Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat zur Wochenmitte Mühe, eine klare Richtung zu finden. Der SMI hat im bisherigen Handelsverlauf schon mehrfach das Vorzeichen gewechselt und fiel zeitweise auch unter die Marke von 10'900 Punkten. Aktuell notiert er aber wieder leicht im Plus. Händler bezeichnen das Marktgeschehen insgesamt als Stabilisierungsversuch nach den starken Einbussen vom Vortag. An der grundsätzlichen Einschätzung der Lage habe sich allerdings nichts geändert, lautet der Tenor. Es dominierten die Sorgen vor einer globalen Rezession und Zinsängste.

Zudem sorge das anstehende Notenbanker-Treffen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming für "angespannte Nerven". Analysten erwarten derzeit eher keine "positive Überraschung" durch Fed-Chef Jerome Powell in Sachen Zinsen: "Die Notenbanken müssen der Inflationsdynamik entgegentreten und werden dabei keine Rücksicht auf die Ereignisse an den Finanzmärkten nehmen", meint einer. Am heutigen Handelstag interessieren in diesem Zusammenhang noch der Auftragseingang in den USA für langlebige Güter, welcher als Frühindikator gilt.

Um 11 Uhr gewinnt der SMI 0,21 Prozent auf 10'955,88 Punkte und notiert damit praktisch auf Tageshoch. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, zieht um 0,10 Prozent auf 1676,82 und der breite SPI ebenfalls um 0,10 Prozent auf 14'136,61 Stellen an. Im SLI gibt es etwa gleich viele Gewinner wie Verlierer, und die Ausschläge halten sich in Grenzen.

Eine Ausnahme davon sind Richemont, die um 2,7 Prozent anziehen. Die Luxusgütergruppe hat nach langer Partnersuche für die Onlineplattform YNAP eine Lösung mit der britischen Plattform Farfetch und dem Investor Mohamed Alabbar gefunden. Analysten zeigen sich überwiegend erleichtert und akzeptieren auch den dafür nötigen Abschreiber. Positiv sei insbesondere, dass die Marge von Richemont künftig aufgrund der Dekonsolidierung deutlich steigen werde.

Klar im Plus sind dahinter defensive Titel wie Zurich, Givaudan und Alcon, die zwischen 1,1 und 0,6 Prozent anziehen.

Gestützt wird der Gesamtmarkt zudem von den Schwergewichten Nestlé (+0,3%) und Novartis (+0,2%), die am Vortag überdurchschnittliche Abgaben erlitten hatten. Dies wurde mit Gewinnmitnahmen begründet, weil zuletzt viel Geld in die defensiven Werte geflossen sei. Nun greifen offenbar auf dem tieferen Niveau "Schnäppchenjäger" vereinzelt wieder zu. Für Roche (-0,1%) gilt dies hingegen nicht.

Die Verliererliste wird einmal mehr von Sonova angeführt (-1,9%), die vor Wochenfrist im Zuge einer Gewinnwarnung bereits abgestraft wurden. Händler sprechen von einem sehr grossen Vertrauensverlust, den die Gewinnwarnung verursacht habe.

Mehr als 1 Prozent geben ausserdem die beiden Technologiepapiere AMS-Osram (-1,5%) und Logitech (-1,3%) sowie UBS (-1,1%) nach. CS (-0,9%) haben ebenfalls Mühe, notieren aber aktuell über der 5-Franken-Marke, die Anfang Woche unterschritten wurde.

Einen schweren Stand haben auch Kühne+Nagel (-0,9%). Die Frachtraten, deren Höhenflug dem Logistiker in den letzten Quartalen geholfen hat, sei seit einigen Handelstagen am Sinken, begründen dies Börsianer. Und auch ein wichtiger Logistikindex signalisiere ein sich abschwächendes Geschäft.

Dahinter werden Geberit (-0,8%) durch einen Kommentar von Goldman Sachs belastet, in dem bei einem gesenkten Kursziel nach wie vor zum Verkauf der Aktien geraten wird. Begründet wird dies mit der konjunkturellen Eintrübung in Europa.

Adecco (-0,7%) markierten derweil im Verlauf des Morgens ein neues Jahrestief nur noch knapp über der Marke von 30 Franken. Den Titel belaste eine toxische Mischung aus Konjunktursorgen, Zweifel an der Strategie und Fragezeichen zum Management, ist zu hören.

Am breiten Markt haben eine Reihe von Unternehmen Zahlen veröffentlicht. Besonders schlecht kommen Sensirion weg, die nach einer Guidance-Senkung um 10 Prozent fallen. Auch bei Dätwyler (-1,6%) und der LLB (-1,3%) sorgen die neusten Zahlen für Verkäufe.

Applaus erhalten hingegen nach der Resultatvorlage Aluflexpack (+4,4%), Aevis Victoria (+3,7%), Allreal (+2,3%) und SF Urban (+1,6%).

rw/tv