FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen drehen am Donnerstagnachmittag etwas stärker ins Minus. Der DAX büßt 0,4 Prozent auf 15.724 Punkte ein, der Euro-Stoxx-50 verliert 0,9 Prozent auf 4.246 Punkte. Das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank vom Vorabend hat unterstrichen, dass die Fed-Mitglieder deutlichere Zeichen eines Inflationsrückgangs sehen wollen - ansonsten seien weitere geldpolitische Verschärfungen notwendig. Da die Mehrheit der Notenbanker aber von "signifikanten Aufwärtsrisiken" bei der Inflation ausgeht, könnten noch mehr Zinsschritte erfolgen, als dem Markt lieb ist.

Neue Sorgen kommen aus China: Nicht nur die Konjunktur läuft dort nicht rund, wie der Nachfrageeinbruch von 29 Prozent beim PC-Hersteller Lenovo zeigt. Dazu kam das Eingeständnis des Vermögensverwalters Zhongzhi, in einer Liquiditätskrise zu stecken. Das sorgt dafür, dass das Schreckgespenst einer ausgewachsenen Immobilien- und Finanzkrise in China umgeht.

Die Lage der US-Industrie in der Region Philadelphia hat sich derweil im August deutlicher als erwartet verbessert. Im Prinzip sind das günstige Nachrichten - sie stützen allerdings die Erwartung weiterer Zinsschritte durch die US-Notenbank.

Für etwas Erleichterung an der Zinsfront sorgt die Zinserhöhung in Norwegen. Die Notenbank hat die Zinsen wie erhofft nur um 25 Basispunkte (Bp) erhöht auf nunmehr 4,0 Prozent. Damit nimmt sie das Tempo aus den Erhöhungsrunden heraus, nachdem sie im Juni noch um 50 Bp erhöht hatte. Die Analysten der Bank of America hatten bereits darauf gesetzt, da die etwas gemäßigteren Verbraucherpreise im Juli dies erlaubten. Immerhin war die Teuerung um 100 Bp auf 5,4 Prozent gegenüber Vorjahr gesunken. Die Analysten gehen davon aus, dass der Zinshöhepunkt bei 4,50 Prozent liegen wird.


   Kauf von Ball Aerospace schickt BAE Systems in den Keller 

BAE Systems fallen in London um 4,5 Prozent zurück. Hier belastet der Kaufpreis von 5,55 Milliarden Dollar für das Luft- und Raumfahrtgeschäft des US-Raumfahrtkonzerns Ball Aerospace. Langfristig dürfte dies aber positiv sein, angesichts des Wachstums der Rüstungsindustrie, merken die Analysten von Shore Capital an. Der Kauf dürfte die größte Transaktion dieses Jahres in Großbritannien sein und zeige das Vertrauen in die Rüstungsindustrie. Ball ist im Bereich Satelliten, Sensoren und Überwachungstechnik aktiv.

Schlechte Vorlagen für Infineon kommen von Wolfspeed. Der US-Chiphersteller enttäuschte am Vorabend mit einem doppelt so hohen Verlust wie erwartet. "Der Investitionsbedarf in der Branche scheint stärker als befürchtet auf die Gewinne zu drücken", kommentiert ein Händler. Infineon verlieren 1,9 Prozent.

Rheinmetall fallen mit Kursverlusten von 1,0 Prozent auf. Die Aktien befinden sich damit seit über einer Woche auf dem Rückzug. "Sie schwächeln etwas gegenüber der Konkurrenz", sagt ein Händler. Einige Anleger könnten daher ein Top in der Aktie befürchten, nachdem sich der Kurs seit Beginn des Ukraine-Krieges mehr als verdreifacht hatte. Fundamentaler Auslöser dürfte sein, dass Rheinmetall nach Polen nun auch den Großauftrag für Schützenpanzer in Australien an den koreanischen Konkurrenten Hanwah verloren hat.


