Frankfurt (Reuters) - Zum Abschluss des Börsenjahres haben Europas Anleger auf ihrer Rekordfahrt den Fuß vom Gas genommen.

Gewinnmitnahmen und ein stärkerer Euro bremsten Dax und EuroStoxx50 am Mittwoch aus. "Aber eine Trendwende sieht anders aus, weshalb der Blick in den Jahresstart 2021 für den Dax durchaus weiter positiv ausfallen dürfte", sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets.

Der deutsche Leitindex schloss 0,3 Prozent im Minus bei 13.718,78 Punkten, nachdem er am Dienstag zwischenzeitlich ein Rekordhoch von 13.903,11 Zählern markiert hatte. "Getrieben von der Hoffnung auf ein absehbares Ende der Pandemie sowie der Brexit-Einigung ist dem deutschen Leitindex eine Jahresendrally gelungen", sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. Der Dax habe noch Luft nach oben. "Das erste Etappenziel ist dann die psychologische Marke bei 14.000 Zählern." Auf Jahressicht hat der Index 3,5 Prozent gewonnen und hat damit andere europäische Indizes teilweise deutlich abgehängt.

Der EuroStoxx50 trat am Mittwoch bei 3576,19 Zählern auf der Stelle. In London legte der Leitindex FTSE leicht zu. Bei den Gewinnern stachen die Aktien von Astrazeneca mit einem Plus von bis zu 1,8 Prozent hervor. Der Pharmakonzern hat für seinen Corona-Impfstoff in Großbritannien als erstem Land weltweit eine Zulassung erhalten. Auch die Papiere anderer Impfstoff-Entwickler legten zu. BioNtech stiegen um knapp ein Prozent, in den USA waren Pfizer und Moderna vorbörslich gefragt. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hält grünes Licht für den AstraZeneca-Impfstoff für die EU schon im Januar allerdings für unwahrscheinlich. AstraZeneca und dem Oxford-Team wurde mangelnde Klarheit über die Ergebnisse von Studien im Spätstadium vorgeworfen.

PFUND VOR PARLAMENTS-ENTSCHEID ZU BREXIT-DEAL FESTER

In Paris stiegen die Aktien des Luxuskonzerns LVMH um 0,9 Prozent auf ein Rekordhoch von 517,20 Euro. Die Tiffany-Aktionäre wollen über die milliardenschwere Übernahme durch die Franzosen abstimmen. LVMH legt rund 15,8 Milliarden Dollar auf den Tisch und damit 425 Millionen weniger als ursprünglich vereinbart. Der Eigentümer von Marken wie Louis Vuitton, Moet & Chandon-Champagner und Bulgari-Schmuck und -Parfum leidet wie die gesamte Branche unter den Geschäftseinbußen in der Pandemie. Tiffany-Titel notierten vorbörslich kaum verändert.

Im Blick behielten Anleger auch das Thema Brexit-Deal. Das britische Parlament soll im Laufe des Tages über den neuen Handelsvertrag mit der EU abstimmen. Das britische Pfund legte 0,7 Prozent auf 1,3596 Dollar zu. Der Euro profitierte weiter von einem stärkeren Risikoappetit der Investoren und notierte ebenfalls fester bei 1,2288 Dollar, während der US-Dollar nachgab.

BITCOIN EROBERT REKORDMARKE - 30.000 DOLLAR IM VISIER

Für Aufsehen sorgte der Höhenflug bei Bitcoin. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise stieg auf ein frisches Rekordhoch von 28.575,78 Dollar und nähert sich damit der nächsten psychologisch wichtigen Marke von 30.000 Dollar. "Der Bitcoin ist und bleibt eine der größte Überraschungen im Jahr der Coronavirus-Pandemie und ist Krisengewinner", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.

Angesichts der grassierenden Pandemie dies- und jenseits des Atlantiks sehen die Investoren in der Kryptowährung eine Möglichkeit zu einer breiteren Portfolioaufstellung und Absicherung. Auch der Einstieg des Zahlungsdienstleisters PayPal in die Krypto-Branche sahen Anleger als Ritterschlag an.