Börsen-Zeitung: Überraschende Wende, Kommentar zu Bilfinger von Peter

Olsen

Frankfurt (ots) - Spätestens im Herbst ist klar geworden, dass der

über Jahre zusammengekaufte und danach wieder zurückgeschnittene

Bilfinger-Konzern kein überzeugendes Geschäftsmodell aufzuweisen hat.

Hatten die beiden früheren Vorstandschefs Herbert Bodner und Roland

Koch noch Wachstums- und Ertragsperspektiven aus dem Zusammenspiel

der verschiedenen Geschäfte versprochen, beendete die neue Führung um

Per Utnegaard diese Hoffnungen abrupt.

Zwischen den beiden im Konzern verbleibenden Kerngeschäften

Industriedienstleistungen sowie Bau- und Gebäudemanagement gebe es

keine Synergien. Beide Sparten sollten künftig eigenständig und

getrennt marschieren, kündigte der von Swissport gekommene Manager im

Oktober an. Damit stellte sich automatisch die existenzielle Frage,

welche Funktion in einem solchen Zwei-Säulen-Konzern die bisher

operative Muttergesellschaft noch haben würde. Immer wieder

hochgekommene Zerschlagungsspekulationen erhielten neue Nahrung.

Diese scheinen sich nun zu bestätigen, denn überraschend gab

Bilfinger in der Nacht zum Donnerstag ad hoc bekannt, dass es für den

Großteil des derzeit einzig stabilen Geschäfts Building and Facility

"Interessensbekundungen potenzieller Erwerber" gebe. Zwar sei die

Prüfung der eingegangenen Angebote von Finanzinvestoren und

strategischen Interessenten "ergebnisoffen". Auch sei dies noch kein

Anlass, die gerade erst entwickelte Zwei-Säulen-Strategie, deren

Details in diesem Frühjahr festgezurrt werden sollten, anzupassen.

Aber wer sich schon professionellen Rat für eine Bewertung des

Marktes holt, der signalisiert den Anlegern, dass eine Zerschlagung

möglich ist. Im Verlauf des Tages zog denn auch der von sechs

Gewinnwarnungen gebeutelte MDax-Wert kräftig an. Nicht nur der

Finanzinvestor Cevian, der 26% an den Mannheimern hält und dessen

Engagement unter Einstand liegt, will nach dem Kursdebakel seit Mitte

2014 Geld sehen.

Ein Verkauf von Building and Facility könnte laut UBS 1,66 Mrd.

Euro bringen - der gesamte Konzern bringt es im Moment auf 1,8 Mrd.

Euro. Die Deutsche Bank, die schon mit der Veräußerung der

verlustreichen Kraftwerksservices beauftragt ist, soll auch jetzt an

Bord sein. Ginge neben Power auch das Immobiliengeschäft weg, dann

bliebe nur noch das Geschäft mit Industriedienstleistungen von etwa

3,4 Mrd. Euro Jahresleistung übrig - und das tut sich mit seiner

Kundschaft in Chemie- sowie Öl- und Gasindustrie derzeit und wohl

noch einige Zeit richtig schwer.

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