FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 8. August 2017. Autokrise, starker Euro, dazu noch die Ferienzeit - es gibt wenig, was Anleger derzeit für deutsche Aktien begeistern könnte. US-Werte ziehen im Moment eher.

Dass der DAX derzeit nicht von der Stelle kommt, macht sich auch im ETF-Handel bemerkbar. Händler berichten von viel Aufmerksamkeit für US-Aktien, und wenig für die DAX-Werte. "Insgesamt ist das Bild gemischt, mit Käufen und Verkäufen", erklärt Frank Mohr von der Commerzbank. "Ganz klar abgegeben werden allerdings Nasdaq-Tracker."

Von den Umsätzen her ist es etwas ruhiger geworden. "Das Sommerloch ist da", bemerkt Florian Lenhart von der Unicredit Group. Mohr meldet noch knapp 30.000 Transaktionen für die Vorwoche. "Das ist ganz ordentlich."

Zurückhaltung wegen Seitwärtsbewegung

Dem DAX fehlen weiter die Impulse, der Index schwankt um 12.100/12.200 Punkte, am Dienstagmittag notiert er bei 12.259 Zählern. Es ist - neben den Problemen der Autobranche - weiter vor allem der starke Euro, der auf dem deutschen Aktienmarkt lastet. Die Gemeinschaftswährung kostet aktuell 1,18 US-Dollar, Anfang des Jahres waren es nur 1,04 US-Dollar. Derweil geht in den USA der Rekordlauf weiter: Der Dow Jones erreichte am gestrigen Montag ein neues Allzeithoch von 22.121,15 Punkten. Für Unterstützung sorgten noch die guten Arbeitsmarktdaten vom Freitag.

Blick geht gen USA

Bei der Commerzbank waren S&P-Tracker diesmal - das ist ungewöhnlich - Umsatzspitzenreiter. Die Meinungen darüber, ob der Zeitpunkt für einen Einstieg immer noch gut ist oder lieber Gewinne mitgenommen werden sollen, gehen aber offenbar auseinander. "Es wurde ge- und verkauft, mit einem kleinen Käuferüberhang", erklärt Mohr. Auch Lenhart berichtet von vielen Kaufanfragen für S&P 500-ETFs, aber Flows in beide Richtungen.

Der DAX (WKN 593393, DBX1DA, ETFL01) findet sich bei der Commerzbank erst auf Platz vier der am meisten gehandelten Indizes. "Zu- und Abflüsse hielten sich die Waage." Für Euro Stoxx-ETFs (WKN 593395, DBX1ET, 935927) ist Mohr zufolge auch kein großer Trend auszumachen, allenfalls etwas mehr Käufe. Lenhart meldet hingegen Käufe in Euro Stoxx- und Verkäufe in DAX-Trackern. "Wir hatten im Euro Stoxx 50 die meisten Umsätze."

An der Börse Frankfurt konzentrierten sich Anleger im Bereich der US-amerikanischen Aktien auf den SPDR S&P Euro Dividend Aristocrats (WKN A1JT1B), der dividendenstarke Aktien abbildet. Auch in MDAX-Trackern wie dem iShares MDAX (WKN 593392) gab es hohe Umsätze, wie die Liste der Börse Frankfurt für die vergangenen fünf Handelstage zeigt.

Verkaufswelle bei Nasdaq-ETFs

Nasdaq-ETFs (WKN A0YEDL) werden unterdessen ganz klar abgestoßen. Die Nervosität wächst, die Stimmen, dass der Technologiesektor heiß gelaufen ist, mehren sich. Der Nasdaq 100 schloss am gestrigen Montag bei 5.934 Punkten und damit nur knapp unter dem vor kurzem erreichten Allzeithoch von 5.995,77 Zählern. Seit Jahresanfang ist der Technologieindex um 22 Prozent gestiegen, in den vergangenen vier Jahren hat er sich verdoppelt. Im Juni hatte der Nasdaq 100 schon einmal geschwächelt, die Verluste sind aber wieder wettgemacht.

Nicht mehr ganz so stark beachtet wie in den vergangenen Wochen wird die Bankenbranche. An der Börse Frankfurt ging vor allem im iShares Euro Stoxx Banks (WKN 628930) viel um, die anderen Banken-Indexfonds (WKN A0F5UJ, A1JFG7) wurden weniger gehandelt. Ein höheres Handelsaufkommen verzeichneten dagegen ETFs, die Finanzdienstleister abbilden (WKN A0H08G) - in beiden Richtungen.

Autokrise ignoriert

Kein Thema im ETF-Handel ist Deutschlands Thema Nummer eins: die Autobranche. "Wir sehen kaum Umsätze", meint Mohr. "Das betrifft wohl eher direkt die Aktien der Unternehmen." Auch Lenhart kann das bestätigen: "Interesse an Auto-ETFs beobachten wir kaum." Der iShares Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts (WKN A0Q4R2), der auch die deutschen Autobauer VW, Daimler und BMW abbildet, hat in den vergangenen Wochen etwas verloren, kommt auf Sicht von zwölf Monaten aber immer noch auf ein Plus von knapp 10 Prozent.

Anleihen-ETFs: umsatzarmer Handel

Nicht viel los ist im Bereich Anleihen-ETFs. "Hier gibt es allenfalls eine Flucht in Geldmarkt-ETFs", stellt Lenhart fest. "Da wird wohl Geld geparkt." Mohr meldet Käufe im Bund-Futures-Short-ETFs, mit dem auf einen fallenden Euro-Bund-Future - also steigende Zinsen - gesetzt werden kann.

von: Anna-Maria Borse

8. August 2017, Sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter

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