FRANKFURT (awp international) - Nach dem Schock der US-Inflationsdaten am Dienstag ist es für den Dax zur Wochenmitte weiter bergab gegangen. Der deutsche Leitindex, der es vormittags noch knapp ins Plus geschafft hatte, weitete im Handelsverlauf die Verluste bei zuletzt 13 053,17 Punkten auf 1,03 Prozent aus. Der MDax der mittelgrossen Börsenunternehmen sank um 1,67 Prozent auf 24 893,53 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,61 Prozent auf 3564,18 Zähler nach unten. US-Erzeugerpreisdaten hatten keinen erkennbaren Einfluss.

Am Vortag hatte der Dax zunächst an den freundlichen Wochenstart angeknüpft und war bis an die 100-Tage-Linie herangelaufen, die den langfristigen Trend beschreibt, bevor die unerwartet beständige US-Inflation die Anleger kalt erwischte. "Es ist vor allem die weiter steigende Kernrate der Inflation, aus der die volatilen Energiepreise herausgerechnet werden, die den Anlegern Sorge bereitet, weil sie zeigt, dass die Preise quer durch die gesamte Wirtschaft steigen", schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus RoboMarkets. Die hartnäckige Teuerung dürfte die Fed nicht von ihrem Kurs abbringen, die Zinsen schnell und deutlich zu erhöhen.

Zudem sei die Stimmung weiter angespannt, "da sich nun nicht mehr nur die Frage nach der weiteren Inflationsdynamik stellt, sondern zusätzlich Fragen zur weiteren Konjunkturentwicklung in den USA und Europa entstehen", ergänzte Börsenbeobachter Andreas Lipkow. Dadurch rücke die Ende September beginnende US-Berichtssaison zunehmend in den Fokus.

Der Handelstag dürfte Molnar zufolge wegweisend sein, nicht nur für den Rest der Woche, sondern auch für die mittelfristige Entwicklung: "Schlägt der zuletzt wieder aufgekommene Optimismus komplett wieder in Inflations- und Zinsangst um, ist die Rally vorbei, ehe sie so richtig begonnen hat, und es droht erneut der Sturz des Dax in Richtung Jahrestief. Hält der Index heute die 13 000-er-Marke, gibt es zumindest aus technischer Sicht etwas Hoffnung."

Aus Unternehmenssicht schockte Kion die Anleger: Der Gabelstapler-Hersteller rechnet im dritten Quartal wegen gestiegener Kosten im Projektgeschäft mit einem Verlust im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Störungen in den Lieferketten und deutlich gestiegene Kosten belasteten das Geschäft schwer. Analyst Nicholas Green von Bernstein Research schrieb, das Problem seien Verträge des Logistikspezialisten zu festen Preisen in der Warenhausautomation. Dadurch könnten gestiegene Kosten nicht weitergegeben werden.

Die Aktien von Kion brachen als klares Schlusslicht im MDax um gut ein Viertel ihres Werts ein und waren zeitweise so günstig wie zuletzt 2013. Die Papiere des Wettbewerbers Jungheinrich fielen um 4,4 Prozent.

Bei Uniper sorgte die Furcht vor einer noch grösseren Anteilsverwässerung im Zuge des Staatseinstiegs für einen Kursrutsch von 14 Prozent und ein Rekordtief. Am Morgen hatten die Aktien des Gasimporteurs kurz noch positiv auf die aus informierten Kreisen durchgesickerte Meldung reagiert, dass auf der Suche nach einer langfristigen Stabilisierung auch eine Verstaatlichung des Konzerns geprüft wird. Derzeit überbrückt Uniper, die mehrheitlich zum finnischen Fortum-Konzern gehören, den Liquiditätsbedarf mit einer KfW-Kreditlinie. Börsianern zufolge setzte sich nach der ersten Erleichterung aber schnell die Erkenntnis durch, dass die Lösung für die Altaktionäre noch weitaus teuer als bisher werden dürfte.

Für die Papiere der Lufthansa ging es um mehr als vier Prozent nach unten, nachdem der Bund seine Beteiligung an der Fluggesellschaft komplett verkauft hat. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds veräusserte seinen zuletzt verbliebenen Anteil an internationale Investoren.

Der Online-Händler About You reduzierte wegen der sinkenden Konsumlaune und der Eintrübung der Konjunktur die Umsatz- und Ergebnisziele für das laufende Geschäftsjahr. Die Anteilsscheine knickten am Ende des Nebenwerteindex SDax um über acht Prozent ein. Analystin Georgina Johanan von der US-Bank JPMorgan sieht vor allem kritisch, dass das Management die steigenden Kosten so betonte. Dieser Aspekt sei in den Schätzungen für die Branche noch nicht ausreichend berücksichtigt.

Dagegen verhalf eine angehobene Geschäftsprognose den Anteilsscheinen des Autovermieters Sixt mit zuletzt gut einem Prozent Plus in die MDax-Spitzengruppe.

Nach einer doppelten Hochstufung durch Oddo BHF auf "Outperform" legten die Papiere des Abfüll- und Verpackungsanlagenherstellers Krones im SDax um gut zwei Prozent zu.

Der Euro legte zu und lag mit zuletzt 1,0002 US-Dollar wieder über der Parität. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,0175 (Montag: 1,0155) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9828 (0,9847) Euro.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,55 Prozent am Vortag auf 1,62 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,30 Prozent auf 130,86 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,24 Prozent auf 143,10 Punkte./gl/jha/

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---