FRANKFURT (awp international) - Nach dem Ausbruch des Dax über die Marke von 11 000 Punkten am Freitag ist dem deutsche Aktienmarkt am Montag erst einmal die Puste ausgegangen. Der Leitindex gab am Nachmittag um 0,51 Prozent auf 11 148,40 Punkte nach. Von der Wall Street wird es keine Impulse geben, dort wird wegen eines Feiertags nicht gehandelt.

Am Freitag hatten Hinweise auf eine mögliche Einigung im amerikanisch-chinesischen Handelskrieg die Börsen noch kräftig angetrieben. Der Dax war auf den höchsten Stand seit Anfang Dezember geklettert.

Neue Zahlen aus China untermauerten am Montag jedoch die Sorgen: Die Wirtschaft des Landes wuchs im vergangenen Jahr so langsam wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr. Die Zahlen seien enttäuschend und verliehen den Börsen alles andere als Rückenwind, sagte Analyst James Hughes vom Broker Axitrader.

Der MDax der mittelgrossen Unternehmen legte dagegen um gut ein halbes Prozent auf 23 297 Punkte zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor rund ein Drittelprozent.

Der Blick der Marktakteure richtet sich zumindest kurzfristig wieder nach London. Dort will die britische Premierministerin Theresa May am Nachmittag ihren Plan B für den Brexit im Parlament vorstellen. Laut der Analystin Esther Maria Reichelt von der Commerzbank dürfte dieser aber kaum grössere Änderungen zu ihrem vergangene Woche "desaströs gescheiterten Plan A" aufweisen. Die Finanzmärkte stünden vor einer langen Phase der Unsicherheit, sagte Reichelt.

Enttäuschende Wachstumsprognosen des Konsumgüterkonzerns Henkel liessen den Aktienkurs einbrechen. Er fiel um 8,6 Prozent auf den tiefsten Stand seit rund drei Jahren und lagen abgeschlagen am Dax-Ende. Die Düsseldorfer wollen in den kommenden Jahren deutlich mehr investieren. Das dürfte die Profitabilität erst einmal schmälern. "Die grösste Gewinnwarnung ihrer jüngsten Geschichte" nannte Analystin Pinar Ergun von UBS die neuen Zielmarken von Henkel.

Papiere der Deutschen Telekom verloren 2 Prozent. Die Berenberg Bank senkte die Empfehlung für die T-Aktie auf "Verkaufen". Die Relation von Chancen zu Risiken bei den Papieren sei unattraktiv, Anleger sollten daher Kursgewinne einstreichen.

Eine Kaufempfehlung von Goldman Sachs trieb Aktien des Chemikalienhändlers Brenntag um gut 1 Prozent nach oben. Eine Hochstufung der Fraport-Aktie durch die US-Investmentbank hatte ein Kursplus des Flughafenbetreibers von gut 3 Prozent zur Folge.

Anteile von Scout24 verteuerten sich um 1,9 Prozent auf knapp 41 Euro. Die Finanzinvestoren Hellman & Friedman und Blackstone hatten 43,50 Euro je Scout24-Aktie geboten, was jedoch vom Vorstand des Betreibers von Online-Marktplätzen als unangemessen abgelehnt worden war.

Aktien des Zahlungsdienstleisters Wirecard setzten die Anfang des Jahres begonnene Erholung fort, sie stiegen um 3,6 Prozent. Im Herbst waren sie von fast 200 Euro bis auf gut 124 Euro eingebrochen.

Am deutschen Rentenmarkt gab die Umlaufrendite von 0,11 Prozent am Freitag auf 0,10 Prozent nach. Der Rentenindex Rex stieg um 0,06 Prozent auf 141,87 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,10 Prozent auf 164,22 Punkte zu.

Der Euro kostete zuletzt 1,1362 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Freitagnachmittag auf 1,1402 (Donnerstag: 1,1396) US-Dollar festgesetzt./bek/mis

--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---