PARIS/LONDON (awp international) - Die europäischen Aktienmärkte haben mit soliden Vorgaben der Wall Street im Rücken am Donnerstag weiter zugelegt. Den entscheidenden Impuls wird aber erst die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank am Nachmittag liefern. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg gegen Mittag um 0,62 Prozent auf 5067,05 Punkte. Der französische Cac 40 legte um 0,36 Prozent auf 8035,43 Zähler zu, während es für den britischen FTSE 100 um 0,25 Prozent auf 8267,18 Punkte nach oben ging.

Im Zentrum des Interesses stehen die weiteren Zinsaussichten. "Da sich die Inflationserwartungen normalisiert haben und der Leitzins klar oberhalb der Inflationsrate liegt, mithin die Geldpolitik als restriktiv zu bezeichnen ist, dürfte EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Tür für weitere Zinssenkungen wohl nicht verschliessen", prognostizierten die Volkswirte der Hessischen Landesbank. "Eine Vorfestlegung auf einen Terminpfad oder ein Zielniveau wird es vermutlich aber nicht geben."

Vielmehr sollten die Währungshüter die Abhängigkeit von der Inflationsentwicklung betonen. "Mit der heutigen Zinssenkung dürfte die EZB ihren Kurs deshalb keinesfalls auf Autopilot stellen, sie wird von Sitzung zu Sitzung entscheiden", merkte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets dazu an.

Stark waren erneut die Technologiewerte. Die Schwergewichte ASML und SAP kletterten um über zwei und vier Prozent. Nach der jährlichen Kundenmesse des deutschen Softwareanbieters griffen Anleger zu. Das Unternehmen hatte Sorgen wegen der aktuellen Flaute in der Branche gedämpft.

Ansonsten war aber eine gewisse Vorsicht zu beobachten. "Insgesamt stehen kurz vor dem EZB-Zinsentscheid die defensiven Branchen auf der Gewinnerliste", so Marktexperte Andreas Lipkow. Gefragt waren daher Pharma-, aber auch Nahrungs- und Genussmittelwerte verzeichneten Gewinne. Gesucht waren hier Remy Cointreau. Die Aktie gewann nach Zahlen 3,2 Prozent. Der operative Gewinn sei besser als erwartet ausgefallen, merkten die Analysten von Jefferies dazu an.

Schwach tendieren dagegen Ahold Delhaize . Die UBS hatte die Aktie des niederländischen Einzelhändlers von "Neutral" auf "Sell" abgestuft und das Kursziel von 28 auf 27 Euro gesenkt. Die Margenrisiken des Konzerns würden unterschätzt, schrieb Analyst Sreedhar Mahamkali in der Studie./mf/jha/