Zürich (awp) - Nachdem bereits die vergangene Woche hohe Verluste gezeigt hat, dürfte auch der Beginn der neuen Woche in Erinnerung bleiben. Ausgelöst durch Spekulationen über einen Importstopp für russisches Öl herrscht teilweis Panik an den internationalen Finanzmärkten. Während an den Rohstoffmärkten die Preise teilweise regelrecht explodieren, brechen die Aktiennotierungen reihenweise ein. "Die Situation ist derzeit sowohl für die Konjunkturseite direkt als auch indirekt über den Druck auf die Inflationsentwicklung prekär", fasste ein Händler die aktuelle Lage zusammen.

Mit dem neuerlichen Einbruch kommen bei vielen Investoren die Erinnerungen an den Corona-Crash vor fast genau zwei Jahren zurück. Aus Angst vor einer weltweiten Rezession fielen damals die Börsenkurse in den Keller, um sich dann fast schon kometenhaft durch eine historisch einmalige Rettungsaktion der Notenbanken in den folgenden Monaten zu erholen. "Heute ist allerdings vieles anders", sagte ein Händler. "Statt einer Pandemie ist nun ein Krieg in Europa und eine sich dadurch komplett verändernde sicherheits-, geo- und wirtschaftspolitische Neuordnung Europas und der Welt für den fast Absturz verantwortlich."

Der SMI sackt gegen 11.15 Uhr um 2,73 Prozent ein auf 10'991,71 Punkte, im Tief war er gar bis 10'871 Zähler gefallen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 3,01 Prozent ein auf 1726,67 und der breite SPI 2,94 Prozent auf 13'882,16 Zähler. Im SLI geben alle Werte bis auf Vifor (+0,5%) nach.

In Asien haben die Märkte am Morgen bereits mit deutlichen Verlusten reagiert und in Europa sacken die Börsen zum Wochenstart ebenfalls ab. So verlieren der deutsche DAX oder der französische Cac-40 jeweils um die 3 Prozent. Für die Wall Street deuten die Futures ebenfalls auf klare Abgaben hin.

Besonders ausgeprägt sind zum Wochenstart die Verwerfungen an den Rohstoffmärkten. Der Ölpreise ist nach den möglichen News zum Öl regelrecht explodiert und stehen mit mit knapp 140 US-Dollar auf dem höchsten Niveau seit 2008. Experten befürchten nun sogar Ölpreis-Notierungen von über 200 US-Dollar.

Der Goldpreis ist derweil erstmals seit August 2020 auf 2000 US-Dollar je Feinunze gestiegen. Und auch der Palladiumpreis schiesst am Montagmorgen nach oben. Nach wie vor werden am Palladiummarkt mögliche Angebotsausfälle aus Russland eingepreist. Bei den Industriemetallen und den Agrarrohstoffen weisen die Preise ebenfalls steil aufwärts. So verteuerte sich Weizen an der US-Börse CBOT vergangene Woche um mehr als 40 Prozent, was dem stärksten Wochenanstieg aller Zeiten entsprach.

Am Devisenmarkt wiederum sorft die Flucht in den sicheren Hafen Schweizer Franken dafür, dass das Euro/Franken-Paar erstmals seit Aufhebung des Mindestkurses kurzzeitig unter Parität gefallen ist. Aktuell notiert es bei 1,003 wieder knapp darüber. SNB-Direktoriumsmitglied Andréa Maechler erklärte im Interview mit der Zeitung "Schweiz am Wochenende", in Zeiten wie diesen suchten Investoren nach Sicherheit. Es sei schwer zu sagen, wie die SNB auf die plötzliche Aufwertung des Frankens reagieren werde, meinte eine Händlerin. Sicherlich werde sie versuchen, die Aufwertung des Frankens in der Nähe der Parität (zum Euro) zu stoppen.

Bei den Schweizer Einzelwerten sind es erneut die Aktien aus der Finanzbranche, die besonders deutlich in die Tiefe rauschen. Neben Julius Bär (-7,8%) geben denn auch die Aktien der UBS, Swiss Life, CS um 6,3 bis 5,8 Prozent nach. Die Konjunktursorgen erhöhen die Angst der Investoren vor möglichen Folgen für die Kreditwirtschaft.

Am deutlichsten sacken allerdings die konjunktursensiblen AMS-Osram ab, die um 7,5 Prozent einbrechen - im frühen Handel waren die Abgaben gar zweistellig. Auch die beiden Uhrenhersteller Swatch (-6%) und Richemont (-4,4%) sind unter den grössten Verlierern zu finden. Sie leiden ebenfalls besonders stark unter der Unsicherheit des Krieges.

Noch deutlicher sacken im breiten Markt die Anteilsschiene von Valartis (-16%), Orascom (-13%) und Dufry (-9,8%) ab. Meyer Burger (+6,3%) als ein Vertreter der alternativen Energien ist dagegen auf der übersichtlichen Gewinnerliste zu finden.

hr/uh