FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Es ist der US-Präsident mit immer neuen Zöllen, der für schlechte Laune an den Börsen sorgt. Betroffen sind vor allem europäische Aktien: Von denen wollen Anleger nichts mehr wissen.

26. Juni 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Ängste wegen der Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China bzw. Europa haben die Börsen zu Wochenbeginn weltweit auf Talfahrt geschickt, davon blieb auch der ETF-Markt nicht verschont: "Wir hatten sehr viel zu tun, und es herrschte Verkaufsstimmung", beschreibt Frank Mohr von der Commerzbank die Lage. Auch Tobias Runkehl von IMC Markets meldet erhöhte Umsätze, von Panik will er aber nicht sprechen. "Wir haben durchaus auch noch Käufe gesehen."

Der DAX schloss am gestrigen Montag bei 12.270 Punkten - das war der niedrigste Stand seit Anfang April. Der Dow Jones gab zeitweise über 2 Prozent ab und ging mit 24.252,80 Punkten aus dem Handel. US-Medien zufolge will Donald Trump nun den Verkauf bestimmter Technologiefirmen an chinesische Investoren verbieten, daher fielen die Verluste bei Technologieaktien besonders heftig aus. Generell wird befürchtet, dass der Handelskonflikt die Konjunktur in Deutschland und Europa belastet wird. Am Dienstagmorgen sieht es an der Börse wieder etwas besser aus, der DAX liegt mit 12.305 Zählern im Plus.

Durch die Unruhe an den Märkten schossen die Umsätze im ETF-Geschäft den Händlern zufolge zu Wochenbeginn in die Höhe, vergangene Woche ging es hingegen etwas ruhiger zu. So meldet die Commerzbank 35.000 Transaktionen für die Tage Montag bis Freitag.

US- und Weltaktien als Alternative

Auch auf die Woche gesehen wurden Aktien-ETFs abgestoßen - vor allem europäische. "Der Trend ging weiterhin heraus aus Europa und hinein in die USA", stellt Mohr fest. So trennten sich Anleger von Euro Stoxx 50- (WKN 593395, ETF050) und DAX-Trackern (WKN 593393, ETF001) und setzten stattdessen auf S&P 500- und auch MSCI World-Tracker. Auch Runkehl berichtet von vielen Abgaben vor allem in Euro Stoxx- und Stoxx Europe 600-Indexfonds.

Cornelia Schübel von der Unicredit Group meldet ebenfalls Abflüsse aus Industrieländeraktien, speziell europäischen (WKN 935927). Auch europäische Faktor-ETFs blieben nicht verschont, wie Schübel feststellt, etwa der UBS MSCI EMU Value (WKN A0X97R). Im Rahmen von Value-Strategien wird auf Vermögenswerte gesetzt, die verglichen mit ihrem fundamentalen Wert als zu günstig gelten. Beliebt waren auch bei der Unicredit hingegen MSCI World-Tracker, etwa der iShares MSCI World (WKN A0RPWH) und dessen Pendant mit Währungsabsicherung. Der MSCI World hat zwar auch zuletzt nachgegeben, kommt seit Jahresanfang - anders als DAX und Euro Stoxx 50 und ähnlich wie der S&P 500 - aber immer noch auf ein Plus.

Runkehl berichtet außerdem von umfangreichen Abgaben in europäischen und japanischen Small Cap-ETFs (WKN A0DK61). "Das ist bei uns schon ein klarer Trend." In den Portfolios der IMC-Kunden landeten stattdessen MSCI Switzerland- und SMI-Tracker.

Hin und her in Emerging Markets-ETFs

Gemischt fällt das Bild bei Schwellenländeraktien aus. Schübel zufolge wurden beide Seiten gespielt: ETFs wie der iShares MSCI Emerging Markets (WKN A0HGWC) und der Xtracker MSCI Emerging Markets (WKN DBX1EM) kamen gut an, der Amundi MSCI Emerging Markets (WKN A2H58J) flog hingegen aus den Portfolios. Auch laut Commerzbank hielten sich Zu- und Abflüsse die Waage. Runkehl meldet hingegen Verkäufe, etwa im Amundi MSCI Emerging Markets Asia (WKN A2H58R) und im Amundi MSCI Emerging Markets (WKN A2H58J).

Ausverkauf in Tech-Branche

Mit dem Preisverfall an der Nasdaq am gestrigen Montag wollten Anleger auch von Technologie-ETFs nicht mehr viel wissen. Während die Tech-Titel vergangene Woche noch gekauft wurden, werden sie in dieser Woche verkauft, wie Mohr feststellt. Auch bei IMC verabschiedeten sich Anleger von Nasdaq-ETFs wie dem iShares Nasdaq 100 (WKN A0YEDL). Der Nasdaq 100, der am Freitag noch bei 7.197 Punkten stand, war gestern bis auf 6.990 Zähler gerutscht.

Laut Commerzbank setzten Anleger auf Immobilien-ETFs. Zugegriffen wurde außerdem noch in ETFs, die die Energiebranche abbilden, während Banken-ETFs abgegeben wurden.

US-Treasuries abgestoßen

Anders als US-Aktien wurden US-Staatsanleihen überwiegend verkauft, wie die Händler außerdem melden. Runkehl berichtet von Abgaben US-Staatsanleihen mit kurzen und mittleren Laufzeiten, auch Schübel zufolge trennten sich Anleger von US-Treasuries mit Laufzeiten von 1 bis 3 sowie 7 bis 10 Jahren (WKN A0J202, A0LGP4). Mohr meldet darüber hinaus etwas höhere Umsätze in europäischen Staatsanleihen - mit einem leichten Käuferüberhang.

Schübel hat außerdem noch höhere Umsätze in auf Euro lautenden hochverzinste Anleihen beobachtet, konkret Käufe im iShares Euro High Yield Corp Bond (WKN A1C3NE) und Verkäufe im SPDR Bloomberg Barclays Euro High Yield Bond (WKN A1JKSU).

von: Anna-Maria Borse

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)