KABUL (dpa-AFX) - Nach der Entführung von mehr als 100 Buspassagieren in Nordafghanistan gibt es unterschiedliche Angaben über ihren Verbleib. Während der Sprecher des Innenministeriums, Nadschib Danisch, am Montag davon sprach, mehr als 140 Geiseln seien von einem Suchtrupp der afghanischen Streitkräfte befreit worden, widersprachen dieser Darstellung lokale Behördenvertreter. Laut dem Polizeichef des Bezirks Chanabad, Abdul Sahir, wurden noch keine Geiseln von den Taliban freigelassen oder von Regierungskräften befreit.

Die Taliban hatten am Montagmorgen (Ortszeit) in der nordafghanischen Provinz Kundus drei Reisebusse mit mehr als 100 Passagieren entführt. Danisch sagte, nun werde versucht, auch die verbliebenen Geiseln zu befreien. Laut einem zweiten Sprecher des Innenministeriums, Assad Rahimi, waren noch 21 Menschen in den Händen der Taliban.

Der Polizeichef des Bezirks Chanabad, Abdul Sahir, sagte, das Dorf, in dem die Passagiere festgehalten würden, sei unter Taliban-Kontrolle und die Sicherheitskräfte hätten dort keinen Zugriff. Der Bezirksvorsteher von Chanabad, Hajatullah Amir, sagte, es seien bisher drei Frauen freigelassen worden.

Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid bestätigte, dass Taliban-Kämpfer mehrere Busse aufgehalten hätten. Man habe sie nach Sicherheitskräften durchsucht. "So Gott will, sind manche schon entlassen worden und manche werden bleiben", sagte Mudschahid über eine Sprachnachricht via Whatsapp.

Taliban-Kämpfer errichten immer wieder Kontrollposten auf Überlandstraßen und durchsuchen Autos und Busse auf Mitarbeiter der Regierung und Sicherheitskräfte. Am Sonntag hatte Präsident Aschraf Ghani den Taliban erneut ein Waffenstillstandsangebot gemacht und den Aufständischen eine dreimonatige Waffenruhe angeboten. Die Regierung werde diese ab dem heutigen Montag einhalten, wenn sich auch die Aufständischen daran hielten. Eine Antwort der Extremisten steht noch aus./vee/DP/fba