Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt erlebt nach der schwachen Vorwoche zum Wochenstart eine klare Gegenbewegung. Auch an den europäischen und asiatischen Märkten steigen die Kurse nach den zuletzt deutlichen Verlusten. Gleichzeitig bleibt die Nervosität der Investoren anhaltend hoch. Der Machtkampf zwischen Privatanlegern und Hedgefonds in den USA hat in den vergangenen Tagen für eine erhöhte Volatilität gesorgt, die auch vorerst anhalten dürfte, heisst es aus dem Handel.

Frei nach dem Motto: Neue Woche, neues Ziel, fände derzeit in den USA ein Run der Privatanleger auf Silber statt, kommentiert ein Börsianer. Der Silberpreis ist am Morgen erstmals seit 2013 über die Marke von 30 US-Dollar gestiegen. Daneben halten die Sorgen um Mutationen des Coronavirus, das Impfchaos in vielen Ländern sowie die anhaltenden Massnahmen gegen das Virus die Investoren auf Trab. Immerhin stellten diese Punkte das Tempo der wirtschaftlichen Erholung in Frage, sind sich viele Börsianer einig.

Der SMI gewinnt gegen 11.00 Uhr 0,77 Prozent auf 10'672,23 Punkte. Zur Erinnerung: In der Vorwoche war der Leitindex unter den Schlussstand von 2020 gerutscht. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,66 Prozent auf 1'688,85 und der breite SPI um 0,77 Prozent auf 13'294,01 Zähler. Von den 30 SLI-Werten gewinnen 23 hinzu, fünf verlieren und Richemont und Swisscom sind unverändert.

Wie hoch die Nervosität auch hierzulande derzeit ist, zeigt sich auch am Volatilitätsindex VSMI, dem Angstbarometer der Börse, das auf dem höchsten Stand seit drei Monaten notiert. "Der Stress bleibt, da niemand wirklich weiss, was als nächstes kommt", kommentiert ein Händler.

Mit Abgaben von 2,8 Prozent fallen die Aktien von Julius Bär am Montagvormittag auf. Wie die vorgelegten Zahlen der Gruppe zeigen, hat die Vermögensverwaltungsbank im vergangenen Jahr von einer stark gestiegenen Kundenaktivität bei einer hohen Volatilität der Märkte wegen der Coronakrise profitiert. Analysten reagieren durchaus positiv. Entsprechend könnten die Verluste eher als Gewinnmitnahmen nach einem bisher starken Jahr (+7%) gesehen werden.

Die beiden Grossbanken CS (-0,2%) und UBS (+0,4%) hinken dem Gesamtmarkt ebenfalls hinterher.

Gewinnmitnahmen dürften bei Lonza und SGS die treibenden Kräfte hinter den Verlusten von 1,2 bzw. 0,7 Prozent sein. Beide Aktien hatten in der Vorwoche Zahlen vorgelegt und damit die Analysten überzeugt. Lonza waren bereits in der Vorwoche schwach, hatten allerdings 2020 zu einem der begehrtesten Blue Chips gehört.

Mittlerweile haben sich auch die Aktien von Clariant (-0,5%) zu den Verlierern gesellt. Bei dem Spezialchemie-Konzern geht mit dem Rücktritt von Verwaltungsratspräsident Hariolf Kottmann eine Ära zu Ende. Damit sei der Weg für einen Neuanfang frei, sind sich Analysten einig.

Dem stehen Kursgewinne von 2,5 Prozent bei Swatch gegenüber. Nach der Zahlenvorlage am letzten Donnerstag haben verschiedene Analysten ihre Kursziele für die Titel des Uhrenkonzerns angehoben. Punkten kann Swatch vor allem mit einer Margenerholung.

Dahinter folgen mit Sika, Temenos und Partners Group eher zyklische Titel, die sich zwischen 1,9 und 1,3 Prozent verteuern.

Es sind aber auch die weniger konjunktursensiblen Kandidaten gefragt. Neben Straumann (+1,3%) geht es auch für die drei Schwergewichte Roche, Nestlé und Novartis zwischen 1,2 und 0,7 Prozent aufwärts. Novartis waren in der Vorwoche nach Zahlen recht deutlich zurückgefallen.

In den hinteren Reihen stechen noch Basilea mit einem Plus von mehr als 3 Prozent hervor. Die Titel sind in der Schweiz die am stärksten leerverkauften Papiere. Gut möglich, dass die Leerverkaufs-Positionen mit Blick auf die "Robinhood-Unruhen" reduziert wurden, denken Händler. Bucher (+1,8%) sind wiederum nach positiven Analystenkommentaren über die Eckdaten 2020 weiter in Richtung Rekordmarke unterwegs.

Am entgegengesetzten Ende der Kurstafel sind die Aktien von Asmallworld, Starrag und Kudelski zu finden, die zwischen 5,3 und 3,2 Prozent verlieren.

hr/ra