FRANKFURT (dpa-AFX) - Starker Wochenausklang am deutschen Aktienmarkt: Die Hoffnung auf einen geordneten Brexit hat am Freitag den Dax auf den höchsten Stand seit Anfang Dezember geschoben. Der deutsche Leitindex ging mit einem Plus von 1,36 Prozent auf 11 281,79 Punkte aus dem Handel.

Rückenwind lieferten zudem die positiven US-Börsen, die ihre am Vortag ins Stocken geratene Erholung wieder aufnahmen. Auf Wochensicht konnte der Dax damit ein Plus von rund 0,7 Prozent verbuchen.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen, der bereits am Vortag das höchste Niveau seit Anfang Dezember zurückerobert hatte, schloss am Freitag mit einem Aufschlag von 1,06 Prozent auf 23 822,92 Punkte.

Die britische Zeitung "The Sun" berichtete, die nordirische Partei DUP könne zu Kompromissen bei einem Brexit-Deal bereit sein. "In den Brexit kommt neue Bewegung", sagte Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Anleger könnten sich nun wieder stärker auf positive Nachrichten fokussieren und die Risiken eher ausblenden. So gibt es im Haushaltsstreit in den USA noch immer keine Lösung, und auch der Handelskonflikt zwischen China und den USA zieht sich hin.

Jochen Stanzl von CMC Markets sprach von einer "fast schon euphorischen Stimmung" an der Frankfurter Börse. Er sieht im Dax nun Erholungspotenzial bis auf 11 700 Punkte. "Die Kaufbereitschaft der Anleger ist vergleichsweise groß", sagte auch Robert Halver, Kapitalmarktanalyst der Baader Bank. Es passe ins Bild, dass sich Investoren zuletzt weniger gegen Kursverluste abgesichert hätten. Der Stress an den Märkten habe nachgelassen.

Selbst eine immer düsterere Stimmung in Deutschlands Unternehmen konnte die Anleger nicht aus der Ruhe bringen. Der Ifo-Geschäftsklimaindex war im Januar auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gefallen.

Im Dax waren vor allem konjunkturempfindliche Werte gefragt: Anteile von Covestro etwa gewannen an der Dax-Spitze knapp fünf Prozent, BASF rückten um 2,52 Prozent vor. VW-Papiere kletterten um 4,2 Prozent. Der Autobauer bündelt Aufgaben rund um E-Auto-Batterien in einer neuen Konzernsparte und gab in diesem Zusammenhang auch Sparpläne bekannt.

Aktien mit Bezug zur Halbleiterbranche trotzten einem schwachen Quartalsumsatz und einem enttäuschenden Ausblick von Intel. So stiegen Infineon und Dialog Semiconductor um jeweils mehr als 2 Prozent. Sie bauten die Gewinne vom Vortag aus, als positive Signale aus der Branche für Aktienkäufe gesorgt hatten. Auch die Aktien des Wafer-Herstellers Siltronic knüpften an ihre gute Vortagesentwicklung an - sie legten als einer der MDax-Favoriten um 5,19 Prozent zu. Auch auf Wochensicht gehören Technologiewerte dank ihrer jüngsten Erholungsrally zu den größten Gewinnern.

Siemens-Aktien schlossen mit einem Aufschlag von 1,33 Prozent. Ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach der Dax-Konzern und Alstom zu weiteren Zugeständnissen zur Rettung ihrer geplanten Zugallianz bereit sein sollen, gab den Papieren der Münchenern nur kurz Rückenwind.

Zu den wenigen Verlierern im Dax gehörten am Freitag Deutsche Telekom, mit 0,67 Prozent Abschlag waren sie Index-Schlusslicht. Mit dem Mobilfunker 1&1 Drillisch erwächst der Deutschen Telekom ein weiterer Kontrahent in der Versteigerung der Lizenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G. Das könnte die Preise für die Rechte nach oben treiben. Aktien von 1&1 Drillisch stiegen derweil um 2,74 Prozent.

Abseits der großen Indizes rauschten die Aktien von Gerry Weber um knapp 65 Prozent auf 0,61 Euro in die Tiefe. Der seit langem angeschlagene Modehändler gab bekannt, dass er einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt hat.

Der EuroStoxx 50, der Leitindex der Eurozone, rückte um 1,18 Prozent auf 3163,24 Punkte vor. Der Cac 40 in Paris schloss ähnlich fest, während der britische FTSE 100 erneut leicht im Minus schloss. In den USA bewegte sich der Dow Jones Industrial zum Zeitpunkt des Handelsschlusses in Europa mit rund einem Prozent im Plus.

Am deutschen Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,07 Prozent am Donnerstag auf 0,05 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,07 Prozent auf 142,21 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,20 Prozent auf 165,11 Punkte.

Der Euro erholte sich am Freitag deutlich von seinen Vortagesverlusten. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,1409 US-Dollar. Am Vortag war der Euro unter die Marke von 1,13 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Dezember gefallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagnachmittag auf 1,1346 (Donnerstag: 1,1341) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8814 (0,8818) Euro gekostet./tav/he

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---