Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse hat am Donnerstag eine volatile Sitzung mit einem Kursgewinn beendet. Dabei stand im Handel einmal mehr die Geldpolitik im Mittelpunkt. Mit grosser Spannung wurden Teuerungszahlen aus Eurozone und den USA erwartet. Diese fielen aber wie von Analysten erwartet aus und konnten dem Geschehen keine richtungsweisenden Impulse geben.

Zwar reagierten die Aktienmärkte zunächst mit steigenden Kursen auf den PCE-Kerndeflator aus den USA. Denn eine negative Überraschung hätte das Ende des Rekordlaufs an vielen Märkten einläuten können. "Doch wirklich positiv waren die Daten ja auch nicht", meinte ein Händler. Denn dadurch hätten sich auch die Zinserwartungen nicht geändert. Daher gingen die Gewinne auch mehr oder weniger wieder verloren. Auch andere veröffentlichte Konjunkturdaten wie das Schweizer BIP oder die unerwartete Zunahme bei den Erstanträgen auf US-Arbeitslosenhilfe konnten keine Akzente setzen.

Der Leitindex SMI schloss nach einem Tageshoch von 11'486 Punkten noch um 0,21 Prozent höher auf 11'438,86 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte 0,33 Prozent zu auf 1866,82 und der breite SPI 0,03 Prozent auf 14'857,71 Zähler. Im SLI standen 18 Gewinnern zwölf Verlierer gegenüber.

Weit oben in der Kurstafel standen die am Vortag eher verschmähten Aktien von Holcim (+1,9%). Der Zementkonzern hatte für 2023 zwar weniger Umsatz aber operativ ein Rekordergebnis ausgewiesen. Analysten zeigten sich nach einer genaueren Analyse der Zahlen überwiegend zufrieden und hoben ihre Kursziele an.

Gefragt waren die Anteile von SIG (+1,9%). Damit setzten die Aktien des Verpackungsspezialisten den Zickzack-Kurs seit Dienstag nach Zahlenvorlage fort.

Ebenfalls gesucht waren die Aktien des Luxusgüterkonzerns Richemont (+1,5%), des Logistikunternehmens Kühne + Nagel (+1,1%) sowie von Julius Bär (+1,4%). Hier sprachen Händler von einem Seilziehen zwischen Optimisten und Pessimisten bezüglich der weiteren Kursentwicklung des Vermögensverwalters nach dem Signa-Debakel, Führungsvakuum und enttäuschenden Zahlen.

Die Aktien der UBS (+0,2%) schlossen klar unter Tageshoch. Laut der Nachrichtenagentur Reuters will die Wettbewerbskommission die Folgen der Fusion mit der Credit Suisse betreffend möglicher Marktdominanz vertieft untersuchen und hat eine Entsprechende Empfehlung an die Finma ausgesprochen.

Alcon (+0,7%) setzten ihren Aufwärtstrend seit der Bilanzveröffentlichung fort. Die Zahlen hatten die Analysten ebenfalls zu Kurszielerhöhungen motiviert. Zu den Gewinnern zählten ausserdem noch die zyklischen ABB (+0,9%), SGS (+0,8%) und Sika (+0,8%) und die Versicherer Swiss Re (+0,8%) und Swiss Life (+0,6%).

Wie so oft in den letzten Wochen waren die Schwergewichte für die Marschrichtung des Gesamtmarktes mitentscheidend. So hoben vorübergehend grössere Gewinne von Nestlé (-0,3%) und Roche GS (+0,4%) den SMI auf Tageshoch. Doch dann schmolzen deren Gewinne wieder ab und Nestlé und Novartis (-0,6%) tauchten ins Minus ab.

Deutlicher unter Druck standen Straumann (-2,0%). Es war ihr dritter Verlusttag in Folge. Seit der Zahlenvorlage am Dienstag haben sich Investoren verstärkt von den Papieren getrennt. Swatch (-1,1%), Logitech und Schindler PS fielen um 0,8 Prozent.

Im Rampenlicht standen aber AMS Osram (-39%). Aufgrund einer unerwarteten Stornierung muss der Halbleiterhersteller nach einer ersten Schätzung 600 bis 900 Millionen Euro abschreiben. Auch die Mittelfristziele wurden gestutzt.

Bei den Aktien von Meyer Burger (-14%) und Idorsia (-14%) wetteten Marktteilnehmer laut Händlern wieder verstärkt auf fallende Kurse.

Die Anteile von Adecco büssten trotz guter Zahlen 5,2 Prozent ein. Händler äusserten Bedenken bezüglich der weiteren Entwicklung, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen 2024 weiter abschwächten.

Die Anteile von Meier Tobler (+1,3%) und der VZ Holding (+0,7%) waren nach Zahlen höher. Emmi kletterten nach Zahlen gar um 5,8 Prozent nach oben.

pre/cg