NEW YORK (Dow Jones)--Mit einer wenig veränderten Tendenz zeigt sich die Wall Street am Mittwoch unmittelbar vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank am Abend (MESZ). Der Dow-Jones-Index gewinnt 0,1 Prozent auf 35.462 Punkten, S&5-500 und Nasdaq-Composite verlieren 0,1 bzw. 0,2 Prozent. Der Optimismus der Vortage mit der längsten Gewinnserie seit rund sechs Jahren scheint zum Erliegen zu kommen.

Händler machen dafür auch gute Gründe aus: Gerade die luftigen Höhen bei den Indexständen ließen Anleger vor der Fed-Entscheidung vorsichtiger agieren. Denn als Grundlage des Optimismus fungierte die Annahme, dass es der Fed trotz ihres Zinserhöhungszyklus gelingen werde, der US-Konjunktur eine weiche Landung ohne Rezession zu bescheren. Zudem setzt eine Mehrheit der Marktteilnehmer auf das Erreichen des Zinsgipfels in den USA nach der als sicher eingepreisten Zinserhöhung um weitere 25 Basispunkte.

Doch müssen diese Annahmen durch die Aussagen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell am Abend untermauert werden. Sollte Powell weitere Zinserhöhungen andeuten, dürfte die Wall Street auf Talfahrt gehen, sind sich Händler ziemlich sicher. Denn dann müsste ein Teil des Optimismus in Sachen Konjunktur- und Zinsentwicklung ausgepreist werden.

"Eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte ist weitgehend eingepreist, daher dürfte dies den Markt nicht bewegen. Entscheidend sind die qualitativen Ansichten über die Fortschritte der Fed im Kampf gegen die Inflation", sagt Chefanalyst Tom Lee von Fundstrat. Er hält angesichts der wahrscheinlichen Fed-Kommentare und der Marktsituation eine Rally des S&P-500 von mehr als 1 Prozent für denkbar. Lee tippt somit auf eher taubenhafte Einlassungen von Powell.


   Berichtssaison macht Kurse 

Parallel zur Geldpolitik gilt es außerdem eine Flut an Geschäftszahlen zu verarbeiten: Sehr gut werden die Ergebnisse der Google-Mutter Alphabet aufgenommen, deren Aktie um 6,3 Prozent steigt. Umsatz und Nettogewinn im zweiten Quartal übertreffen die Erwartungen.

Licht und Schatten enthalten dagegen die Geschäftszahlen von Microsoft. Im vierten Geschäftsquartal lagen Umsatz und Ergebnis zwar über den Erwartungen von Analysten, doch verlangsamte sich das Wachstum aufgrund einer nachlassenden Software-Nachfrage. Microsoft geben um 4,0 Prozent nach.

Weitere Belastungen im Rüstungsgeschäft haben dem Flugzeughersteller Boeing im zweiten Quartal rote Zahlen beschert. Steigende Flugzeugbestellungen und -auslieferungen konnten die finanziellen Folgen dieser Probleme nicht ausgleichen. Der Konzern übertraf allerdings die Erwartungen, erhöhte seine Produktionsrate wie geplant und bestätigte den Cashflow-Ausblick. Der Kurs gewinnt 5,8 Prozent.

Coca-Cola hat im zweiten Quartal vor allem von Preiserhöhungen profitiert. Der Getränkekonzern steigerte Gewinn und Umsatz stärker als erwartet und zeigte sich zuversichtlicher für das Gesamtjahr. Der Kurs legt um 0,8 Prozent zu.

AT&T steigen um 0,2 Prozent. Der Telekommunikationskonzern hat in der zweiten Periode die Erwartungen zu freiem Cashflow und bereinigtem Gewinn übertroffen. Der Umsatz blieb jedoch unter dem Konsens.

Snap brechen um 19,3 Prozent ein. Der Betreiber der Digitalplattform Snapchat hat zwar den Verlust im zweiten Quartal überraschend deutlich verringert und auch die Umsatzerwartung knapp übertroffen, doch enttäuscht der Ausblick.

Als enttäuschend wird auch der Ausblick von Texas Instruments (-5,2%) auf das dritte Quartal aufgenommen. Im zweiten hatte das Unternehmen besser abgeschnitten als erwartet. Positiver als gedacht schnitt die Kreditkartengesellschaft Visa (-1,2%) im dritten Geschäftsquartal ab. Beobachter bemängeln jedoch, dass das Wachstum des Zahlungsvolumens sich verlangsamt habe.

