FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die anhaltend gute Stimmung an der Wall Street lockt viele Anleger in S&P 500-ETFs. Bezüglich Europa herrscht hingegen weiter Skepsis, besonders nach den schlechten Nachrichten aus Italien am Freitag.

2. Oktober 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Angesichts der weiter gut laufenden US-Börsen sind es vor allem US-Aktien, die bei Anlegern gut ankommen. Bis Donnerstag vergangener Woche wurden auch europäische Aktien gekauft, wie Oliver Kilian von der Unicredit Group berichtet. "Am Freitag hat sich das aber völlig gedreht, dann wurde nur noch verkauft."

Am heutigen Dienstagmorgen liegt der DAX bei 12.226 Punkten und damit etwas unter dem Niveau vor einer Woche. Nach kräftigen Kursverlusten am Freitag wegen der Enttäuschung über den italienischen Haushalt war es gestern zu einer Erholung gekommen, heute schwächelt der Index aber wieder. Die US-Märkte sind nach wie vor nicht weit von ihren Höchstständen entfernt. Die Umsätze sind den Händler zufolge normal bis gut. "Die Aktivität ist zurück", meldet Rick van Leeuwen von IMC. Christian Dürr von der Commerzbank spricht von einer durchschnittlichen Woche mit 35.000 Transaktionen.

Der Commerzbank zufolge positionieren sich viele Anleger in S&P 500-ETFs, auch bei IMC sind S&P 500-Tracker gesucht. Laut Kilian wird vor allem auf den Xtrackers S&P 500 Swap (WKN DBX0F2) und den Amundi S&P 500 (WKN A2H573) gesetzt. Ebenfalls gut an kommen Nasdaq-Indexfonds, etwa der Invesco Nasdaq 100 (WKN 801498). Weiter gesucht sind darüber hinaus auch MSCI World-ETFs, wie die Händler einhellig feststellen. Fortgesetzt haben sich laut Kilian Zuflüsse in chinesische und südkoreanische Aktien (WKN DBX0M2, A0HGWD).

Was europäische Aktien angeht, bleibt das Bild gemischt: Kilian berichtet von Zu- und Abflüssen bei MSCI Europe-ETFs (WKN A2H567, A0JDGC) und Abflüssen aus MSCI EMU-, Stoxx Europe 50- und Stoxx Europe 600-Produkten. Van Leeuwen meldet ebenfalls Käufe und Verkäufe, "Gegenüber den Vorwochen steigt das Interesse aber wieder." Dürr sieht einen leichten Käuferüberhang für europäische Aktien, während deutsche Aktien über die unterschiedlichen Indizes hinweg eindeutig abgegeben worden seien.

Banken schwächeln weiter

Die neuen Schuldenpläne Italiens, die in Brüssel nicht gut ankamen, setzten Banken-ETFs unter Druck - besonders am Freitag. Zuvor wurde zugegriffen, wie Kilian bemerkt, etwa im iShares Euro Stoxx Banks (WKN 628930). "Am Freitag wurden Banken-ETFs verkauft, gestern aber schon wieder gekauft", erklärt van Leeuwen. Der umsatzstarke iShares Stoxx Europe 600 Banks (WKN A0F5UJ) hat im laufenden Jahr mittlerweile 12,7 Prozent an Wert verloren.

Stark beachtet wird derzeit außerdem der Ölsektor. Der Ölpreis steigt und steigt und liegt aktuell bei 84,43 US-Dollar für einen Barrel der Nordseesorte Brent, Mitte August waren es noch 70 US-Dollar. Anleger positionieren sich Kilian zufolge etwa im iShares Stoxx Europe 600 Oil & Gas (WKN A0H08M). Auch Kunden der Commerzbank kauften ETFs, die die Energiebranche abbilden, Käufe und Verkäufe gleichermaßen gab es für Indexfonds, die sich auf den Gesundheits- und den Technologiesektor beziehen.

Kasse machen mit Momentum-ETFs

Bei Momentum-ETFs werden offenbar Gewinne mitgenommen, Kilian zufolge werden etwa der iShares Edge MSCI World Momentum Factor (WKN A12ATF) und der Xtrackers MSCI World Momentum (WKN A1103G) abgestoßen. Mit beiden sind Anleger extrem gut gefahren: Das iShares-Produkt kommt seit Jahresanfang auf ein Plus von 18,7 Prozent und für die vergangenen drei Jahre auf 17,9 Prozent jährlich, das Xtrackers-Produkt auf 19,3 und 18,3 Prozent.

Gesuchte Treasuries

Im Fixed Income-Geschäft gilt das Interesse derzeit vor allem US-Staatsanleihen, zum Beispiel dem Xtrackers II US Treasuries (WKN DBX0CQ), verkauft würden nur Treasuries mit kurzer Laufzeit, wie Kilian bemerkt. Außerdem sieht er einen deutlichen Trend hinaus aus europäischen High Yield-Unternehmensanleihen, etwa dem iShares Euro High Yield Corp Bond (WKN A1C3NE), hinein in auf US-Dollar lautende Emerging Markets-Unternehmens- und auch -Staatsanleihen wie den iShares JP Morgan US-Dollar EM Bond Euro Hedged (WKN A1W0MQ) und den UBS Bloomberg Barclays USD Emerging Markets Sovereign (WKN A1439H).

Die Commerzbank berichtet von Zu- und Abflüssen in kurzlaufende US-Treasuries. Außerdem trennten sich Anleger vom ComStage Commerzbank Bund-Future Short (WKN ETF562).

Immer beliebter: ethische ETFs

Eine immer größere Rolle spielen im Übrigen ETFs, die nach ESG-Aspekten, kurz für Environmental, Social und Governance, ausgerichtet sind. "Das Interesse steigt, und die Auswahl wird immer besser", bemerkt von Leeuwen. "Und es wird nicht nur darüber gesprochen, die Produkte werden auch gekauft."

Von: Anna-Maria Borse

2. Oktober 2018, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)