FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 28. November 2016. An der Wall Street werden immer neue Rekorde gebrochen. Die europäischen Aktienmärkte wirken unterdessen wie gelähmt, u.a. vom anstehenden Referendum der Italiener.

In den USA herrscht weiter Rekordlaune. Am "Black Friday" kletterten Dow Jones, S&P 500, Nasdaq Composite und der Nebenwerteindex Russell 2000 abermals auf neue Hochs. Der DAX trat vergangene Woche hingegen mehr oder weniger auf der Stelle und schloss am Freitag bei 10.699 Punkten, am Montagmorgen liegt der Index bei 10.590 Punkten, rund 1 Prozent im Minus. "Momentan fehlt der entscheidende Auslöser für einen Ausbruch von DAX & Co aus ihren Seitwärtstrends nach oben - und damit auch für eine Jahresendrallye im Dezember", meint Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck.

Günstige Bewertung in Europa

"Bei den europäischen Indizes bremst sicherlich auch die politische Unsicherheit im Vorfeld der Abstimmung in Italien", erklärt Markus Reinwand von der Helaba. Dagegen entwickelten sich die konjunkturellen Frühindikatoren erfreulich gut, womit sich die Gewinnperspektiven der Unternehmen verbesserten. "Zusammen mit einer im Vergleich zu US-Werten sichtbar günstigeren Bewertung und angesichts einer im historischen Vergleich überdurchschnittlich hohen Risikoprämie eröffnet sich attraktives Kurspotenzial für Euro-Titel." Die Bank geht davon aus, dass der DAX 2017 wieder Kurs auf die 12.000er Marke nehmen wird. "Mögliche Schwächephasen bieten sich daher zum Ausbau von Aktienpositionen an."

Branchen: Nicht alle Trump-Gewinner

Der LBBW zufolge haben die ersten Wochen nach der Trump-Wahl bereits gezeigt, dass sich für 2017 bei den Branchen ein Favoritenwechsel anbahnt. "So dürfte der Bausektor von den zu erwartenden fiskalpolitischen Maßnahmen zur Konjunkturbelebung diesseits und jenseits des Atlantiks profitieren." Auch die Pharma- und Energieaktien zählten zu den Trump-Profiteuren und würden auch aufgrund ihrer Defensiveigenschaften eine Favoritenrolle einnehmen. "Angesichts möglicher protektionistischer Maßnahmen durch die Trump-Regierung rechnen wir allerdings damit, dass Zykliker etwa aus den Bereichen Automobil- und Maschinenbau eher ins Hintertreffen geraten werden."

Technik: Ausbruch steht weiter aus

Charttechnisch hat sich nicht viel verändert, wie Analysten erläutern: Christoph Geyer von der Commerzbank zufolge bewegt sich der DAX weiterhin knapp unterhalb des Widerstands seitwärts. Die Umsätze seien rückläufig, was bei einem so wenig volatilen Verhalten nicht ungewöhnlich sei. Die Indikatoren seien entsprechend dem Kursverlauf nicht mehr aussagekräftig. "Die aktuelle Lage lässt entsprechend nichts anderes zu als abzuwarten, in welche Richtung der Ausbruch erfolgt."

Jörg Scherer von HSBC Trinkaus verweist auf die Schiebezone beim DAX zwischen 10.200 Punkten auf der Unter- und 10.800 auf der Oberseite, die sich zuletzt auf 10.800 zu 10.600 verengt habe. Anleger sollten sich derzeit im Ausbruchsfall prozyklisch positionieren. "So liefert ein Abgleiten unter die Marke von 10.600 ein Indiz, dass die zuletzt diskutierte ‚bullishe' Auflösung der großen Trading-Range zunächst vertagt ist." Gelinge der Spurt über die Marke von 10.800 Punkten doch noch, könnten Anleger andererseits von einem neuen Aufwärtsmomentum ausgehen. "Da die Bollinger Bänder auf Wochenbasis so eng beieinander liegen wie zuletzt 2014, kündigt sich unseres Erachtens ein neuer Bewegungsimpuls an. Das ist der ideale Nährboden dafür, dass ein möglicher Ausbruch schnell, dynamisch und nachhaltig vonstattengeht."

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Mittwoch, 31. November

Treffen der Opec-Länder in Wien. Thema ist die Kürzung der Ölfördermengen. Die DekaBank hält es allerdings für unwahrscheinlich, dass die Absprache gelingt: Entweder scheiterte der Einigungsversuch gleich beim Treffen oder später bei der Umsetzung. Insofern blieben die Auswirkungen auf den Ölpreis begrenzt.

Freitag, 2. Dezember

14.30 Uhr. USA: Arbeitsmarktbericht November. Die DekaBank rechnet mit guten Arbeitsmarktzahlen. Die bislang vorliegenden Frühindikatoren deuteten an, dass der Beschäftigungsaufbau im Bereich von 170.000 Stellen liege, nur leicht unterhalb des bisherigen Jahresdurchschnitts. Für die Arbeitslosenquote erwarten die Analysten 4,9 Prozent, ein im Vormonatsvergleich unverändertes Niveau.

Sonntag, 4. Dezember

Italien: Referendum über Verfassungsreform Abgestimmt wird über eine Verfassungsreform, die eine Beschneidung der Kompetenzen des Senats vorsieht. Ziel ist, die politischen Prozesse zu verschlanken. Ministerpräsident Renzi hat für den Fall des Scheiterns seinen Rücktritt angekündigt. Befürchtet wird, dass die eurokritische Protestpartei "Fünf Sterne" dann Oberhand gewinnen und den Reformprozess beenden könnte.

von: Anna-Maria Borse 28. November 2016, Sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter

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