FRANKFURT (awp international) - Die Anleger blicken am Mittwoch ehrfürchtig auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed. Nach dem freundlichen November-Auftakt vom Vortag ging es am Mittwoch verhaltener zu. Nach freundlichem Start verteidigte der Dax nach einer Handelsstunde nur noch ein dünnes Plus von 0,03 Prozent auf 13 342,43 Zähler. Der MDax dagegen gab um 0,61 Prozent auf 23 871,49 Punkte nach, während der Eurozonen-Index EuroStoxx 0,3 Prozent gewann.

Der Mut der Anleger verblasste am Mittwoch vor der Zinsentscheidung der Fed, die hierzulande erst nach Börsenschluss ansteht. Da eine weitere Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte als ausgemachte Sache gilt, dürften Aussagen zum Ausblick entscheidend werden. "Denn viele am Markt hoffen und erwarten, dass die Fed ihr Tempo ab der nächsten Zinssitzung im Dezember drosselt. Sollten diese Hoffnungen enttäuscht werden, könnte es zu neuen Turbulenzen an den Börsen kommen", mahnte Experte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

Positiv wertete Altmann, dass selbst nach dem Anstieg um mehr als zehn Prozent seit Ende September nach wie vor kaum Gewinne mitgenommen werden. Zuletzt hat der Dax sieben Handelstage in Folge mit einem positiven Vorzeichen beendet. Seiner Meinung nach wäre es aber erst der "grosse Befreiungsschlag", wenn der Leitindex seinen 200-Tage-Durchschnitt überschreiten würde. Dieser bei Investoren beliebte Langfristindikator verläuft aktuell bei 13 656 Punkten.

Besonders deutliche Kursgewinne verzeichneten die nach der ersten Pandemie-Euphorie zuletzt schwer gebeutelten Aktionäre von Teamviewer . Die Titel des auf Fernwartung spezialisierten Softwareanbieters sprangen nach guten Quartalszahlen um 18 Prozent nach oben und testen im Zuge dessen ihren 200-Tage-Durchschnitt. Der Kurs erreichte das höchste Niveau seit Ende Juni. Börsianer zeigten sich angetan von der bereinigten operativen Marge und den in Rechnung gestellten Umsätzen (Billings).

Ebenfalls stark gefragt waren nach Zahlen die Papiere der Norma Group , die an der SDax-Spitze um 4,6 Prozent anzogen. Am Markt gab es vor allem Lob für den Umsatz und das operative Ergebnis (Ebit) des Herstellers von Verbindungstechnik. Einem Händler zufolge bringt dies den Autozulieferer in eine gute Position, um die Jahresziele zu erfüllen. Dies sei keine Selbstverständlichkeit nach einem schwachen Vorquartal und bringe damit Erleichterung.

Die Titel von Auto1 dagegen belehrten die vorbörslich noch erfreuten Anleger eines Besseren: Der Kurs des Online-Autohändlers fiel im Xetra-Handel um gut vier Prozent, während Internet-Werte nach einem starken Vortag allgemein der Rückzug antraten. JPMorgan-Analyst Marcus Diebel lobte zwar die Zahlen zum dritten Quartal, sieht damit aber noch nicht viel gewonnen. Es dürfte vielmehr noch ein paar Quartale dauern, bis sich das Vertrauen der Investoren angesichts guter Finanzkennziffern wieder einstellt.

Ein grösserer Verlierer im MDax waren mit minus vier Prozent die Varta-Papiere nach einer gleich doppelten Abstufung durch das Analysehaus Warburg. Analyst Robert-Jan van der Horst rät nun plötzlich zum Verkauf des Batterieherstellers. Die Finanzstärke des Batteriekonzerns sei kurz- bis mittelfristig begrenzt, so der Experte.

Generelle Schwäche zeigten ausserdem die Immobilienwerte, wie etwa das Dax-Mitglied Vonovia mit einem Rücksetzer um 4,6 Prozent. Hier hiess es, die Aussicht auf lange steigende Zinsen belaste nun wieder die zuletzt erholten Branchenwerte. Immobilienwerte gelten als besonders anfällig für steigende Kapitalmarktzinsen./tih/stk