(Alliance News) - Die Aktienkurse in Europa haben am Freitag geschwankt. Die Anleger warten nervös auf den Inflationsbericht für die nächste Woche in den USA und auf die Entscheidungen der Zentralbanken in den USA, der EU und Japan, während die Augen auf die Eröffnung in New York gerichtet sind, nachdem sich der Aufwärtstrend des S&P 500 Index am Donnerstag fortgesetzt hat.

"Die britischen Anleger werden sicherlich auf die USA schauen und sich fragen, warum der FTSE 100 wieder einmal hinter dem S&P 500 zurückbleibt. Der britische Blue-Chip-Index erlebte im Januar einen Höhenflug, fiel im Februar zurück, erholte sich im März und April und ist nun wieder da, wo er zu Jahresbeginn stand", kommentierte AJ Bell-Analyst Russ Mould.

Die Aktien des Chemieunternehmens Croda International fielen am Freitag aufgrund eines schlechten Geschäftsberichts zurück. Harbour Energy und Ithaca Energy erhielten Auftrieb, nachdem die britische Regierung mitgeteilt hatte, dass ihre Maßnahmen zur Besteuerung von Gewinnmitnahmen bald abgeschafft werden könnten.

Der FTSE 100 Index fiel am Freitagmittag um 28,30 Punkte oder 0,4% auf 7.571,44 Punkte. Der FTSE 250 Index verlor 88,25 Punkte oder 0,5% auf 19.019,30 und der AIM All-Share fiel um 2,78 Punkte oder 0,4% auf 790,12.

Der Cboe UK 100 verlor 0,4% auf 755,31, der Cboe UK 250 verlor 0,7% auf 16.577,66 und der Cboe Small Companies verlor 0,1% auf 13.851,18.

Bei den europäischen Aktien fiel der CAC 40 in Paris um 0,4%, während der DAX 40 in Frankfurt um 0,3% nachgab.

Auch die Aktien in New York eröffneten niedriger. Der Dow Jones Industrial Average wurde mit einem Minus von 0,2%, der S&P 500 mit einem Minus von 0,1% und der Nasdaq Composite mit einem Minus ausgewiesen.

Der S&P 500 Index legte am Donnerstag um 0,6% auf 4.293,93 Punkte zu und lag damit 20% über seinem Schlussstand vom 12. Oktober (3.577,03), was einer anerkannten Definition eines Bullenmarktes entspricht. Der FTSE 100 hat seit Mitte Oktober nur 11% zugelegt. Der S&P 500 ist im Jahr 2023 bisher um 12% gestiegen, während der FTSE 100 nur um 0,2% gestiegen ist.

US-Technologiewerte, darunter der Facebook-Eigentümer Meta Platforms und der Chiphersteller Nvidia, haben den S&P 500 in diesem Jahr bisher unterstützt. Insbesondere der letztgenannte Wert hat durch die künstliche Intelligenz einen Aufschwung erfahren, obwohl Mould von AJ Bell vor dem Risiko einer KI-Blase warnt, die nur darauf wartet zu platzen, was dem S&P 500 schaden könnte.

"Kluge Anleger könnten denken, dass es sich lohnt, Gewinne mitzunehmen, bevor der Markt umschlägt. Wenn die Inflation jedoch weniger hartnäckig wird und die Fed beschließt, dass sie die Zinsen nicht weiter anheben muss, besteht die Möglichkeit, dass die Märkte weiter steigen, warum also nicht die Fahrt genießen", so Mould.

In Europa hatte der Chemiesektor am Freitag zu kämpfen. Die an der Londoner Börse notierte Croda war mit einem Minus von 12% der Spitzenreiter.

Das Unternehmen warnte vor einer Gewinnwarnung, da es mit dem Abbau von Lagerbeständen bei seinen Kunden zu kämpfen hat. Croda stellt Chemikalien für die Bereiche Körperpflege, Duftstoffe, Pharmazeutika und Pflanzenpflege her.

In den fünf Monaten bis zum 31. Mai sank das Umsatzvolumen der Sparte Consumer Care im Vergleich zum Vorjahr um einen zweistelligen Prozentsatz.

Angesichts des anhaltenden Lagerabbaus in der verbraucherorientierten Sparte rechnet Croda nun mit einem Vorsteuergewinn von 370 bis 400 Mio. GBP für das Gesamtjahr, was einem Rückgang von 52% gegenüber 780,0 Mio. GBP im Jahr 2022 entspricht.

Die Aktien von Chemieunternehmen auf dem europäischen Festland fielen in einem negativen Umfeld. BASF gaben in Frankfurt um 1,9% nach. Givaudan verloren in Zürich 2,5%.

In Zürich legten UBS um 0,1% zu. Im Zusammenhang mit der Übernahme der Credit Suisse hat UBS mit dem Schweizer Staat eine Vereinbarung zur Absicherung von Verlusten in Höhe von rund USD 10 Milliarden unterzeichnet.