   Docmorris mit besseren Aussichten für das zweite Halbjahr 

Für die Analysten von Jefferies hat Docmorris (+5,9%) im zweiten Quartal den erwarteten Wendepunkt beim Wachstum erreicht. Die Zahlen entsprächen den Schätzungen und zeigten ein Quartalswachstum von 3 Prozent. Im zweiten Halbjahr 2023 wird Docmorris demnach zu einem Wachstum im Jahresvergleich zurückzukehren - mit einer stark verbesserten Rentabilität.

Als durchwachsen werden die Geschäftszahlen des niederländischen Versicherer Aegon im Handel eingestuft. Unter dem Strich wurde ein Nettoverlust erwirtschaftet. Der Kurs büßt 3,9 Prozent ein. Unter Druck stehen auch die Sanitärtitel von Geberit (-5,0%). So heißt es von der Citi, das EBITDA liege nicht nur 22 Prozent unter dem Vorquartal, sondern auch unter ihren Erwartungen. Adyen brechen um 28 Prozent ein. Die Citigroup spricht von "einer weiteren großen Gewinnenttäuschung" des Zahlungsdienstleisters. Denn das EBITDA liege 15 Prozent unter der Erwartung.

Nach Geschäftszahlen brechen Bijou Brigitte gleich um 15,5 Prozent ein. Das Unternehmen konnte zwar den Umsatz in den ersten 6 Monaten um 13 Prozent auf 149 Millionen Euro steigern. Das ging allerdings mit einem erheblichen Margendruck einher. Das Konzernergebnis nach Ertragsteuern verringerte sich auf 6,2 Millionen Euro nach 8,3 Millionen. Das Unternehmen verweist auf inflationsbedingte Kostensteigerungen sowie auf einmalige im Vorjahr aufgetretene Sondereffekte nach Rückkehr aus der Pandemie.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.246,10        -0,9%        -38,17         +11,9% 
Stoxx-50                3.916,73        -0,6%        -23,13          +7,3% 
DAX                    15.723,86        -0,4%        -65,59         +12,9% 
MDAX                   27.596,59        -0,8%       -219,67          +9,9% 
TecDAX                  3.092,53        -0,8%        -25,15          +5,9% 
SDAX                   13.052,58        -0,8%       -104,06          +9,5% 
FTSE                    7.327,37        -0,4%        -29,51          -1,3% 
CAC                     7.220,17        -0,6%        -40,08         +11,5% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,69                      +0,04          +0,12 
US-Zehnjahresrendite        4,28                      +0,03          +0,40 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Do, 8:23 Uhr  Mi, 17:12 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0911        +0,3%        1,0875         1,0908   +1,9% 
EUR/JPY                   158,98        -0,1%        159,16         159,05  +13,3% 
EUR/CHF                   0,9567        -0,1%        0,9574         0,9588   -3,3% 
EUR/GBP                   0,8540        -0,1%        0,8545         0,8554   -3,5% 
USD/JPY                   145,71        -0,4%        146,33         145,79  +11,1% 
GBP/USD                   1,2776        +0,3%        1,2727         1,2753   +5,6% 
USD/CNH (Offshore)        7,3094        -0,4%        7,3389         7,3319   +5,5% 
Bitcoin 
BTC/USD                28.387,36        -1,8%     28.638,40      29.134,52  +71,0% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  80,52        79,38         +1,4%          +1,14   +2,1% 
Brent/ICE                  84,37        83,45         +1,1%          +0,92   +2,1% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  38,50        37,78         +1,9%          +0,72  -54,3% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.900,06     1.891,71         +0,4%          +8,35   +4,2% 
Silber (Spot)              22,88        22,43         +2,0%          +0,46   -4,5% 
Platin (Spot)             903,95       886,98         +1,9%         +16,98  -15,4% 
Kupfer-Future               3,70         3,66         +1,3%          +0,05   -2,9% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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August 17, 2023 09:50 ET (13:50 GMT)