Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse notiert am späten Donnerstagvormittag moderat im Plus. Der SMI näherte sich im Verlauf des Morgens auch wieder der 11'200-Punkte-Marke, nachdem sich in der Startphase noch keine klare Tendenz abgezeichnet hatte. Händler sprechen gleichwohl nur von einer "Stabilisierung". Viel mehr liege derzeit angesichts der schwindenden Hoffnungen auf rasche Zinssenkungen nicht drin. Am Vortag war der SMI zeitweise auf unter 11'100 Punkte gefallen und damit auch unter den Jahresschlusskurs 2023. Das Highlight am Berichtstag sind Richemont: Das Papier vollführt nach der Vorlage von Umsatzzahlen einen veritablen Kurssprung.

"So schnell wie die Investoren Ende 2023 ihre Zinssenkungserwartungen nach oben schraubten, so schnell werden sie jetzt von den Vertretern von Fed und EZB wieder eingefangen", kommentiert ein Analyst das Marktgeschehen, welches trotz der aktuellen Avancen von Zurückhaltung geprägt sei. Nach den mahnenden Worten verschiedener Notenbanker in den vergangenen Tagen seien die Renditen am Anleihemarkt wieder gestiegen und im Gegenzug die Aktienkurse zurückgekommen. Nächster Fixpunkt in Sachen Zinserwartungen sind die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA, welche an diesem Nachmittag veröffentlicht werden. Bekanntlich beachtet die US-Notenbank den Arbeitsmarkt stark.

Der Leitindex SMI notiert kurz nach 11 Uhr 0,19 Prozent im Plus bei 11'170,09 Punkten. Der die 30 wichtigsten Werte umfassende SLI gewinnt 0,54 Prozent auf 1762,18 und der breite SPI 0,14 Prozent auf 14'544,04 Zähler. Gewinner und Verlierer halten sich bei den SLI-Titeln in etwa die Waage.

Grössere Ausschläge gibt es nur bei wenigen Titeln. Dazu zählen insbesondere Richemont, die um satte 9,9 Prozent anziehen. Der Besitzer von Luxusmarken wie Cartier, IWC, Piaget oder Jaeger LeCoultre hat im wichtigen Weihnachtsquartal besser abgeschnitten als erwartet. Die von Analysten vorausgesagte Umsatzenttäuschung blieb aus. In letzter Zeit hatte der Kurs deswegen und wegen China-Sorgen noch markant nachgegeben. So notierte er Mitte Dezember noch bei rund 124 Franken, aktuell sind es trotz dem heutigen Kursfeuerwerk nur knapp 116 Franken.

Die Richemont-Zahlen helfen den Swatch-Papieren auf die Sprünge (+0,8%).

Klare Gewinne von 1 Prozent oder mehr verbuchen ausserdem noch Straumann (+1,5%) und VAT (+1,0%). Beide haben bislang im Jahr 2024 nicht sonderlich überzeugt.

Überdurchschnittlich ziehen dahinter nach einer bestätigten Kaufempfehlung durch die UBS-Analysten Partners Group an (+0,9%). Und auch Lonza (+0,4%) erhalten von einem Analystenkommentar etwas Unterstützung. Die Bank of America nimmt die Bewertung mit 'Buy' wieder auf.

Auf der anderen Seite geben Sandoz (-1,8%), Lindt&Sprüngli (-1,5%) sowie Givaudan (-1,1%) mehr als 1 Prozent nach und sind somit grösste Verlierer im SLI. Bei Sandoz und Lindt&Sprüngli handle es sich - nach einer bislang guten Jahresperformance - wohl um Gewinnmitnahmen, meinen Börsianer.

Erneut nicht auf Touren kommen dahinter Sika (-0,9%). Sie tragen unter den 20 SMI-Blue Chips bislang im 2024 klar die rote Laterne. Nach dem jüngsten Kursrutsch präsentierten sich die Titel auch charttechnisch angeschlagen, ist zu vernehmen.

Ein grosser Belastungsfaktor für den Gesamtmarkt sind zudem die Schwergewichte. So geben Roche (GS: -0,7%), Nestlé (-0,4%) und Novartis (-0,3%) alle nach.

Am breiten Markt erleiden Coltene (-4,2%) und Galenica (-3,3%) nach der Vorlage von Zahlen Verluste.

Bachem (-4,4%) werden derweil von einer Verkaufsempfehlung durch Mirabaud zurückgebunden. Sie nähern sich damit mit rasantem Tempo dem Mehrjahrestief von rund 50 Franken, welches vom Herbst 2022 datiert.

Hingegen legen AMS Osram (+1,4%) und Temenos (+1,9%) nach positiven Analystenkommentaren zu. Dies gilt auch für Valiant (+2,3%).

Nur minimal ist die Erholung bei Meyer Burger (+1,2%). Am Vortag hatten diese nach diversen Hiobsbotschaften fast ein Drittel an Wert eingebüsst.

rw/tv