Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt setzt sich die Erholung vom Wochenstart auch am Dienstag fort. So langsam fassten Investoren wieder Vertrauen in die Stabilität des Bankensektors und würden denn auch gerade bei Finanzwerten wieder beherzter zugreifen, heisst es im Handel. Die Nachricht, dass die US-Bank First Citizens BancShares alle Einlagen und Kredite der zusammengebrochenen Silicon Valley Bank übernimmt, habe die Nerven der Anleger beruhigt, sind sich Marktteilnehmer einig. Für eine Entwarnung sei es aber noch zu früh.

Die Unsicherheit bei den Bankkunden sei nach wie vor hoch. Und in einem solchen Umfeld brauche es nicht viel, bis es zum nächsten Bank Run komme. "Auch wenn sich also für den Moment die Nervosität an der Börse diesbezüglich etwas gelegt hat, ist das Thema noch lange nicht ausgestanden", warnt ein Händler. Auch das Thema Rezession rücke wieder auf die Agenda. "Die Vergangenheit lehrt, dass Probleme bei den Banken für gewöhnlich eine merkliche Abkühlung der Wirtschaft mit sich bringen."

Der SMI gewinnt gegen 11.00 Uhr 0,54 Prozent hinzu auf 10'844,14 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,51 Prozent auf 1708,71 und der breite SPI um 0,48 Prozent auf 14'186,15 Zähler. Von den 30 SLI-Werten gewinnen 22 hinzu und acht fallen zurück.

Im Gewinnerfeld sind die unterschiedlichsten Vertreter aus der Finanzbranche zu finden. Mittlerweile führen Julius Bär und die CS (beide +1,4%) das Feld an. UBS, Zurich Swiss Life und Swiss Re gewinnen zwischen 1,3 und 0,5 Prozent hinzu. Sie befinden sich damit in guter Gesellschaft, denn auch die europäischen Konkurrenten bauen auf die freundliche Vortagestendenz auf.

Aussagen des UBS-Chefs Ralph Hamers rücken die beiden Grossbanken einmal mehr ins Rampenlicht. So ist Hamers sichtlich darum bemüht, die Gemüter zu beruhigen. In einem internen Schreiben betonte er abermals die Chancen, die sich durch die Übernahme der Credit Suisse ergäben. "Wir haben die Credit Suisse nicht übernommen, nur um sie dann zu schliessen", so Hamers. Gleichzeitig appellierte er an die Zuversicht der CS-Mitarbeiter.

Ausserdem sind Zykliker aus verschiedenen Branchen verstärkt gesucht. Neben Kühne+Nagel (+1,2%) gewinnen auch VAT (+1,2% auf 315,60 Fr.) und Holcim (+1,0%) überdurchschnittlich hinzu. Bei VAT sorgt eine Hochstufung durch Berenberg für Rückenwind, wobei das Kursziel um ein Drittel auf mehr als 400 Franken angehoben wurde. Bei 323,40 Franken haben die Papiere daraufhin im bisherigen Handelsverlauf ein Jahreshoch markiert.

Unterstützung erhält der Gesamtmarkt auch von den Schwergewichten. Dabei erweisen sich Nestlé (+1,0%) als die grösste Stütze. Aber auch Novartis (+0,5%) können an den Vortagestrend anknüpfen, wenn auch mit gedrosseltem Tempo. Vorzeitig vorgelegte erfolgreiche Studienergebnisse hatten das Schwergewicht am Vortag um mehr als 7 Prozent angeschoben. Derweil hinken Roche-Bons (+0,2%) mit knappen Gewinnen dem Markt einmal mehr hinterher. Erst am Vortag waren sie auf den tiefsten Stand seit Januar 2019 gefallen.

Während VAT zu den grossen Gewinnern am Dienstag zählen, geben AMS Osram (-2,6%) und Temenos (-0,9%) nach und auch Logitech (+0,3%) können nicht mithalten. Bei Temenos hatten am Vortag noch die nicht nachlassenden Übernahmespekulationen für eine gewisse Schubkraft gesorgt.

Auch Givaudan (-0,3%) sind auf der Verliererliste zu finden. Hier machen Händler die jüngsten Analystenkommentare verantwortlich. Im Vorfeld der anstehenden Quartalszahlen sorgten sich etwa Analysten von Jefferies und JPMorgan um die Stärke des Konzerns.

In den hinteren Reihen stechen unterdessen die Aktien von Peach Property mit -13 Prozent hervor. Baader Helvea hatte die Aktien am Morgen abgestuft und dies mit einer mangelnden Visibilität begründet.

Auf den Einkaufslisten stehen dagegen vor allem Vertreter aus der Biotechbranche. So geht es für Kinarus, Relief Therapeutics, Obseva oder auch HBM Healthcare um bis zu 13 Prozent nach oben.

hr/uh