascht.

Neben Infineon geht es im Halbleitersektor für STMicroelectronis um 3 Prozent nach oben. Aixtron ziehen um 1,8 Prozent an, ASML um 1,2 und BE Semiconductor um 1,2 Prozent.

Unter den weiteren Einzelwerten zeigen sich Shop Apotheke 2,6 Prozent im Minus, obwohl sich Analysten positiv äußern. Nach den bereits gemeldeten guten Umsatzzahlen überzeuge das Unternehmen nun auch auf der Ertragsseite, heißt es. Die Analysten von Jefferies sprechen sogar von einem "Monster Beat".

Auch bei Traton (-1,6%) wurden gute Nachrichten schon erwartet. Der angehobene Ausblick und die Netto-Cashflow-Prognose werden zwar als positiv gewertet. Das Unternehmen habe nach einem guten Startquartal aber bereits angekündigt, den Ausblick zu überarbeiten, heißt es.


  Stabilus schwach - SGL mit Satz nach oben - BP enttäuscht 

Stabilus kommen um 6 Prozent zurück. Bei dem Gasfederhersteller hat sich die Geschäftsdynamik im zweiten Geschäftsquartal 2022/23 im Vergleich zum Vorquartal etwas abgeschwächt. SGL Carbon machen nach einer Hochstufung auf Kaufen durch die Deutsche Bank einen Satz um 11,3 Prozent.

Bei größeren Kursverlusten bei Einzelwerten sind am Dienstag oft auch Dividendenausschüttungen die Ursache. So werden im DAX Bayer ex 2,40 Euro Dividende gehandelt und Merck ex 2,20 Euro. Auch bei anderen Titeln wie Atoss Software und Hella sowie vielen Aktien in Europa sind Dividendenabschläge zu berücksichtigen.


  "Sell in May" könnte überholt sein 

Mit dem Start in den Börsenmonat Mai kommt unterdessen vielen Marktteilnehmern das Börsensprichwort "sell in May and go away" in den Sinn. Laut Thomas Altmann von QC Partners, ist dies aber längst überholt. Und laut Christian Henke, Marktstratege bei IG Markets, ist der Mai statistisch zwar nicht der beste Monat, der DAX habe in den vergangenen zehn Jahren im Mai aber Kurssteigerungen verzeichnet. In 70 Prozent der Fälle habe das Plus im Mittel rund 2 Prozent betragen. Allerdings neige das heimische Börsenbarometer in den ersten Tages des Monats zu einer Schwächephase.


 
Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.344,32        -0,3%      -14,99     +14,5% 
Stoxx-50                4.037,81        -0,3%      -12,75     +10,6% 
DAX                    15.883,43        -0,2%      -38,95     +14,1% 
MDAX                   27.718,63        -0,5%     -136,45     +10,4% 
TecDAX                  3.274,34        +0,2%        5,50     +12,1% 
SDAX                   13.788,55        -0,1%      -19,20     +15,6% 
FTSE                    7.865,32        -0,1%       -5,25      +5,6% 
CAC                     7.459,27        -0,4%      -32,23     +15,2% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,36                    +0,05      -0,21 
US-Zehnjahresrendite        3,53                    -0,04      -0,35 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Mo, 8:27  Mo, 17:26   % YTD 
EUR/USD                   1,0952        -0,2%      1,0985     1,0969   +2,3% 
EUR/JPY                   150,51        -0,2%      151,21     150,62   +7,2% 
EUR/CHF                   0,9845        +0,2%      0,9848     0,9830   -0,5% 
EUR/GBP                   0,8789        +0,1%      0,8792     0,8779   -0,7% 
USD/JPY                   137,42        -0,0%      137,61     137,29   +4,8% 
GBP/USD                   1,2461        -0,3%      1,2499     1,2495   +3,0% 
USD/CNH (Offshore)        6,9458        -0,2%      6,9508     6,9570   +0,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                27.995,42        +0,0%   27.970,50  28.133,37  +68,7% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  75,22        75,66       -0,6%      -0,44   -6,2% 
Brent/ICE                  78,97        79,31       -0,4%      -0,34   -6,3% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                  38,27        38,83       -1,5%      -0,57  -49,4% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.986,42     1.982,54       +0,2%      +3,89   +8,9% 
Silber (Spot)              24,72        25,03       -1,2%      -0,30   +3,2% 
Platin (Spot)           1.052,53     1.054,50       -0,2%      -1,98   -1,5% 
Kupfer-Future               3,91         3,93       -0,6%      -0,02   +2,3% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
 

DJG/hru/gos

(END) Dow Jones Newswires

May 02, 2023 06:35 ET (10:35 GMT)