Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf vorerst anhaltend hohe Zinsen in den USA sorgt unter den Dax-Anlegern zusehends für schlechte Stimmung.

Der Dax verlor am Freitag in der Spitze 0,9 Prozent auf 18.515 Zähler, der EuroStoxx50 gab 0,5 Prozent nach. Der jüngst gestartete Angriff auf die psychologisch wichtige 19.000-Punkte-Marke scheint erst einmal in weite Ferne gerückt. Die Phase des Abwartens sei noch nicht vorüber, schreiben die Analysten der Helaba in einem Kommentar. Die Akteure brauchten wohl neue Impulse, um einen Test des jüngsten Rekordhochs von 18.892,92 Zählern zu starten.

Viele Vertreter der US-Notenbank hatten sich in puncto US-Zinswende zuletzt eher zurückhaltend geäußert. Der Präsident der Atlanta Fed, Raphael Bostic, sagte, dass die US-Notenbank mit einer Zinssenkung möglicherweise noch länger warten müsse, da trotz der etwas gedämpften Inflationswerte im April weiterhin ein Aufwärtsdruck auf die Preise bestehe. Auch die am Mittwochabend veröffentlichten Protokolle der jüngsten Fed-Sitzung konnten Zweifel an einer baldigen Lockerung der Geldpolitik nicht ausräumen. Es dürfte wohl bis in den Herbst und noch einige Daten dauern, bis hier Klarheit bestehe, meint Jürgen Molnar von RoboMarkets.

EURO UND DOLLAR TRETEN AUF DER STELLE

Die Ungewissheit mit Blick auf den künftigen Kurs der US-Notenbank Fed machte sich auch am Devisenmarkt bemerkbar. Euro und Dollar-Index kamen kaum vom Fleck und notierten bei 1,0826 Dollar beziehungsweise 104,99 Punkten. Am Ölmarkt blieb der Preis für das Nordseeöl Brent mit 81,08 Dollar je Fass ebenfalls in einer engen Handelsspanne.

Unter den Einzelwerten im Dax schafften nur wenige Titel, sich gegen den Negativtrend zu stemmen. Dazu zählten etwa Zalando, die nach einem Minus von fast acht Prozent in den vergangenen fünf Handelstagen, 1,9 Prozent zulegten.

Brenntag, die ex Dividende gehandelt wurden, verloren 3,4 Prozent und gehörten damit zu den schwächsten Dax-Werten.

An der Madrider Börse ging es für den spanischen Bau- und Immobilienkonzern Acciona deutlich bergab, nachdem das Unternehmen seine Ebitda-Prognose für das laufende Jahr heruntergeschraubt hatte. Die Aktien fielen um bis zu 9,4 Prozent. Die Titel der Ökostrom-Sparte Acciona Energia gaben zeitweise 8,5 Prozent nach. Die Papiere des Windturbinenherstellers Nordex, an dem Acciona einen Anteil von 47,1 Prozent hält, verloren im MDax 2,6 Prozent.

US-BÖRSENAUFSICHT GENEHMIGT ÜBERRASCHEND ETHER-SPOT-ETFs

Für Gesprächsstoff sorgten zum Wochenschluss auch die Kryptowährungen. Die US-Börsenaufsicht SEC hat überraschend die Anträge der Börsen Nasdaq, CBOE und NYSE für börsengehandelte Fonds (ETFs) genehmigt, die an die Kryptowährung Ether gebunden sind. Das könnte den Weg für einen Handel mit solchen Produkten (Ether-Spot-ETFs) noch in diesem Jahr ebnen. "Die Entscheidung ist ein weiterer Meilenstein in der Geschichte und ein weiteres Vertrauenssiegel für die Branche durch die oberste US-Börsenaufsicht", sagt Timo Emden von Emden Research. "Anleger hoffen nun auf weiteren Liquiditätszufluss nach Lancierung der Ether-Spot-ETFs." Im Januar hatte die SEC bereits Bitcoin-Spot-ETFs genehmigt. Anleger erhalten so über regulierte Anbieter Zugang zu Bitcoin, ohne den Umweg über eine Krypto-Börse gehen zu müssen. Trotz der positiven Nachrichten fiel die Marktreaktion allerdings verhalten aus: Die nach Bitcoin zweitgrößte Cyber-Devise Ethereum verlor nach anfänglich leichten Gewinnen 2,3 Prozent auf 3667 Dollar. Bitcoin notierte mit 67.184 Dollar 0,8 Prozent im Minus. Seit Anfang Mai haben Ethereum gut 23 Prozent, Bitcoin zwölf Prozent zugelegt.I

(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)