Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Die Grünen haben das Vorhaben des Immobilienkonzerns Vonovia kritisiert, einen dritten Anlauf zur Übernahme von Deutsche Wohnen zu unternehmen. "Nur eine Woche nach der gescheiterten Kaufofferte macht Vonovia einen weiteren Versuch, die Deutsche Wohnen zu übernehmen. Sie bietet deren Aktionären jetzt 53 Euro statt bisher 52 Euro für die Aktie", erklärte die finanzpolitische Sprecherin der Grünen, Lisa Paus. "Doch unabhängig davon, ob der Spekulationsgier der zögernden Hedgefonds damit Genüge getan ist - der Mega-Immobiliendeal bleibt falsch. Denn der eine Euro mehr für die Hedgefonds heißt im Endeffekt eine Milliarde mehr zu Lasten der Mieterinnen und Mieter."

Schließlich würden die noch höheren Übernahmekosten schlussendlich wieder auf die Mieten umgelegt. Es zeige sich, dass Konzentration auf dem Wohnungsmarkt die Situation der Mieterinnen und Mieter noch weiter verschlechtere. Generell müsse die Finanzaufsicht Bafin der Übernahme noch zustimmen. "Leider ist nicht damit zu rechnen, dass die Bafin die Übernahme stoppt", meinte Paus. Wenn sich beide Parteien einig seien, sei der Spielraum der Bafin nach derzeitiger Gesetzeslage sehr eingeschränkt.

"Wir müssen politisch Pflöcke einschlagen, um Mieterinnen und Mieter vor Spekulation zu schützen", forderte Paus deshalb. Der Missbrauch durch Share Deals als "Brandbeschleuniger für Immobilienspekulation" müsse ebenso beendet werden wie die "unsägliche Praxis" von Gewinnverschiebungen, mit der Mieteinnahmen am Fiskus vorbei ins Ausland geschafft würden. Wichtig sei, dass der gemeinnützige Wohnungssektor deutlich gestärkt werde. "Wir wollen daher die Neue Wohngemeinnützigkeit als Bundesprogramm wieder ins Leben rufen", kündigte die Grünen-Politikerin an.

Vonovia plant zeitnah einen dritten Anlauf für eine Übernahme des Berliner Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen. Wie die Vonovia SE am Sonntagabend mitgeteilt hatte, will sie 53 Euro je Deutsche-Wohnen-Aktie bieten - 1 Euro mehr als bei dem vor einer Woche gescheiterten Angebot. Außerdem will Vonovia bei der Bafin eine Befreiung von der einjährigen Sperrfrist für ein neues Angebot beantragen, die sonst gilt. Vonovia und Deutsche Wohnen hätten das vorherige Business Combination Agreement für einen Zusammenschluss erneuert, da beide Konzerne ein Zusammengehen trotz des jüngst gescheiterten Übernahmeangebots "weiterhin strategisch und gesellschaftspolitisch für sinnvoll" halten, hatten beide Unternehmen erklärt.

(Mitarbeit: Ulrike Dauer)

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August 02, 2021 07:44 ET (11:44 GMT)