FRANKFURT (awp international) - Konjunktur- und Virussorgen dominieren den deutschen Aktienmarkt auch am Freitag. Der Leitindex Dax fiel bis zum frühen Nachmittag um 0,44 Prozent auf 15 697,01 Punkte.

Hinweise der US-Notenbank auf eine geldpolitische Straffung womöglich noch in diesem Jahr hatten den Dax am Donnerstag um zeitweise mehr als zwei Prozent auf das tiefste Niveau seit Anfang August gedrückt. Zudem machen sich Konjunktursorgen breit angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus. Die Industrie bekommt weiter Engpässe bei wichtigen Vorprodukten zu spüren.

Auf Wochensicht deutet sich beim Dax ein Minus von 1,8 Prozent an. Sein vor einer Woche erreichtes Rekordhoch von 16 030 Zählern hat er inzwischen ein Stück weit aus den Augen verloren.

"Das Unbehagen am Markt ist zurück", schrieb Timo Emden, Marktanalyst vom Analysehaus Emden Research. Die Hoffnung auf eine anhaltende Flut des "billigen Geldes" der Notenbanken über das Jahr hinaus habe sich womöglich fürs Erste zerschlagen.

Die Bereitschaft zu weiteren Gewinnmitnahmen bei den Anlegern sei hoch und die berühmten Schnäppchenjäger dürften dieses Mal einen höheren Abschlag für Neuengagements haben wollen, ergänzte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Die gute Nachricht in diesen Tagen sei, dass die wieder fallenden Rohstoffpreise auch dazu beitragen könnten, das Argument einer nur vorübergehenden Inflation zu bekräftigen. Setze sich der Trend fort, könnte dies einen nicht allzu schnellen geldpolitischen Straffungskurs der Zentralbanken ermöglichen.

Der MDax gab am Freitag um 0,28 Prozent auf 35 507,68 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,1 Prozent.

Im europaweit weiter schwachen Autosektor knüpften die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) an ihre jüngsten Verluste an und fielen um knapp zwei Prozent. Wegen der fortgesetzten Knappheit bei Halbleitern soll die Produktion im Volkswagen-Stammwerk in Wolfsburg nach der Sommerpause ein weiteres Mal nur eingeschränkt anlaufen. Es wird Kurzarbeit beantragt. Die Papiere von BMW bildeten das Schlusslicht im Dax mit einem Minus von rund zwei Prozent.

Unter den schwächsten Werten im MDax sackten die Anteilsscheine der Lufthansa um fast vier Prozent ab. Die Papiere befinden sich bereits seit Anfang März in einem intakten Abwärtstrend. Zu Beginn der Woche hatte die Ankündigung, dass der deutsche Staat seinen Aktienanteil an der Airline zurückschrauben will, den Kurs zusätzlich belastet. Zudem steht eine Kapitalerhöhung im Raum und auch die zügige Ausbreitung der Deltavariante verschreckt die Anleger. Die Aktien des Flughafenbetreibers Fraport fielen um knapp drei Prozent.

Gefragt waren hingegen als defensiv geltende Aktien etwa aus dem Versorgersektor. So legten die Eon-Papiere gegen den schwachen Trend moderat zu. Mit einem Aufschlag von 1,6 Prozent auf 33,35 Euro waren die Anteilsscheine von RWE der Spitzenreiter im Dax. Ihnen half zudem ein positiver Kommentar der US-Bank JPMorgan: Die Analysten hatten ihr Kursziel auf 47,50 Euro angehoben und empfahlen die Aktien weiter vor dem Hintergrund des zunehmenden Fokus des Konzerns auf Erneuerbare Energien.

Der Euro kostete am frühen Nachmittag 1,1671 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,1696 (Mittwoch: 1,1723) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8550 (0,8530) Euro. Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,54 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,02 Prozent auf 146,34 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,03 Prozent auf 177,12 Zähler zu./la/jha/

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---