FRANKFURT (Dow Jones)--Etwas leichter zeigen sich Europas Aktienmärkte am Mittwochnachmittag. Der DAX gibt um 0,4 Prozent auf 16.044 Punkte nach, für den Euro-Stoxx-50 geht es ebenfalls um 0,4 Prozent auf 4.327 Punkte nach unten.

Dem Markt fehlen klare Impulse, die mit Spannung erwarteten Aussagen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell haben keine Neuigkeiten gebracht. Der Schreck seit der Gewinnwarnung von Lanxess sitzt der Chemie-Branche noch in den Knochen. Ohne die marktschweren Titel fällt es den Aktienindizes schwer, zu steigen. Dazu kommen nun weitere Gewinnwarnungen aus konjunkturnahen Unternehmen. Auch ein düsterer Konjunkturausblick für Deutschland vom Ifo-Institut belastet. Die Autowerte können sich dem dank guter Absatzzahlen entziehen.


   US-Zinspolitik mit Powell im Fokus - UK vor großer Zinserhöhung 

Im Blick steht die US-Geldpolitik mit der halbjährlichen Anhörung von Fed-Chairman Powell vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses. Hier wurden bislang keine wirklichen Neuigkeiten bekannt. Er erklärt die Zinspause laut der vorbereiteten Stellungnahme damit, das Wirken der bisherigen Zinserhöhungen in der Wirtschaft beobachten zu wollen. Spätere Zinserhöhungen werden dadurch nicht ausgeschlossen.

In Europa schaut man auf die Inflationsdaten aus Großbritannien vor der Sitzung der Bank of England (BoE) am Donnerstag. Die Strategen von Davy Research betonen, die Verbraucherpreise hätten mit plus 8,7 Prozent "schon wieder deutlich" über Erwartung gelegen. Die Kerninflation steige sogar wieder - selbst eine überraschend starke Zinserhöhung um 50 Basispunkte auf dann 5,0 Prozent sei daher denkbar. Für die britischen Anleihen geht es daher mit 1,1 Prozent Minus am kräftigsten in Europa nach unten.


   ifo sieht noch schwärzer für Deutschland 

Noch schwärzer für die deutsche Konjunktur sieht das Ifo-Institut in der neuesten Wirtschaftsprognose. Es senkte die Erwartungen für 2023 und 2024 weiter ab. Entsprechend stehen konjunkturnahe Titel wie die Chemie-Industrie unter Druck. Statt wie bisher nur mit einem leichten Abschwung von 0,1 Prozent rechnet das Ifo nun mit einem Minus im deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr von 0,4 Prozent. Der private Konsum dürfte wegen der hohen Inflation sogar um 1,7 Prozent fallen.


   Reihenweise Gewinnwarnung bei Konjunkturfirmen 

Die Serie von Gewinnwarnungen aus konjunkturnahen Sektoren in Europa setzt sich fort: Verpackungshersteller Mayr-Melnhof (-4,0%) hat wegen schwacher Absätze die Prognose gesenkt. Das Unternehmen sieht im ersten Halbjahr nur ein operatives Ergebnis zwischen 90 bis 110 Millionen Euro, im Vorjahr war es mit 285 Millionen Euro mehr als das Doppelte. Jefferies sprechen daher von einem historischen Volumenrückgang in Europa wegen hoher Lagerbestände und einer schwachen Konsumnachfrage.

Dazu kommen schlechte Nachrichten vom US-Logistik-Konzern Fedex. "Was nicht bestellt wird, wird auch nicht verpackt und verschickt", sagt ein Händler. Dies sei die klassische Dow-Theorie mit dem Dow-Transportation-Index. Der Mitbewerber der Deutschen Post (-2,4%) hat im vergangenen Quartal einen Umsatzeinbruch um 10 Prozent erlitten. Eine schnelle Erholung erwartet er nicht wegen Inflation, höheren Zinsen und der Verlangsamung des Welthandels.