Ein Aktienrückkauf im Umfang von 30 Milliarden Dollar in Verbindung mit einer Dividendenerhöhung verhelfen Wells Fargo zu einem Kursanstieg um 1,7 Prozent. Die Aktie der Regionalbank Pacwest Bancorp springt um 27,3 Prozent nach oben, nachdem Banc of California (+0,3%) ihre Absicht zum Kauf des angeschlagenen Geldhauses bestätigt hat.


   Dollar Spielball der Fed 

Am Devisenmarkt hat der Dollar ins Minus gedreht, der Dollar-Index büßt 0,2 Prozent ein. Laut Analysten stützt die fest eingepreiste Zinserhöhung am Abend nicht mehr. Die ING-Analysten setzen dagegen auf einen steigenden Greenback. Es sei zu früh, nicht mehr auf weitere Zinsanhebungen zu setzen. Am Rentenmarkt geben die Renditen im Vorfeld des Fed-Entscheids leicht nach.

Die Ölpreise fallen leicht. Die offiziellen US-Öllagerdaten hätten kein klares Bild gezeigt, heißt es. In den drei Hauptkategorien Rohöl, Benzin und Dieselkraftstoff habe es durchweg Rückgänge gegeben, die jedoch eher gering ausgefallen seien. Die Aufmerksamkeit sei nun vor allem auf die bevorstehende Zinsentscheidung der Fed gerichtet.

Der Goldpreis steigt vor der US-Zinsentscheidung leicht an, nachdem er sich in der vergangenen Woche größtenteils im Korrekturmodus befunden hatte. Geht es nach Craig Erlam, Markktstratege bei Oanda, ist nun die Stunde der Wahrheit gekommen. Die Frage sei, ob die US-Notenbank bereit sei, zumindest zu signalisieren, dass die Straffung der Geldpolitik nun vorbei sein könnte. Sie möge nicht so kühn sein, dies ausdrücklich zu sagen, aber die Goldbullen könnten sich zumindest über einen Hinweis freuen, dass dies der Fall sein könnte. Dann könnte die Feinunze Gold schon bald wieder 2.000 Dollar kosten.


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INDEX           zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
DJIA          35.461,64  +0,1%    23,57      +7,0% 
S&P-500        4.561,72  -0,1%    -5,74     +18,8% 
Nasdaq-Comp.  14.109,42  -0,2%   -35,14     +34,8% 
Nasdaq-100    15.481,40  -0,5%   -80,02     +41,5% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         4,90      +2,5        4,87       47,9 
5 Jahre         4,15      -2,0        4,17       14,8 
7 Jahre         4,02      -2,0        4,04        4,9 
10 Jahre        3,87      -1,9        3,89       -0,9 
30 Jahre        3,92      -1,1        3,93       -4,8 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Mi, 8:05 Uhr  Di, 17:33 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1076        +0,2%        1,1050         1,1050   +3,5% 
EUR/JPY                155,53        -0,2%        155,89         155,82  +10,8% 
EUR/CHF                0,9552        -0,0%        0,9553         0,9557   -3,5% 
EUR/GBP                0,8564        -0,1%        0,8576         0,8590   -3,2% 
USD/JPY                140,42        -0,4%        140,94         141,01   +7,1% 
GBP/USD                1,2933        +0,2%        1,2888         1,2864   +6,9% 
USD/CNH (Offshore)     7,1505        +0,2%        7,1588         7,1333   +3,2% 
Bitcoin 
BTC/USD             29.333,81        +0,4%     29.254,77      29.192,77  +76,7% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               79,39        79,63         -0,3%          -0,24   +0,7% 
Brent/ICE               83,46        83,64         -0,2%          -0,18   +0,3% 
GAS                            VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF               28,98        32,65        -11,3%          -3,67  -59,2% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.973,58     1.964,46         +0,5%          +9,12   +8,2% 
Silber (Spot)           24,89        24,73         +0,7%          +0,17   +3,9% 
Platin (Spot)          964,95       969,50         -0,5%          -4,55   -9,7% 
Kupfer-Future            3,89         3,91         -0,4%          -0,02   +2,1% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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(END) Dow Jones Newswires

July 26, 2023 12:05 ET (16:05 GMT)