Lissabon (Reuters) - Der portugiesische Ministerpräsident Antonio Costa hat wegen eines Korruptionsskandals seinen Rücktritt erklärt. Sein Gewissen sei zwar rein und er werde mit der Justiz kooperieren, sagte Costa am Dienstag im Fernsehen nach einem Treffen mit Präsident Rebelo de Sousa. "Die Würde des Ministerpräsidenten-Amtes ist nicht vereinbar mit jedweden Verdacht bezüglich seiner Integrität, seinem korrekten Verhalten und noch weniger mit dem Verdacht auf die Verübung einer Straftat." Er stehe nicht mehr für das Amt zur Verfügung. Nun muss der Präsident entscheiden, ob Costas Sozialisten angesichts ihrer Mehrheit im Parlament erneut das Regierungsmandat erhalten oder ob Neuwahlen ausgerufen werden. Costa bleibt zunächst kommissarisch im Amt.

Der Rücktritt belastete den Aktienmarkt in Portugal. Der wichtige PSI-20-Index baute seine Verluste im Verlauf auf mehr als drei Prozent aus.

Die portugiesische Staatsanwaltschaft untersucht Unregelmäßigkeiten bei Lithium- und Wasserstoffprojekten. Dabei geht es um Konzessionen für Lithium-Erschließung im Norden des Landes sowie ein Projekt für eine Wasserstoffanlage und ein Datenzentrum in Sines. Auch gegen Costa werde ermittelt, haben die Strafverfolger erklärt. Am Dienstag waren vor seiner Rücktrittserklärung fünf Personen festgenommen worden, darunter sein Stabschef Vitor Escaria. Zudem wurden Infrastrukturminister Joao Galamba und der Präsident der Umweltbehörde APA, Nuno Lacasta, offiziell als Verdächtige eingestuft. Die Staatsanwaltschaft durchsuchte mehr als 40 Objekte.

(Bericht von Catarina Demony, Andrei Khalip, Sergio Goncalves und Patricia Rua; Geschrieben von Hans Seidenstücker und Scot W. Stevenson; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)