FRANKFURT (awp international) - Der Dax hat sich am Donnerstag kaum von der Stelle bewegt und sich mit dem Sprung über 12 400 Punkte erneut schwer getan. Am Vormittag lugte der Leitindex kurz darüber, am Nachmittag notierte er bei 12 388,09 Punkten und plus 0,02 Prozent praktisch unverändert. Im bisherigen Wochenverlauf hat der Dax 1,5 Prozent dazu gewonnen.

Der Handelsstreit zwischen China und den USA ist um eine Eskalationsstufe reicher. Nachdem Washington am Donnerstag weitere Strafzölle für Waren im Wert von 16 Milliarden US-Dollar in Kraft setzte, schlug Peking umgehend zurück. Eine chinesische Delegation befindet sich zwar noch zu Gesprächen in Washington, wegweisende Entscheidungen werden aber zunächst nicht erwartet. Es sei aber ein gutes Zeichen, dass man sich dazu entschieden hat, miteinander zu sprechen, sagte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Bis es neue Nachrichten gebe, dürfte der Dax auf der Stelle treten, vermutet er.

Im Blick steht am Donnerstag zudem das Notenbanker-Treffen im amerikanischen Jackson Hole. Die US-Währungshüter sehen den Handelskonflikt als grösstes Risiko für die Wirtschaftsaussichten, wie das am Vorabend veröffentlichte Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung zeigte. Aktuell spreche die anhaltend robuste Konjunktur aber für weitere "graduelle" Leitzinsanhebungen. Damit unterstreiche die Zentralbank ihre Unabhängigkeit gegenüber Donald Trump, kommentierte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Der US-Präsident hatte sich zuletzt abermals wenig begeistert gezeigt von Zinsanhebungen und die Pläne der unabhängigen Notenbank kritisiert.

Im MDax der mittelgrossen deutschen Unternehmen gab es Gewinne von 0,41 Prozent auf 26 791,41 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax legte um 1,02 Prozent auf 2966,36 Zähler zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,12 Prozent. In Kürze werden noch Wirtschaftsdaten aus den USA sowie das Verbrauchervertrauen der Eurozone veröffentlicht.

Nach der Gewinnwarnung vom Vortag und dem anschliessenden Kurssturz von mehr als 13 Prozent gaben die Papiere von Continental am Donnerstag am Dax-Ende um weitere 2,2 Prozent nach. Mehrere Analysten kürzten nun ihre Kursziele. Die Experten von Mainfirst stuften die Aktien zudem auf "Neutral" ab, die von Merrill Lynch strichen sie von ihrer "Europe 1 Liste".

Die Aktien der Deutschen Bank verloren nach einer pessimistischen Einschätzung der Berenberg Bank 1,7 Prozent. Analyst Eoin Mullany rät bei einem um ein Drittel auf 8 Euro gekappten Kursziel weiter zum Verkauf. Die Deutsche Bank verliere in einer von strukturellem Niedergang geprägten Branche Marktanteile, schrieb der Experte in einer Studie und senkte seine Gewinnschätzungen drastisch.

Die Bayer-Aktien pendelten während der noch laufenden Telefonkonferenz zum Schadenersatzurteil gegen Monsanto zwischen Plus und Minus. Das Urteil ändere nichts an der Strategie, betonte der Leverkusener Agrarchemiekonzern. Bester Dax-Wert waren am Nachmittag die Anteile des Sportartikelherstellers Adidas , die sich mit plus 1,6 Prozent ihrem Rekordhoch bei 215,50 Euro näherten.

Der Veranstalter und Ticketverkäufer CTS Eventim wuchs im ersten Halbjahr dank eines boomenden Geschäfts mit grossen Konzerten und Tourneen sowie Übernahmen stärker als erwartet. Anleger hatten bereits am Vormittag vor der Öffnung der Bücher auf gute Zahlen gehofft und die Aktien um 2 Prozent nach oben geschickt. Zuletzt belief sich der Aufschlag auf 3,8 Prozent, womit die Anteile der Top-Wert im MDax waren.

Eine gestrichene Kaufempfehlung durch die Berenberg Bank setzte dagegen den Aktien der Deutsche Euroshop zu. Sie büssten als Schlusslicht im MDax 4,6 Prozent ein. Der Einkaufszentren-Betreiber habe nur noch begrenzte Wachstumsoptionen, begründete Analyst Kai Klose seine negativere Einschätzung.

RIB Software gewannen an der TecDax-Spitze mehr als 8 Prozent nach Ankündigung einer Partnerschaft und Investitionsvereinbarung mit einem amerikanischen Unternehmen. Die Papiere des Bausoftwareherstellers liessen nun auch die technische Hürde um 20 Euro hinter sich.

Nach einer Kaufempfehlung von Warburg Research kamen die Aktien des Hafen-Logistikers HHLA in Fahrt. Als bester SDax-Wert verteuerten sie sich zuletzt um mehr als sechseinhalb Prozent. Die Papiere von Tele Columbus stecken dagegen weiter in ihrem seit Monaten laufenden Abwärtstrend fest. Am Donnerstag ging es für die Aktien des Kabelnetzbetreibers am SDax-Ende um weitere 4,6 Prozent nach unten. Das Tagestief von 2,405 Euro lag nur knapp über dem zum Wochenauftakt erreichten Rekordtief bei 2,385 Euro.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,15 Prozent am Vortag auf 0,17 Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,13 Prozent auf 141,33 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,08 Prozent auf 163,07 Punkte nach. Für den Euro ging es etwas nach unten. Die Gemeinschaftswährung kostete zuletzt 1,1579 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Mittwochnachmittag auf 1,1616 Dollar festgesetzt./ajx/jha/

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---