Zürich (awp) - Einander entgegengesetzte Kräfte erschweren dem Schweizer Aktienmarkt am Dienstag eine klare Richtung. Weiterhin befinde sich der Markt zudem zwischen der Hoffnung, dass mit den verfügbaren Impfstoffen eine langsame Rückkehr zur altbekannten Normalität möglich ist und der Aussicht auf weitere harte Lockdown-Massnahmen, weil die Corona-Fallzahlen sich derzeit nicht in den Griff bekommen lassen.

In dieses Gemengelage mische sich nun noch der Hexensabbat an diesem Freitag, also der grosse Verfallstag an den Terminbörsen. Er werfe bereits seine Schatten voraus, heisst es im Handel. Wie unsicher die wirtschaftlichen Aussichten zu bewerten sind, zeigt auch die Entscheidung der Bundes-Ökonomen. Sie haben ihre Prognose für das Wachstum im kommenden Jahr nach unten angepasst. Als Grund nennen sie die zweite Corona-Welle, die im Winterhalbjahr 2020/21 auf der Schweizer Wirtschaft lastet.

Der Swiss Market Index (SMI) gibt gegen 11.05 Uhr um 0,10 Prozent nach auf 10'362,96 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, gewinnt moderate 0,09 Prozent auf 1'623,12 Punkte, während der umfassende SPI mit -0,02 Prozent bei 12'899,16 Zählern auf der Stelle tritt. Im SLI stehen 21 Gewinnern neun Verlierer gegenüber.

Ganz oben auf den Einkaufslisten der Investoren stehen die Aktien des ohnehin eher volatilen Sensorenherstellers AMS (+3,5%). Händler verweisen auf die guten Nasdaq-Vorgaben. Zudem kündigte der iPhone-Hersteller und AMS-Kunde Apple an, mehr Smartphones produzieren zu wollen. In der ersten Hälfte 2021 wolle Apple bis zu 96 Millionen iPhones produzieren lassen, etwa 30 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2020, heisst es in Medienberichten.

Auch Temenos (+1,7%) profitieren einerseits von den freundlichen US-Vorgaben. Sie stehen aber auch wegen der insgesamt festeren Bankenwerte etwas stärker im Fokus. Möglicherweise wird nämlich die EZB-Bankenaufsicht an diesem Tag den Dividendenstopp lockern, heisst es im Handel. Während die hiesigen Institute zwar von den Entscheidungen nicht weiter tangiert werden, profitieren sie augenscheinlich dennoch von einer insgesamt besseren Stimmung.

Dass die CS-Aktien (+1,1%) ihren Branchenkollegen UBS (+0,5%) und Julius Bär (+0,3%) vorauseilen, liegt aber an den Aussagen vom Investorentag, mit denen die Grossbank zu überzeugen weiss. Die Bank stelle zwar keine zu ambitiösen Ziele in Aussicht, sondern habe ihre bisherige Strategie und Renditeziele bestätigt, heisst es.

Glaubt man dem CIO der UBS-Vermögensverwaltung, Mark Haefele, sollten Investoren die Hoffnung auf einen Endspurt noch nicht aufgeben. Wie der Anlageexperte in einem aktuellen Kommentar meint, habe der Markt trotz der deutlichen Kursgewinne seit Anfang November noch Potenzial nach oben. "Die Rotation aus dem letzten Monat hin zu den Corona-Nachzüglern bietet noch einigen Raum."

Mit Werten wie Clariant (+1,2%), LafargeHolcim oder Swiss Re (beide +0,7%) sind denn auch Werte unter den aktuell grösseren Gewinnern, die seit Jahresbeginn dem Markt hinterherhinken. Im Fall der Swiss Re ist aus dem Handel zu hören, dass sich die Papiere von gewissen Umschichtungen im frühen Handel erholen konnten.

Dass der Gesamtmarkt mehr oder weniger auf der Stelle verharrt, ist aber vor allem den drei Schwergewichten geschuldet. Während Nestlé und Roche (beide +0,1%) leicht zulegen, sacken Novartis als Schlusslicht um 1,2 Prozent ab. Händler meinen, am Markt habe man sich bei den vorgelegten Studiendaten zum Augenmittel Beovu stärkere Vorteile gegenüber dem Vergleichspräparat erhofft. Zudem schienen Kräfte am Werk, die im Vorfeld des Hexensabbat versuchten, den Kurs unterhalb der 80 Franken zu setteln.

Verluste weisen zudem noch Sika, Lonza und Sonova auf, die zwischen 1,0 und 0,8 Prozent zurückfallen.

Im breiten Markt geht es für Huber + Suhner nach einer Cyberattacke um 2,2 Prozent abwärts. Der Kabelspezialist hat die Produktion weltweit unterbrochen und kann bisher über das Schadenausmass noch nichts Konkretes vermelden.

Das Gegenstück bilden Implenia (+1,9%), nachdem der Baukonzern als Totalunternehmer den Auftrag für die Sanierung des denkmalgeschützten UBS-Gebäudes am Paradeplatz in Zürich an Land gezogen hat.

hr/rw