PARIS/LONDON (awp international) - Die europäischen Börsen gehen mit guter Stimmung in den September. Kursgewinne in Asien schwappten über und sorgten beim EuroStoxx 50 für viel frischen Rückenwind. Nach seinem Plus von 2,6 Prozent, das er im August eingefahren hatte, schraubte der Leitindex der Eurozone seine bisherige Bestmarke seit 2008 knapp über die Marke von 4250 Punkte nach oben. Gegen Mittag legte er dann 0,94 Prozent auf 4235,93 Punkte zu.

Der EuroStoxx verspürte dabei unter anderem die Kursgewinne an der französischen Börse: Der Pariser Leitindex Cac 40 zog am Mittwoch unter anderem beflügelt von Luxusgüterwerten um 1,11 Prozent auf 6754,68 Punkte an. Der britische FTSE 100 hinkte dem wegen schwächerer Minenwerte, die in London stark vertreten sind, mit einem Anstieg um 0,80 Prozent auf 7176,42 Zähler etwas hinterher.

"Der Appetit der Anleger für riskantere Anlagen bleibt hoch, auch wenn sich einige europäische Währungshüter am Vortag etwas restriktiver zeigten", betonte Analyst Pierre Veyret vom Broker ActivTrades. Die meisten Marktteilnehmer seien zuversichtlich, was die Wiedereröffnung der Volkswirtschaften sowie die Perspektive für eine globale Erholung betreffe. Anleger wollten diese Marktlage zum Jahresende hin offenbar noch einmal ausnutzen, bevor die Notenbanken dann im neuen Jahr die ersten Zügel anziehen.

Besonders gefragt waren die wieder einmal erholten Werte aus der Reise- und Freizeitbranche mit einem Anstieg um etwa zwei Prozent bei ihrem Teilindex. Knapp dahinter folgte der 1,7 Prozent höhere Index des europäischen Einzelhandelssektors , der auch Luxusgüteraktien enthält. Unter diesen fielen die Papiere von Richemont in Zürich mit einem Plus von zwei Prozent positiv auf. Sie waren von der Privatbank Julius Bär zum Kauf empfohlen worden. Die Analysten gehen davon aus, dass die zuletzt gedämpfte chinesische Nachfrage nach Luxusgütern rasch wieder ansteigen wird.

Der Spitzenreiter in Paris waren aber die Aktien von Pernod Ricard , die mit einem Anstieg um 3,3 Prozent nach Jahreszahlen auch im EuroStoxx vorne dabei waren. Die Aktien des Spirituosenkonzerns profitierten damit von starken Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr und der Ankündigung weiterer Aktienrückkäufe. Analyst James Edwardes Jones von RBC lobte als derzeitige Treiber die Märkte in China und den USA.

Deutlich mit 4,4 Prozent unter Druck standen in Paris dagegen die Papiere von Carrefour , sie sackten wegen einer Aktienplatzierung auf ein Tief seit etwa einem Monat. Am Vorabend war bekannt geworden, dass sich die Familien-Holding Agache Group des Milliardärs Bernard Arnault von ihrem verbliebenen Anteil am Supermarktkonzern trennt. Laut Analyst Clément Genelot von Bryan Garnier nahm dieser dabei einen herben Kursverlust in Kauf. "Der Schritt sieht aus wie eine Kapitulation und sendet natürlich ein negatives Signal", so der Experte.

Der schwächste Branchenindex in einer Tabelle mit lediglich drei Verlierer-Sektoren war der Rohstoffsektor mit einem Rücksetzer um 0,8 Prozent. In London büssten die Anteile von Rio Tinto oder BHP Group bis zu 1,3 Prozent ein. Dem folgten auch Stahl-Aktien wie ArcelorMittal oder Voestalpine an den Börsen in Paris und Wien um bis zu 1,9 Prozent nach unten.

Besonders negativ auf fielen in London aber die Aktien von WH Smith mit einem Rücksetzer um 5,4 Prozent. Der Buchhändler enttäuschte die Anleger mit seinem Ausblick auf die Profitabilität, der Börsianern zufolge nur das untere Ende der Erwartungen erreichte./tih/nas