Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch seine bisherige Bestmarke übertroffen und klar jenseits der Marke von 12'000 Punkten geschlossen. Verantwortlich dafür waren unter anderem kräftige Kursgewinne der drei Schwergewichte. Damit konnte sich der Leitindex von der eher verhaltenen Entwicklung in Übersee abkoppeln.

Allerdings hätten sich die Anleger nicht übermässig stark engagiert, erklärten Händler. Wegen der Turbulenzen an den Ölmärkten, der sich ausbreitenden Delta-Variante des Coronavirus und auch gewissen Zweifeln am wirtschaftlichen Aufschwung sowie vor der nach Börsenschluss erwarteten Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls der US-Notenbank Fed hätten sie sich vorsichtig verhalten. Denn die Konjunkturerholung und steigende Inflationsraten hatten Spekulationen auf eine frühere Abkehr von der sehr lockeren Geldpolitik des Fed genährt. Darüber erhofften die Marktteilnehmer sich Aufschluss von den Mitschnitten.

Der SMI schloss um 1,01 Prozent höher auf 12'085,51 Punkten. Das ist eine neuer Höchststand. Das bisherige Hoch hatte der SMI am 18. Juni bei 12'072 Zählern markiert. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 1,05 Prozent auf 1955,69 Punkte und der breite SPI um 0,98 Prozent auf 15'539,46 Zähler. Im SLI beendeten 25 Titel den Handel mit höheren und fünf mit tieferen Kursen.

Die stärksten Gewinne verbuchten Vertreter der Medtech- und Lifescience-Branche, wie die Kursgewinne zwischen 2,5 und 1,2 Prozent bei Straumann, Lonza, Sonova, Givaudan und Alcon belegten.

Aber auch bei Zyklikern wie Geberit (+2,4%), ABB (+2,0%), Sika (+1,9%), Richemont (+1,2%), SGS (+1,5%) und Kühne +Nagel (+0,9%) griffen Investoren zu. ABB und Kühne+Nagel hatten zusätzlich Rückenwind von verschiedenen Analysehäusern erhalten, die sich im Vorfeld der anstehenden Quartalszahlen teilweise recht zuversichtlich gezeigt hatten.

Kühne+Nagel sind zudem mit ihrem bisherigen Jahresplus von knapp 60 Prozent ohnehin der Spitzenreiter unter den Blue Chips. Laut Charttechnikern würde ein Überwinden des bisherigen Rekordhochs von 323,80 Franken ein weiteres Kaufsignal auslösen. Die Titel bewegen sich mittlerweile mit einem Kurs von 321,10 Franken nur knapp darunter.

Tragende Säulen des Kursanstiegs des SMI waren einmal mehr die schwergewichtigen Aktien des Lebensmittelriesen Nestlé (+1,2%), die wie die Pharmariesen Novartis (0,5%) und Roche (+0,7%) in der Schlussauktion noch einen Kursanstieg verbuchten.

Im Fall von Holcim (+1,0%) verwiesen Händler sowohl auf die festeren Kurse bei Konkurrent Heidelbergcement als auch die insgesamt festen Bau- und Industriewerte in Europa.

Gut schlugen sich bei den Technologiewerten die Anteile von Logitech (+0,9%), während Temenos (-0,1%) und AMS (-1,3%) trotz guter Nachrichten aus der Branche nachgaben. Die Technologiekonzerne Samsung Electronics und der US-Speicherchip-Hersteller Micron haben im abgelaufenen Quartal besser als erwartet abgeschnitten.

Erneut schwächer waren die Aktien der Banken Julius Bär (-1,5%), CS Group (-1,1%) und UBS (-0,1%). Europaweit litten die Banken unter Abgaben, was Händler mit dem starken Rückgang der Anleiherenditen erklärten. Einzig Partners Group verteuerten sich um 1,0 Prozent. Aber auch die Versicherer Swiss Re (+1,3%), Zurich (+0,8%) und Swiss Life (+0,7%) legten zu.

Im breiten Markt sorgten Bossard mit +3,9 Prozent nach einem Analystenkommentar für Aufsehen. Sensirion (+6,3%) und Plazza (+1,5%) waren nach positiven Gewinnwarnungen gesucht. Tecan (+3,1%) profitierten von der guten Nachfrage nach Medizintechnikwerten.

Am Ende der Kurstafel standen Aktien kleinere Biotechfirmen wie Santhera (-3,6%), Addex (-2,8%) Obseva (-2,3%) und Molecular Partners (-1,9%) unter Druck. Sorgen um steigende Rohstoffpreise belasteten laut Händlern die Anteile des Backwarenherstellers Aryzta (-2,5%).

pre/jb