Bülach (awp) - Vetropack könnte sein Werk in St-Prex in der Waadt noch in diesem Jahr schliessen. Die einzige Schweizer Produktionsstätte der Gruppe sei nicht mehr rentabel, weshalb Vetropack das Konsultationsverfahren eingeleitet hat. Bis zu 180 Stellen stehen auf dem Spiel.

Über Jahrzehnte habe der Glasverpackungshersteller das Werk in St-Prex angepasst und seit 2010 mehr als 50 Millionen Franken in die Fabrik gesteckt, sagte Firmenchef Johann Reiter am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Trotzdem sei die Wirtschaftlichkeit des Standorts nicht mehr gesichert.

Laut Reiter leidet der Standort unter seiner zu geringen Grösse, den Beschränkungen durch die Lage inmitten eines stark bebauten Gebiets sowie der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit in einem deutlich härter gewordenen Marktumfeld.

Auslöser des Entscheids war das nahende Lebensende der Schmelzwanne in St-Prex, sagte Reiter. "Lebensverlängernde Massnahmen" hätten das Ablaufdatum der Wanne zwar seit 2016 herausgezögert - nun müsse das Management aber einen Entscheid fällen.

Ein Ersatz der Schmelzwanne in der Fabrik von St-Prex würde eine Investition von 30 Millionen Franken erfordern. Eine solche Ausgabe kann sich Reiter aber wirtschaftlich unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht vorstellen. "Mehr als die Hälfte der Produktion geht etwa in den Export", erklärte der CEO. Dies laste stark auf der Rentabilität.

Grossteil der Mitarbeitenden betroffen

Daher wurde ein Konsultationsverfahrens eingeleitet. Sollte sich im Rahmen dieses Verfahrens keine "tragfähige Alternative" finden, wird Vetropack das Werk nach mehr als 100 Jahren schliessen - und zwar noch in 2024.

Davon wären 180 Mitarbeitende betroffen. Und die Schliessung des Standorts würde zum Abbau des Grossteils dieser Arbeitsplätze führen. Reiter betonte, man werde sich um sozial verträgliche Lösungen für alle Mitarbeitenden bemühen.

Dem Manager zufolge steht das Werk in der Waadt heute für 6 Prozent der Gesamtkapazität von Vetropack. Im Falle einer Schliessung würden Schweizer Kunden von anderen Vetropack-Werken in den Nachbarländern aus beliefert. "Das wäre problemlos möglich", sagte Konzernchef Reiter.

Zukunft des Areals offen

Das Werk in der Waadtländer Gemeinde St-Prex liegt nicht weit des Genfersees und der Boden ist im Besitz von Vetropack. Was mit dem Areal im Falle einer Schliessung passiert, darüber mochte Reiter (noch) nicht spekulieren.

Vetropack hatte die Produktion am Hauptsitz in Bülach bereits 2002 geschlossen. Danach präsentierte sich das das einstige Industrieareal während vielen Jahren als Brache. 2012 kauften schliesslich zwei gemeinnützige Wohnbauträger das Land - heute beherbergt das "Glasi-Quartier" nördlich des Bahnhofs 580 Wohnungen.

Die "Glasi" ist damit den gleichen Weg gegangen wie viele andere ehemalige Industriegelände in der Schweiz. Sie heissen "Papieri", "Suurstoffi", "Lokstadt" oder "Guss".

ra/kw