Zürich (awp) - An der Schweizer Börse geben die Kurse am Dienstag mehrheitlich nach. Händler sprechen von einer Vielzahl von Puzzleteilen, die den Markt derzeit in die eine oder andere Richtung treiben, je nachdem, welcher Nachricht mehr Gewicht beigemessen wird. So gab die Aussicht auf eine Annäherung im Zollstreit zwischen Brüssel und Peking den Märkten zu Wochenbeginn gestern noch kräftig Auftrieb. Nun hat sich auch Kanada auf die Seite der EU und der USA geschlagen und wirft China Dumpingpreise im EV-Sektor vor.

Darüber hinaus werfen die Wahlen in den USA und in Frankreich ihre Schatten voraus. Die derzeit unklaren wirtschaftlichen und politischen Aussichten in vielen Regionen haben zu einer gewissen Verunsicherung geführt. "Dies und die Tatsache, dass wir uns dem Quartalsende vor der Sommersaison nähern, bietet Anlegern die beste Gelegenheit, ihre Portfolios neu zu gewichten", so ein Händler. Dieses Phänomen sei in allen Sektoren zu beobachten, vor allem aber im Technologiesektor, da die Anleger bei steigender Unsicherheit dazu neigten, einen Teil der Gewinne aus gut laufenden Aktien mitzunehmen.

Der Leitindex SMI verliert gegen 11.15 Uhr 0,47 Prozent auf 12'100,34 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, fällt um 0,39 Prozent auf 1955,63 und der breit gefasste SPI um 0,53 Prozent auf 16'051,92 Zähler. Im SLI geben 25 Werte nach und fünf legen zu.

Ein Blick auf die grössten Gewinner und Verlierer bestätigt, dass Anleger derzeit Gewinne versilbern und nach vermeintlichen Schnäppchen suchen. Die Schindler PS führen mit -2,7 Prozent das Verliererfeld an - seit Jahresstart hatten sie bis Montag Börsenschluss 11 Prozent gewonnen. SIG (+0,8%) wiederum gehören im bisherigen Jahresverlauf mit -14 Prozent (Stand Montagabend) zu den grössten Verlierern unter den Blue Chips.

Mit etwas Abstand geben auch ABB, Geberit oder Holcim nach. Sie verbilligen sich um bis zu 1,1 Prozent. Händler verweisen auf eine generelle Branchenschwäche bei Industriewerten in Europa. Auslöser war eine Gewinnwarnung des Flugzeugherstellers Airbus - auch wenn diese in erster Linie auf Probleme in der Lieferkette und nicht auf die Nachfrage zurückzuführen war.

Bei Werten wie UBS (-2,2%), Alcon (-2,0%) oder VAT (-1,4%) dürften die aktuellen Abgaben auch mit der bisher starken Performance im ersten Halbjahr zusammenhängen.

Bei VAT sorgt zudem die jüngste Branchenschwäche in den USA für zusätzlichen Abgabedruck. Der KI-Hoffnungsträger Nvidia hat sich mit seiner aktuellen Korrektur von einer Stütze für den Gesamtmarkt in einen ebenso starken Bremsklotz verwandelt. In den hinteren Reihen folgen AMS-Osram, Inficon, Comet und U-blox mit Abschlägen von bis zu 2,4 Prozent.

Dass die Abschläge hierzulande vergleichsweise moderat ausfallen, liegt auch daran, dass die beiden Pharmaschwergewichte Novartis (-0,2%) und Roche (GS -0,5%) in etwa mit dem Markt nachgeben. Am Vortag hatten sie den Markt noch massgeblich gestützt, Novartis war sogar auf ein Rekordhoch geklettert.

Das überschaubare Gewinnerfeld wird derweil von Richemont (+2,5%) angeführt. Händler verweisen auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach sich der LVMH-Milliardär Bernard Arnaud bei dem Luxusgüterhersteller eingekauft haben soll. Auch Straumann und die weniger konjunktursensiblen Givaudan (beide +0,2%) stemmen sich gegen den Konsolidierungstrend.

In den hinteren Reihen stechen Meyer Burger (+33%) hervor. Grund für den Kurssprung sind laut Händlern die Fortschritte bei der Verlagerung des Kerngeschäfts in die USA, über die das Solarunternehmen am Morgen berichtet hatte.

Ypsomed (+2,3%) sind nach Kommentaren von Firmenchef Simon Michel gesucht. Er hatte sich in einem Interview mit dem Wirtschaftsportal "cash.ch" äusserst zuversichtlich für sein Unternehmen gezeigt.

hr/kw