Chemietitel sind mit wenigen Ausnahmen weiter auf der Verliererseite. Allerdings nehme der Druck seit dem Lanxess-Schock nun etwas ab, heißt es. BASF fallen um 1,1 Prozent, Lanxess um weitere 1,6 Prozent. Nur Covestro steigen um weitere 1,2 Prozent, nachdem sie am Dienstag mit Übernahmespekulationen um fast 13 Prozent zugelegt hatten.

Noch schwächer im Markt liegt der ebenfalls stark konjunkturabhängige Subindex der Rohstoffaktien mit einem Abschlag von 1,5 Prozent.

Die Begebung einer Wandelanleihe drückt stark auf den Kurs von SGL Carbon (-6,1%). Anleger verkaufen die Aktie, um die Anleihe ins Depot zu nehmen.


   Autowerte profitieren von Zulassungsplus 

Der europäische Auto-Sektor hält sich mit einem Abschlag von 0,3 Prozent recht gut. Hier stützen starke Zulassungszahlen aus Europa. Der Branchenverband Acea berichtet, der Automarkt in Europa habe im Mai weiter an Fahrt gewonnen. Die Pkw-Neuzulassungen stiegen um 18,2 Prozent auf rund 1,12 Millionen Autos. Die Volkswagen-Gruppe legte mit 20,2 Prozent stärker als der Markt zu, BMW sogar um 24,8 Prozent. Die Aktien von VW und BMW halten sich gegen den Markt mit bis zu 0,2 Prozent Plus.

Nach einer Anhebung auf "Buy" von "Neutral" durch die UBS gewinnen Adidas 3,3 Prozent und sind Spitzenreiter im DAX. Beim Cloud-Spezialisten Cancom geht es 4,5 Prozent aufwärts nach der Ankündigung eines Aktienrückkaufs über fast 10 Prozent des Kapitals.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.326,95        -0,4%      -16,19     +14,1% 
Stoxx-50                3.967,04        -0,4%      -16,04      +8,6% 
DAX                    16.043,60        -0,4%      -67,72     +15,2% 
MDAX                   26.618,59        -0,4%     -100,58      +6,0% 
TecDAX                  3.161,32        -0,3%       -9,14      +8,2% 
SDAX                   13.352,90        -0,4%      -51,16     +12,0% 
FTSE                    7.548,39        -0,3%      -20,92      +1,6% 
CAC                     7.255,54        -0,5%      -38,63     +12,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,44                    +0,04      -0,13 
US-Zehnjahresrendite        3,79                    +0,07      -0,09 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Mi, 8:22  Di, 17:14   % YTD 
EUR/USD                   1,0920        +0,0%      1,0911     1,0908   +2,0% 
EUR/JPY                   155,34        +0,6%      154,67     154,12  +10,7% 
EUR/CHF                   0,9813        +0,1%      0,9804     0,9801   -0,9% 
EUR/GBP                   0,8588        +0,4%      0,8552     0,8560   -3,0% 
USD/JPY                   142,26        +0,6%      141,94     141,27   +8,5% 
GBP/USD                   1,2716        -0,4%      1,2764     1,2744   +5,1% 
USD/CNH (Offshore)        7,1852        +0,0%      7,1984     7,1842   +3,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                29.282,65        +4,0%   28.801,16  26.759,85  +76,4% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  71,57        71,19       +0,5%      +0,38   -9,8% 
Brent/ICE                  76,19        75,90       +0,4%      +0,29   -9,0% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                  37,95        38,71       -2,0%      -0,76  -53,9% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.926,03     1.936,36       -0,5%     -10,34   +5,6% 
Silber (Spot)              22,66        23,23       -2,4%      -0,56   -5,4% 
Platin (Spot)             949,13       967,50       -1,9%     -18,38  -11,1% 
Kupfer-Future               3,88         3,88       -0,2%      -0,01   +1,6% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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June 21, 2023 10:02 ET (14:02 GMT)