FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 28. Dezember 2016.Politische Schlüsselereignisse wie das Ja zum Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union beflügelten zunächst die Nachfrage nach renditeträchtigen Anleihen. Seit der Wahl Donald Trumps landen Aktien der Industrienationen verstärkt in den Anlegerdepots.

2016 ist für Anbieter von Indexfonds zweifellos ein erfolgreiches Jahr. Seit Jahresbeginn hat sich laut Lyxor das in Exchange Traded Funds verwaltete Vermögen in Europa um rund 10 Prozent auf 487 Milliarden Euro erhöht. Allein im vergangenen Monat habe es im europäischen ETF Markt per Saldo zusätzliche Mittel in Höhe von 4,3 Milliarden Euro gegeben. Damit liege der November deutlich über dem diesjährigen monatlichen Durchschnitt von plus 3,7 Milliarden Euro. Insbesondere rund um die US-Wahl macht Lyxor im jüngsten ETF-Barometer einen deutlichen Trend weg von Anleihen- hin zu Aktieninvestments aus. Überdurchschnittlich profitiert hätten Produkte mit europäischen und US-amerikanischen Aktien.

Trump-Wahl löste anhaltenden Kaufrausch aus

"Für uns war es eine herausfordernde Zeit", fasst Oliver Kilian von der UniCredit den ETF-Handel 2016 zusammen. "Durch die fallenden Aktienmärkte in Europa zum Jahresbeginn, gefolgt von der Brexit-Entscheidung im Frühsommer verhielten sich Anleger zunächst eher zurückhaltend und die Schwankungsbreite an den Aktienmärkten war relativ gering." Seit der Präsidentschaftswahl in den USA im November verbuchte Kilian hingegen massive Zuflüsse bei Produkten mit europäischen und US-amerikanischen Aktien. "ETFs mit Standardwerten im S&P 500, gern auch in der Euro Hedged-Variante, und die marktbreiten Portfolios des MSCI USA und MSCI World profitierten am meisten." Dieser Trend halte weiterhin an. Aus ETFs mit Schwellenländer-Aktien hätten Investoren unterm Strich Gelder abgezogen. "Der gesamte Bereich war deutlich ruhiger als in der Vergangenheit."

Aktien-ETFs landeten statistisch betrachtet bei den Kunden der Commerzbank seit Anfang Januar zu 53 Prozent in den Anlegerdepots, wie Frank Mohr nachvollzieht. "Deutliche Zuflüsse gab es beispielsweise für DAX-, S&P 500 und MSCI USA-Werte, aber auch für marktbreite Investments auf den MSCI World." Gleichzeitig verabschiedeten sich Anleger Mohr zufolge in Summe von ihren japanischen Aktien im MSCI Japan.

"Das ETF-Geschäft hat sich bei uns mit einem Wachstum von 20 Prozent erfreulich entwickelt ", berichtet Marcel Sattler von der ICF Bank, der von einem regen Interesse an und einem deutlichen Kaufüberhang von DAX-Produkten berichtet. "Auch Indexfonds auf den MDAX wurden gern mit einem ganz klaren Kaufüberhang gehandelt."

Renditeträchtige Anleihen ganz vorn

Aufs Jahr gesehen setzten Anleger bevorzugt auf Festverzinsliches. Die Rückflüsse in Höhe von 3,3 Milliarden Euro aus Anleihe-Tracker im November beendeten laut Lyxor eine 16 Monate anhaltende Serie von Zuflüssen in dieser Anlageklasse. Aus den Depots genommen wurden vor allem Staatsanleihen sowohl von Ländern der Industrienationen als auch den Emerging Marktes. Nach im Schnitt monatlich 1,2 Milliarden Euro zusätzliche Mittel für Unternehmensanleihen mit Investment Grade auf Jahressicht habe mit minus 319 Millionen Euro im November auch das Interesse an dieser Produktgattung nachgelassen.

"Fixed Income-Produkte waren auch bei unseren Kunden ein großes Thema", bestätigt Kilian. "In diesem Segment am meisten gefragt waren europäische Unternehmensanleihen, gefolgt von Staatsanleihen der Schwellenländer." Zudem seien Investoren verstärkt in Portfolios mit US-amerikanischen Unternehmensanleihen eingestiegen.

Steigende Inflation spielt mit

Dag Rodewald von der UBS wertet die Vorliebe für US-amerikanische Unternehmensanleihen beispielsweise im Barclays US Liquid Corporates Index als Reaktion auf das Niedrigzinsumfeld. Im vierten Quartal habe auch die Nachfrage nach inflationsgebundenen nordamerikanischen Unternehmensanleihen etwa im Barclays U.S. Government Inflation-Linked Bond Index einen Sprung nach oben gemacht. Bei ETFs, die sich auf inflationsindexierte Anleihen beziehen, steigerten sich laut Lyxor unterm Strich die Zuflüsse um 284 Millionen Euro.

Alternative Gewichtungskonzepte werden wichtiger

Die wachsende Produktvielfalt im Bereich der Smart Beta-ETFs wertet Mohr als Zeichen für ein zunehmendes Interesse an komplexeren Investmentstrategien. "Mit der größeren Produktvielfalt stieg die Akzeptanz für Smart Beta-ETFs." Kilian bewertet die Aussichten für Smart Beta-Produkte ebenfalls positiv, wenngleich der Markt noch eher am Anfang stehe. Lyxor beziffert die Zuflüsse in ETFs mit strategischen Konzepten im vergangenen Monat auf 614 Millionen Euro. Während die Investments in Low Volatility-ETFs um rund 621 Millionen Euro gewachsen seien, stehe bei Minimum Volatilitäts-ETFs ein leichtes Minus.

von: Iris Merker

28. Dezember 2016

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