Die Vereinbarung deckt Verluste von bis zu CHF9 Milliarden, rund USD9,9 Milliarden. Die ersten CHF5 Milliarden der Verluste aus einem bestimmten Portfolio von Vermögenswerten, die nicht zum Kerngeschäft der Credit Suisse gehören, werden jedoch von UBS getragen. Der Schweizer Staat wird die nächsten CHF9 Milliarden übernehmen.

Die Übernahme der Credit Suisse könnte bereits am Montag abgeschlossen werden.

In London legten Network International um 5,7% zu und notierten bei 383,60p. Das Unternehmen stimmte einer Übernahme in Höhe von 2,2 Milliarden GBP durch Unternehmen zu, die von der Private-Equity-Gesellschaft Brookfield Asset Management unterstützt werden.

Brookfield wird 400 Pence pro Network International-Aktie zahlen, was einem Aufschlag von 64% auf den Aktienkurs von 243,6 Pence bei Börsenschluss am 12. April entspricht, dem Tag, bevor der auf den Nahen Osten und Afrika fokussierte Zahlungsdienstleister erstmals Interesse an einer Übernahme zeigte.

Andernorts im FTSE 250 stiegen die Aktien der Nordsee-Öl- und Gasunternehmen Harbour Energy und Ithaca Energy um 2,2% bzw. 1,9%. Außerhalb des FTSE 250 legten EnQuest, die auch Vermögenswerte in Malaysia besitzen, um 1,4% zu.

Die britische Regierung hat angekündigt, dass sie die "Windfall Tax" für Öl- und Gasunternehmen abschaffen wird, falls die Rohstoffpreise weiter fallen.

Die Minister erklärten, dass sie die derzeitige 75%ige Steuer auf Öl- und Gasgewinne in der Nordsee auf die regulären 40% zurückführen werden, wenn die Preise ein bestimmtes Niveau erreichen.

Sie sagten, sie würden diesen Schritt unternehmen, wenn der durchschnittliche Ölpreis in zwei aufeinander folgenden Quartalen auf oder unter 71,40 USD pro Barrel und der durchschnittliche Gaspreis auf unter 54 Pence falle.

Brent-Öl notierte am Freitagmittag bei 76,01 USD pro Barrel, gegenüber 76,28 USD am späten Donnerstag.

Der Preis für die Nordsee-Rohölsorte liegt leicht über dem Stand von 75,22 USD in der vergangenen Woche, obwohl der größere Aufschwung nach der Ankündigung Saudi-Arabiens, seine Ölproduktion im Juli um 1 Million Barrel pro Tag zu drosseln, weitgehend verpufft ist.

"Der Ölpreis konnte seine Gewinne nach dem Opec+-Treffen nicht beibehalten. Trotz des schwächeren USD kämpft der Ölpreis darum, an Boden zu gewinnen, und die jüngsten chinesischen Daten haben der Sache nicht geholfen. Die niedrigen CPI- und PPI-Daten aus China zeigen erneut, dass die Aussichten für die globale Ölnachfrage bestenfalls trübe sind, was den Ölpreis belastet", kommentiert Tim Waterer, Analyst bei KCM Trade.

Die jährliche Inflationsrate in China hat sich im vergangenen Monat leicht beschleunigt, blieb aber nicht weit über der Nullmarke. Der Verbraucherpreisindex stieg im Jahresvergleich um 0,2% und damit etwas schneller als im April (0,1%), teilte das National Bureau of Statistics mit. Die Zahl blieb hinter dem von FXStreet zitierten Marktkonsens zurück, der einen Anstieg der jährlichen Inflationsrate auf 0,3% vorausgesagt hatte.

Alle Augen werden am Dienstag auf die US-Inflationsdaten gerichtet sein, einen Tag vor der nächsten Zinsentscheidung der Federal Reserve.

"Wir halten es jedoch für am wahrscheinlichsten, dass die Fed die Zinssätze am 14. Juni unverändert lässt. Es wird einige Meinungsverschiedenheiten geben und ein schockierender Inflationswert könnte die Entscheidung sehr knapp werden lassen. So oder so wird die Fed die Tür für weitere Zinsschritte offen lassen", kommentierten die Analysten von ING.

Das Pfund notierte am Freitagmittag in London bei 1,2547 USD und damit fester als bei Börsenschluss in London am Donnerstag bei 1,2541 USD. Der Euro notierte bei 1,0758 USD und damit unter dem Wert von 1,0774 USD. Gegenüber dem Yen notierte der Dollar bei 139,59 JPY und damit höher als bei 139,05 JPY.

Der Goldpreis lag am Freitagmittag bei USD 1.964,07 und damit leicht unter dem Preis von USD 1.966,33 am Donnerstag.

Von Eric Cunha, Nachrichtenredakteur bei Alliance News

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