Zürich (awp) - Die Schweizer Börse zeigt am Donnerstag wegen des Dividendenabschlags bei Novartis ein leicht verzerrtes Bild. So gibt der SMI zwar optisch nach, wäre aber ohne den Dividendenabschlag bei Novartis praktisch unverändert. Und obwohl mit den Arbeitsmarktdaten des Dienstleisters ADP und der Anhörung von Fed-Chef Jerome Powell am Vortag die vermeintlich volatilere Wochenhälfte begonnen hat, bewegen sich die Kurse zunächst noch in geordneten Bahnen. Vielmehr warten die Anleger nun auf die EZB, die am Nachmittag ihren jüngsten Zinsentscheid veröffentlichen wird.

Marktteilnehmer gehen davon aus, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde den aktuellen Kurs vorerst bestätigen wird. Powell wiederum wird am Nachmittag vor dem Bankenausschuss des US-Senats erneut Rede und Antwort stehen. Sowohl in den USA als auch bei der EZB warten die Investoren weiterhin gespannt auf Signale, wann es zu ersten Zinssenkungen kommen könnte. Laut Powell stehen diese derzeit noch nicht an. Zudem werden am morgigen Freitag weitere Daten vom US-Arbeitsmarkt erwartet. Generell bekämen Anleger derzeit viele bestätigende Argumente für eine mögliche Stabilisierung der Konjunktur in den USA und Europa, sagt ein Händler. "Allerdings fehlt es an Dynamik und Indizien für eine signifikante globale Konjunkturerholung in den kommenden Handelsmonaten." Vor allem die exportlastigen Branchen in Europa seien auf Impulse aus den USA und China angewiesen.

Der Leitindex SMI verliert gegen 11.05 Uhr 0,40 Prozent auf 11'500,38 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,07 Prozent auf 1879,29 Punkte, während der breite SPI um 0,18 Prozent auf 15'029,92 Zähler steigt. Im SLI verlieren elf Titel und 14 gewinnen hinzu. Fünf Werte sind unverändert.

Mit einem Minus von 3,3 Prozent oder -3,04 Franken sind die Novartis-Aktien das Schlusslicht unter den Blue Chips. Der Pharmakonzern schüttet aber eine Dividende von 3,30 Franken je Aktie aus, womit das Minus optischer Natur ist. Ohne Novartis würde der SMI wenige Punkte im Plus notieren.

Mit einigem Abstand folgen vor allem Vertreter zyklischer Branchen. So fallen Swatch (-1,0%) erneut zurück. Richemont (-0,1%) halten sich erneut etwas besser. Die Titel waren zuletzt mit dem Nationalkongress in China etwas stärker wieder in den Fokus gerückt, an dem die Regierung sich für 2024 erneut ein Wachstumsziel von etwa 5 Prozent gesetzt hat. Das Land ist ein wichtiger Absatzmarkt für die Branche.

Auch SGS, Geberit und Logitech stehen als weitere eher konjunktursensible Titel mit Abgaben von bis zu 0,8 Prozent auf den Verkaufslisten.

Neben Novartis stehen auch die Papiere von Nestlé (-0,6%) etwas unter Druck. Schwergewicht Nummer drei, Roche (GS +0,6%) gewinnen dagegen erneut hinzu. Wie bereits im vergangenen Jahr ist die bisherige Jahresbilanz von Nestlé und Roche mit Abgaben deutlich schlechter als die von Novartis, die seit Jahresbeginn erneut zugelegt haben.

Mit Kursgewinnen von jeweils mehr als 1 Prozent sind die Aktien von SIG, Givaudan, Sandoz, Lindt&Sprüngli sowie VAT im Gewinnerfeld zu finden. Bei SIG und VAT tragen freundliche Analystenkommentare zu dem guten Lauf massgeblich bei.

Das Hauptgeschehen findet aber mit den Zahlen diverser Unternehmen erneut in den hinteren Reihen statt. Nach Zahlen gesucht sind dabei Bachem (+12%), Avolta (+1,9%) und Kardex (+1,1%). Im Kielwasser der gut aufgenommenen Bachem-Zahlen greifen Anleger auch bei Lonza (+0,9%) und Siegfried (+1,0%) zu. Dagegen fallen SFS (-3,2%) und Schweiter (-2,3%) nach Zahlen zurück.

Mit einem Sprung von 37 Prozent reagieren Evolva auf die Pläne von Grossaktionäre Nice & Green, der die geplante Liquidation zwecks "Reverse Takeover" aufhalten will.

hr/kw